
Doppelt so viele Teenager-Unfälle: Mindestalter 16 steht für Töffs auf der Kippe
Die Schweiz hat ihre Normen fürs Töfffahren an jene der EU angepasst: Seit 2021 darf man sich bereits mit 16 anstatt mit 18 Jahren auf ein 125er-Motorrad setzen. Mit diesen Gefährten kann man zügig beschleunigen und auch auf der Autobahn fahren.
Ganz geheuer war dem Bundesrat die Herabsetzung des Mindestalters aber nicht. Parallel dazu verlangt er seither mehr Übung: Zwölf anstatt nur acht Stunden obligatorische praktische Motorrad-Grundschulung.
Eine Auswertung des Bundesamtes für Strassen vom vergangenen März legt nahe, dass die flankierenden Massnahmen nicht den gewünschten Effekt erzielt haben. Zwischen 2021 und 2023 verunfallten im Durchschnitt 139 Motorradfahrer im Alter von 16 und 17 Jahren schwer – zuvor, im Zeitraum 2014 bis 2020, waren es durchschnittlich nur 66. Auch die Zahl der Todesopfer (11) stieg nach der Einführung der Neuerung gegenüber dem Vergleichszeitraum (10). Am häufigsten verunfallen die Töffteenager, weil sie zu schnell über die Strassen brettern und sich ablenken lassen.
Angesichts dieser Entwicklung hat die Debatte um die Alterslimite eine neue Dynamik angenommen. Politikerinnen und Politiker von links bis rechts fordern in diversen Vorstössen, dass der Bundesrat das Mindestalter für 125er-Töffs wieder auf 18 Jahre hochschraubt. Das Departement des Verkehrsministers Albert Rösti prüft jetzt diese Massnahme. Dies geht aus Antworten auf Vorstösse von Nationalrat Michael Töngi (Grüne, LU) und Nationalrätin Nina Fehr Düsel (SVP, ZH) hervor. Denkbar ist auch, dass der Bundesrat künftig eine längere Ausbildung verlangt. Bis in zwei Jahren will er eine Anpassung der aktuellen Regelung in die Vernehmlassung geben.
Defizite im Risikomanagement
Auch die Beratungsstelle für Unfallverhütung fordert, dass die Altersgrenze für 125er-Maschinen wieder auf 18 Jahre steigt. Sie verweist auf die Forschung, die zeigt, dass Teenager schlechtere Risikomanager sind. Sie verfügen über weniger Fahrerfahrung, unterschätzen die Gefahren und überschätzen sich.
Die Diskussion über die Zunahme der schwer verunfallten jugendlichen Töfffahrer fällt in eine Zeit, in der die Zahl der Verkehrstoten in der Schweiz tendenziell eher wieder steigt (250 im letzten Jahr). Die Beratungsstelle für Unfallverhütung schlug deswegen erst kürzlich Alarm und verlangt unter anderem mehr Geschwindigkeits- und Alkoholkontrollen. Der Bund seinerseits hält am strategischen Ziel fest, die Zahl der Verkehrsopfer bis 2030 auf 100 zu senken. Einiges erhofft er sich von besseren Fahrassistenzsystemen und sicheren Velowegen.




