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Das Oltner Adventsdorf lockt rund 67’000 Besuchende an – auch die umliegenden Läden haben vom Anlass profitiert

Über dem Oltner Adventsdorf hing seit dem Start vor drei Wochen das Damoklesschwert des Lockdowns: Die Organisatoren waren Anfang Dezember nicht sicher, ob es am Ende doch noch zum Worst-Case-Szenario kommt und der Bundesrat der erstmals durchgeführten Veranstaltung vorzeitig den Stecker zieht.

Doch der Mut von Gewerbe Olten und von Mike Zettel mit seiner Firma Kein Ding GmbH haben sich gelohnt. Das zeigt sich unter anderem in den Besucherzahlen: Mit mindestens 20000 Leuten hat man gerechnet; hochgerechnet auf den letzten Abend am Donnerstag geht Zettel von rund 67000 Besuchenden aus, die den Weg in die Oltner Kirchgasse gefunden haben.

Die Besucherinnen und Besucher stehen Schlange vor dem Eingang zum Adventsdorf, wo das Covid-Zertifikat geprüft wird.

Dementsprechend zeigen sich die Organisatoren zufrieden. «Wir haben unter den schwierigen Rahmenbedingungen das Bestmögliche herausgeholt und sind sehr glücklich mit der Durchführung», sagen die beiden Co-Präsidenten Darko Bosnjak und Andreas Jäggi vom Gewerbeverein unisono. Und Mike Zettel ergänzt:

«Wir haben Menschen aus der Region, aber auch aus der ganzen Deutschschweiz und sogar aus dem angrenzenden Ausland angezogen.»

Für die grosse Resonanz macht er mehrere Gründe geltend. Zum einen seien wegen Corona einige Veranstaltungen abgesagt worden, die Werbung, die auch auf nationalen Plattformen geschaltet wurde, und die gute Mundpropaganda der Besuchenden. Zettel: «Jene Leute, die schon hier waren, haben positiv über das Adventsdorf gesprochen.»

Wartezeiten von über einer halben Stunde

Der Besucherandrang hat dazu geführt, dass es an den beiden Eingängen zu Wartezeiten von teilweise über einer halben Stunde kam. Wegen der Pandemie war das Gelände abgesperrt, und das Kontingent auf dem Areal auf 700 Personen beschränkt. Die Leute hätten das aber gut akzeptiert, auch die 3G-Regelung. An den Beschränkungen hat Zettel nichts zu mäkeln. Wahrscheinlich fühlten sich gewisse Leute deswegen sogar sicherer und hätten das Adventsdorf trotz der angespannten Coronasituation besucht, mutmasst er.

Zwei andere Auflagen der Stadt Olten machten Zettel zuerst mehr zu schaffen: Nämlich die Pflicht zu einem Bändeli für jeden Besuchenden und die Pflicht bei einer Konsumation zu sitzen. In beiden Fällen hat die Stadt aber eingelenkt: Nur wer für mehrere Tage Einlass wollte, musste sich ein Bändeli holen und so ein gültiges Zertifikat bis zum Ende der Veranstaltung vorweisen; und die Sitzpflicht hat die Stadt letztlich nicht durchgesetzt und so als Auflage quasi wieder zurückgenommen.

Mehrkosten für Auflagen von 40’000 Franken

Trotzdem kam es für die Organisatoren wegen der Auflagen der Stadt zu grösseren Zusatzkosten. Das Gesamtbudget für die abgespeckte Version Adventsdorf beläuft sich auf 200’000 Franken. Davon mussten 40’000 Franken aufgewendet werden für die Auflagen der Stadt wie die Abschrankungen für das Areal, die Bändelis, das Besucherzählsystem bei den beiden Eingängen und mehr Sicherheitspersonal. Der Gewerbeverband und Mike Zettel, die gemeinsam das finanzielle Risiko tragen, hoffen trotzdem auf eine «rote Null», sagt Andreas Jäggi.

Bereits klar ist, dass es nächstes Jahr zu einer Neuauflage des Adventsdorf kommen soll. Wie Darko Bosnjak beim Start der Veranstaltung vor den versammelten Sponsoren und Gönnern angekündigt hat, will man wachsen und etwa das Gebiet Oberer Graben in der Altstadt oder der Platz der Begegnung zusätzlich ins Adventsdorf einbeziehen. Bei der diesjährigen Ausgabe wurden auch nur rund die Hälfte der Markthäuschen verwendet, nämlich 25 der rund 50 Stück.

Ziel ist es, das lokale Gewerbe noch stärker einzubinden. Es soll aber «keine zweite Chilbi» werden, heisst es. Man setze mehr auf Qualität und den Charme des Kleinen. Bevor erste Entscheide für die Ausgabe 2022 gefällt werden, will Gewerbe Olten aber seine Mitglieder und die Marktstandbetreibenden und Schaustellenden befragen.

Region Olten Tourismus sieht noch mehr Marketingpotenzial

Profitiert vom Adventsdorf haben auch die umliegenden Läden, wie Rückmeldungen beim Gewerbeverein zeigen. Stellvertretend dafür sagt Urs Bütler von der Buchhandlung Schreiber:

«Sobald um 15 Uhr das Adventsdorf geöffnet wurde, hatte es schlagartig viel mehr Leute.»

Das habe man auch im Laden gespürt. Negativ beurteilt er das abgeriegelte Areal. Es war so schwieriger, zur Buchhandlung zu gelangen.

Für Stefan Ulrich von Region Olten Tourismus hat das Oltner Adventsdorf mit seiner Dauer von drei Wochen ein grosses Marketingpotenzial. Das Ambiente sei wunderbar mit der Altstadt, der illuminierten Stadtkirche und der Weihnachtsbeleuchtung – letztgenannte müsse einen Vergleich mit anderen Kleinstädten nicht scheuen. Zudem spreche das vielfältige Angebot mit den Marktständen, der Gastronomie und weiteren Unterhaltungsmöglichkeiten wie dem Bullenreiten mehrere Zielgruppen an.

«Wichtig ist, dass es nächstes Jahr zu einer Fortsetzung kommt», sagt er. Weil lange nicht klar war, ob die Erstauflage überhaupt stattfindet, und weil noch kein Bildmaterial vorhanden war, konnte Ulrich das Werbepotenzial noch nicht voll ausspielen. Für den Beitrag in der Wochenzeitschrift «Schweizer Familie» wurden etwa Bilder vom verschneiten Olten und dem früheren Weihnachtsmarkt in der Altstadt verwendet.