
Eurobus, Twerenbold oder Carmäleon sind im Trend – was Busreisen in diesem Sommer so beliebt macht
Mit dem Fernbus zu reisen, selbst mit Dieselantrieb, sei ökologischer als mit dem Zug, sagte Thomas Knecht, Inhaber der Knecht Gruppe, bei einerTestfahrt des ersten komplett elektrisch angetriebenen Reisebusses im April. Dies, weil solche Busse meistens bis auf den letzten Sitz ausgelastet seien und weniger wiegen.
Zur Knecht Gruppe gehört Eurobus, das in Windisch seit 2014 das wohl grösste Reisezentrum der Schweiz führt. Wie sieht es in Zeiten von Klimawandel aktuell aus mit der Nachfrage nach Carreisen? Laut Eurobus-Geschäftsführer Kilian Elsasser verläuft die aktuelle Reisesaison «sehr erfolgreich».
Betreffend Destinationen würden aktuell auffallend weniger heisse Regionen aufgesucht: Rundreisen in die Bretagne, nach Südengland oder Norwegen seien sehr beliebt. Doch auch die Nachfrage nach den wöchentlichen Badeferienfahrten nach Jesolo, Elba, Rimini oder in die Toskana sei derzeit hoch.
Italien steht auch für den Spätsommer und Herbst hoch im Kurs. «Auffällig ist, dass sich die Reisesaison im Vergleich zu den Vorjahren spürbar verlängert», sagt Kilian Elsasser. Selbst im November reisen viele mit Eurobus nach Italien, wenn die Temperaturen milder oder gar schon kühl sind und es weniger Touristen gibt.
Hoch im Kurs bleiben die Fahrten in den Europa-Park, der Klassiker von Eurobus, mit Einstiegsmöglichkeit in mehreren Aargauer Ortschaften. Neu fährt Eurobus auch ins Pariser Disneyland. Busreisen werden neuerdings vermehrt kurzfristig gebucht: Das Segment der Last-minute-Angebote wachse stark. Eurobus bietet drei verschiedene Komfortklassen und könne so eine breite Kundschaft abholen.
Twerenbold: Reisen ins kühlere Skandinavien besonders gefragt

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Das 130-Jahr-Jubiläum von Twerenbold mit grossem Busterminal in Baden-Rütihof ist bisher ein ziemlich erfreuliches. Die Anzahl Busreisen sei im Vergleich zum Vorjahr nochmals leicht angestiegen, wie Geschäftsleiter Thomas Meier sagt. Genaue Zahlen veröffentlicht das Unternehmen nicht. Die gesamte Flotte von 75 Reisebussen sei aber von April bis Oktober «praktisch durchgehend im Einsatz».
Jetzt im Sommer seien bei Twerenbold vor allem Reisen in den Norden Europas sehr gefragt: Skandinavien, Irland, Grossbritannien, Belgien oder Norddeutschland. Auch Ausflüge ins nähere Ausland, in die Bergregionen Österreichs oder Frankreichs, seien beliebt.

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Nebst Destinationen hebt Thomas Meier auch die thematischen Reisen hervor: E-Bike-Ausflüge mit professionellen Guides oder Musik-Reisen, zum Beispiel. «Im Sommer führen diese zu den schönsten Open-Air-Bühnen in Verona, Bregenz, Erfurt oder Mörbisch, da die bekannten Musikhäuser wie die Semperoper, Elbphilharmonie oder Scala di Milano im Sommer eine Pause machen.»
Im September und Oktober sehnen sich offenbar viele, das Sommergefühl möglichst zu verlängern: Dann steigt die Nachfrage nach Carreisen in den wärmeren Süden, etwa nach Italien, Spanien, Portugal, Kroatien oder Griechenland.
Die Cars von Twerenbold sind mit einem Durchschnittsalter von dreieinhalb Jahren noch ziemlich jung. Die Flotte galt zuletzt nach eigenen Angaben als die modernste der Schweiz. Thomas Meier hebt auch deshalb den Faktor Nachhaltigkeit hervor. Gut die Hälfte der Twerenbold-Busse seien aber solche mit nur drei Sitzen pro Reihe. Breit und bequem für lange Reisen, hingegen mit weniger Passagieren.
Carmäleon: Weniger Rundreisen, dafür mehr Kurztrips

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Im Aargau als etwas kleinerer Anbieter präsent ist das Carreisebüro Carmäleon mit Sitz in Rekingen im Zurzibiet. Es gehört zur Indermühle-Gruppe und arbeitet auch mit anderen Busunternehmen zusammen wie Gebr. Merz aus dem Seetal, Brem aus dem Fricktal oder Pegasus aus Baden.
Carmäleon spürt dieses Jahr einen leichten Rückgang im Bereich Gruppenreisen. «Allerdings weniger bei der Anzahl der Buchungen, sondern eher bei der Reisedistanz», wie Geschäftsführer Andreas Indermühle erklärt. «Während in den Vorjahren viele Firmen- und Vereinsausflüge mehrtägige Fahrten nach Süddeutschland, Österreich oder ins Piemont buchten, sind es dieses Jahr vermehrt Tages- und Kurzdistanzen, die bevorzugt werden.»

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Beliebt bei den Kurztrips seien Destinationen wie Deutschland, Österreich oder Südtirol. «Diese Reisen kombinieren Kultur, Kulinarik und landschaftliche Erlebnisse», erklärt er. Grosse Nachfrage verspürt das Unternehmen insbesondere bei Eventreisen: Basel Tattoo, Karl’s kühne Gassenschau, die Thunerseebühne oder das Trauffer-Konzert seien innert Tagen ausgebucht gewesen.
Komfortabel nach einem Grossevent direkt nach Hause gefahren zu werden, werde offenbar sehr geschätzt. «Die Nachfrage ist so gross, dass wir bereits im Mai 2024 das Frühjahr 2025 für Buchungen öffnen mussten.» Mittlerweile seien erste Reisen fürs Frühjahr 2026 bereits buchbar.
Carmäleon habe die saisonalen Schwankungen zuletzt etwas glätten können, wie das Unternehmen sagt. Nach einem eher unterdurchschnittlichen Frühjahr seien die Sommer- und Herbstmonate nun stark gefragt. «Alles in allem erleben wir ein spezielles Jahr – aber keinesfalls ein schlechtes», so Andreas Indermühle. «Das Reiseverhalten hat sich etwas verändert, was wir als Chance sehen, unser Angebot weiterzuentwickeln und neue Reiseideen umzusetzen.»