
Ups! Kanton merkt im letzten Moment, dass Strasse wegen eines Felsens nicht wie geplant umgebaut werden kann
2019 lag das Baugesuch für die Sanierung und Umgestaltung der Oberen Vorstadt öffentlich auf. Der Bauperimeter erstreckt sich vom Fust bis zur Einfahrt Buchenhof (Entfelderstrasse) und beinhaltet auch den Turbinenkreisel (Kreisel Rosengarten) sowie diverse Einfahrten von Gemeindestrassen. Zum Sommerferienstart am 7. Juli hätte nun das Projekt starten sollen –mit einer siebenwöchigen Vollsperrung der Oberen Vorstadt. Sie ist eine der Haupteinfallachsen Aaraus.
Doch der Kanton wirft die Pläne nun wieder über den Haufen, zumindest teilweise. Der Grund liegt im Untergrund: Erst Anfang Juni hatte sich bei Sondierbohrungen herausgestellt, dass der Fels (Malmkalk) im nördlichen Abschnitt – vom Fust bis zum Terra Pierra – viel näher an der Oberfläche liegt als gedacht. «Aufgrund von älteren Plänen hat man ihn bis zu zwei Meter tiefer vermutet», so Projektleiter Martin Taxer.
Warum man in den rund zehn Jahren, in denen man schon am Projekt rumplant, nie auf die Idee gekommen ist, Sondierbohrungen zu machen? «Ja, das ist ein Versäumnis», sagt Taxer ehrlich. Er gibt aber zu bedenken, dass die neuen Hochwasserentlastungsleitungen der Stadt Aarau, denen der Fels im Wege sein würde, erst vor wenigen Jahren Teil des Projekts wurden. Taxer selbst war es gewesen, der kurz vor Baustart darauf bestanden hatte, doch noch Sondierbohrungen durchzuführen. «Das hat mir einfach Bauchweh gemacht mit diesem Fels, ich wollte es genau wissen», so der Projektleiter, der das Projekt Obere Vorstadt nicht von Anfang an begleitet hat.
Und jetzt? «Es wäre unmöglich, innert der sieben Wochen Vollsperrung Leitungen in diesen felsigen Untergrund zu verlegen», so Taxer. «Eine Verlängerung der Vollsperrung wollen wir aber nicht, weil es sich um eine derart wichtige Strasse handelt.» Das ganze Projekt abblasen? «Es ist alles aufgegleist und alles reserviert. Deshalb haben wir entschieden, trotzdem zu starten.»
Die Obere Vorstadt wird also wie geplant sieben Wochen gesperrt. Umgesetzt wird das Projekt aber nur von der Adolf-Jenny-Strasse her (neben dem Bezirksgericht) südwärts Richtung Kreisel und Entfelderstrasse. Der Abschnitt Adolf-Jenny-Strasse bis zum Aargauerplatz wird nicht umgestaltet, es werden aber weitere Sondierbohrungen gemacht.

Visualisierung: Kanton Aargau, Bearbeitung: nro
«Nach der Auswertung können wir sagen, ob es Planänderungen braucht oder nicht», so Taxer. Er gehe, Stand jetzt, davon aus, dass der Fels abgetragen und das Projekt wie geplant umgesetzt werden könne, einfach mit viel mehr Zeit. «Ich hoffe, dass wir im Sommer 2026 diese letzte Etappe umsetzen werden, mit einer erneuten Vollsperrung.»
Über die Mehrkosten liessen sich aktuell noch keine Aussagen treffen, so der Projektleiter. «Vermutlich würde es aber keinen grossen Unterschied machen, ob wir das Projekt in zwei Etappen umsetzen oder nun alles abbrechen und nächstes Jahr das komplette Projekt realisieren.» Teurer als bisher gedacht wird es sowieso. Die Gesamtkosten belaufen sich – ohne die neusten Probleme – auf 4,4 Millionen Franken, die Stadt Aarau und ihre Werke beteiligen sich mit 2,6 Millionen Franken.