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Fernsehdrama trifft Realität

Trash-TV und ich – eine Kombination, von der ich nie gedacht hätte, dass sie zustande kommt. Und doch bin ich kürzlich hineingerutscht: Ein Klick, und schon steckte ich mitten in «Jung, wild & sexy». Innerhalb weniger Tage hatte ich sämtliche Staffeln verschlungen. Jugendliche, die im Ausland eine Woche lang feiern, trinken, flirten und sich über Nichtigkeiten streiten, als ginge es um Weltpolitik. Und ich sass da, dachte mir: Aha, das sind also die Probleme der Welt?

Die einen sind sympathischer, die anderen weniger – wie im echten Leben eben. Trash-TV ist gnadenlos ehrlich in seiner Oberflächlichkeit. Vielleicht fesselt es uns gerade deshalb. Es lenkt ab, macht den Kopf leer, zeigt uns Konflikte, die weit genug von uns entfernt sind, um nicht weh zu tun.

Und dann stand ich zum ersten Mal in einem Zürcher Club. Musik, Lichter, Menschen – und plötzlich erkenne ich drei dieser Jugendlichen aus der Sendung. Einfach so, direkt neben mir. Keine Kameras, kein Drehbuch. Nur drei junge Erwachsene, die tanzen und lachen. Überraschend sympathisch. Am Ende eben doch auch nur Menschen wie du und ich. Aber würde ich mich für ein bisschen Fame eine Woche lang beim Feiern begleiten lassen? Wahrscheinlich nicht. Ob diese kurze Fernsehkarriere ihnen irgendwann schadet? Keine Ahnung. Vielleicht ist es nur eine witzige Erinnerung. Vielleicht holt es sie später ein.

Was ich gelernt habe: Trash-TV fängt einen schneller ein, als man zugeben möchte. Es ist wie ein Sog – plötzlich bist du mittendrin, plötzlich willst du wissen, wie es weitergeht. Und irgendwo zwischen Partylärm, Eifersuchtsdramen und Cocktailbechern merkt man: Selbst wenn der eigene Alltag mal turbulent ist – es geht immer noch verrückter, lauter und chaotischer.

Und trotzdem bleibt da ein Stirnrunzeln: Warum ziehen uns Geschichten an, die wir im echten Leben meiden würden? Vielleicht, weil Trash-TV ein Spiegel ist – verzerrt, aber einer, in dem wir uns selbst erkennen.