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SRF-Direktorin Wappler kündigt Stellenabbau und weitere Sparmassnahmen an – und verhängt einen Maulkorb

Die Geschäftsleitung von SRF gab heute vor dem Personal bekannt, per 2025 ein Sparpaket umsetzen zu wollen. Das Ziel: Stellen- und Finanzrahmen zu stabilisieren und das Unternehmen auf die Transformation auszurichten und fit zu machen. Mit möglichen Budgetkürzungen bei einem Ja zur SRG-Initiative habe das nichts zu tun – sagt SRF.

So hat Direktorin Nathalie Wappler gemäss Unternehmensmitteilung an einer Personalversammlung von heute Montag das strategische Unternehmensprojekt «SRF 4.0» vorgestellt, mit dem der digitale Wandel in den kommenden Jahren weiter vorangetrieben wird. Kurzfristig muss dafür «bis Ende Jahr der Stellen- und Finanzrahmen bei SRF stabilisiert werden». Die entsprechenden Spar- und Personalmassnahmen sollen bis zum Sommer ausgearbeitet und per 2025 umgesetzt werden.

Nach Abschluss von «SRF 2024» geht die digitale Transformation bei SRF in eine nächste Phase. Dies teilt das Unternehmen am Montag mit. Die Geschäftsleitung habe nach den ersten drei Etappen als nächsten Schritt das strategische Unternehmensprojekt «SRF 4.0» beschlossen, über das die Mitarbeitenden heute an einer Personalveranstaltung informiert worden sein. Bei der Erarbeitung der weiteren Transformationsvorhaben berücksichtige «SRF 4.0» die unsichere Ausgangslage, vor der sich das Unternehmen aufgrund der anstehenden politischen Prozesse befindet.

Stabilisierung der Finanzen

Kurzfristig und unabhängig vom politischen Prozess habe «SRF 4.0» zum Ziel, den Stellen- und Finanzrahmen bei SRF zu stabilisieren und ab 2025 weiterhin ein ausgeglichenes Budget sicherzustellen.

Für die digitale Transformation und aufgrund verschiedener Sparprogramme habe SRF seit 2020 sowohl Stellen ab- wie auch aufgebaut – unter anderem für neue Berufsbilder im Digitalen. Bei den nun geplanten Massnahmen handle es sich um einen notwendigen Schritt, der 2023 durch andere Einsparungen habe aufgeschoben werden können.

Es wird zum Stellenabbau kommen

Das sei nun nicht mehr möglich, wie SRF mitteilt: Um auch ab 2025 ein ausgeglichenes Budget zu erreichen, seien weitere Einsparungen und ein Stellenabbau unumgänglich. Der Schritt werde insbesondere durch die rückgängigen Werbeeinnahmen und die Teuerung nötig. Der genaue Umfang sowie die konkreten Kosten- und Stellenreduktionen werde in den kommenden Monaten im Rahmen des Projektes «SRF 4.0» erarbeitet.

Die Stellenreduktionen würden so weit als möglich über natürliche Fluktuationen sowie ordentliche und frühzeitige Pensionierungen erfolgen. Trotzdem sind Entlassungen unumgänglich. Für betroffene Mitarbeitende komme der Sozialplan zur Anwendung.

Direktorin Nathalie Wappler lässt sich in der Mitteilung zu den Gründen für den beabsichtigten Abbau folgendermassen zitieren: «Wir müssen unsere unternehmerische Verantwortung wahrnehmen und weiterhin eine ausgeglichene Rechnung präsentieren. Ab 2025 sind dafür weitere Sparmassnahmen nicht zu vermeiden, was ich ausserordentlich bedaure. Umso wichtiger ist es, den geplanten Abbau nun mit der grösstmöglichen Sorgfalt und Ruhe auszuarbeiten und dabei alle Eventualitäten zu berücksichtigen.»

In welchen Bereichen des Unternehmens der geplante Abbau stattfindet, sei noch offen. Dieser werde in den kommenden Monaten im Projekt «SRF 4.0» unter der Leitung von Kathrin Ruther, Leiterin Unternehmensentwicklung, und Reto Peritz, Abteilungsleiter Unterhaltung, erarbeitet.

Zur Verschwiegenheit verpflichtet

Zusammen mit einem kleinen Projektteam werde sie bis zum Sommer Möglichkeiten für Kosten- und Stellenreduktionen eruieren. Im Anschluss werde die Geschäftsleitung die entsprechenden Massnahmen beschliessen und die Mitarbeitenden zeitnah darüber informieren. Damit diese Arbeiten mit der nötigen Sorgfalt und Ruhe durchgeführt werden könnten, hätten sich alle involvierten Mitarbeitenden zu Verschwiegenheit verpflichtet.

Die nun geplanten Sparmassnahmen im Projekt «SRF 4.0» stehen in keinem Zusammenhang mit allfälligen Einsparungen, die sich aus den politischen Prozessen ergeben könnten. Gemeint ist damit die anstehende Volksabstimmung «200 Franken sind genug! (SRG-Initiative)» zur Finanzierung der SRG und damit von SRF. Diese würden in einem separaten Projekt ausgearbeitet.

Die nun geplanten Sparmassnahmen im Projekt «SRF 4.0» würden in keinem Zusammenhang mit allfälligen Einsparungen stehen, die sich aus den politischen Prozessen ergeben könnten, so SRF.
Bild: Keystone

Weitere Transformation sicherstellen

Zu «SRF 4.0» gehören gemäss Mitteilung auch die weitere, mittel- und langfristige digitale Transformation des Unternehmens.

Das Projektteam habe den Auftrag, bis Ende Jahr verschiedene Szenarien für das Angebot und die künftige Organisation von SRF zu erarbeiten. Mit diesem Vorgehen trage die Geschäftsleitung der unsicheren Ausgangslage Rechnung, vor der sich SRF und die SRG aufgrund der anstehenden politischen Entscheidungen befinden würden.

Direktorin Nathalie Wappler betonte an der Personalveranstaltung gemäss Eigendarstellung des Unternehmens: «Die Veränderung des Mediennutzungsverhaltens schreitet ungebremst voran – und damit auch die digitale Transformation. Trotz der unsicheren Ausgangslage ist es wichtig, dass wir uns weiter konsequent weiterentwickeln und damit auch in Zukunft ein Medienhaus für alle Menschen in der Deutschschweiz bleiben. Mit ‹SRF 4.0› stellen wir heute die Weichen, um die Legitimation unseres Angebots mittel- und langfristig sicherzustellen.» (jk)

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