
Nach 700-Millionen-Investition: Firma Dottikon steigert Umsatz und Gewinn – Trocknungsanlage feierlich eingeweiht
Der grosse Investitionsplan von Markus Blocher scheint aufzugehen: Entgegen pessimistischer Voraussagen von Analysten, die zuletztmit einem Rückgang von Gewinn und Marge rechneten, konnte das Chemieunternehmen Dottikon Exclusive Synthesis (ES) am Mittwochmorgen durchweg starke Zahlen präsentieren.
So steigerte sich der Reingewinn im Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr um 31 Prozent auf 106 Millionen Franken. Der Nettoumsatz stieg um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr, vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gar um 27 Prozent. Nur der Cashflow sank leicht, betrug aber weiterhin hohe 96 Millionen Franken.Vor einem Jahr stand er bei 103 Millionen, vor zwei Jahren bei 90.
Dieser Geldfluss ist auch nötig, um die Investitionen zu stemmen: 554 Millionen Franken wurden in den letzten fünf Jahren in die Erweiterung der Anlagen gesteckt. 170 Millionen sollten im laufenden Jahr folgen. Damit wärendie vorgesehenen rund 700 Millionen Frankenerreicht.
Dottikon ES liess neue Produktions- und Trocknungsanlagen für chemische Pharmawirkstoffe bauen. Die Kapazität des Betriebs wird dadurch verdoppelt.Die neue Trocknungsanlage läuft bereitsteilweise und wurde anlässlich der Präsentation der Jahreszahlen am Mittwoch offiziell eingeweiht.
Nun werden auch die neuen Produktionsstrassen schrittweise in Betrieb genommen. Bis Ende nächstes Jahr sollen alle laufen. Der ursprüngliche Zeitplan werde eingehalten, auch nachdem Markus Blocher im Dezemberdie Oberbauleitung wechseln musste. «Jetzt läuft es», bestätigte er an der Präsentation auf Anfrage.
Zu Trump: «Im Kern etwas Wahres, aber brachiale Methoden»
Ähnlich wie die ebenfalls im Aargau tätigen Firmen Siegfried oder Lonza stellt Dottikon ES unter anderem Pharmawirkstoffe her, die in den weltweit meistverkauften Medikamenten zu finden sind. Entsprechend verfolgt Markus Blocher das Weltgeschehen mit vitalem Interesse.
«Die neue erratische Handelspolitik der USA» habe zusätzliche wirtschaftliche Unsicherheit geschürt, der Handelskrieg werde «unweigerlich das weltweite Wirtschaftswachstum beeinträchtigen», schreibt er dazu im Jahresbericht. «Auch der konjunkturresistente Pharmamarkt wird davon betroffen sein.»
Trotz möglicher Verzögerung in der Marktzulassung neuer Medikamente in den USA, dem wichtigsten Pharmaabsatzmarkt, zeige die Entwicklung aber nach oben: Die Menschen werden älter, die Nachfrage nach Medikamenten, die auf die Spezialchemie von Anbietern wie Dottikon ES angewiesen sind, werde steigen. Betreffen dürfte dies insbesondere die Bereiche Onkologie, Immunologie, Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Neurologie.
«Über 70 Prozent der unverzichtbaren Medikamente haben keinen US-basierten Hersteller», erklärte Markus Blocher den Grund, warum Donald Trump mehr in seinem Land produzieren lassen will. Die Dinge, die Trump anreisse, hätten «im Kern etwas Wahres dran». Nur seine Methoden seien «brachial». Zölle aber seien auf jeden Fall schlecht für die Wirtschaft.

Bild: Dlovan Shaheri
Lieber Gespräche an der Kaffeemaschine als «den Quatsch von Homeoffice»
Dottikon ES verkauft heute 73 Prozent der Firmenerzeugnisse im europäischen Ausland, 17 Prozent in der Schweiz, 9 Prozent in den USA und 1 Prozent in Asien. Die Anzahl Mitarbeitende wuchs Stand Ende März auf 830 Vollzeitstellen.
«Man muss sich einfach dem Wettbewerb stellen und im Endeffekt besser sein als die Konkurrenz», so Blocher, der sich in üblicher Manier gegen «den Quatsch vom Homeoffice und all dem ‹Chäs›» aussprach. Innovationen geschehen, indem die Leute interagieren, nicht selten durch Zufallsgespräche an der Kaffeemaschine. Indem das Personal «viele Stunden zusammenarbeitet». Man müsse sich intensiv mit der Materie auseinandersetzen, sonst erfasse man die Komplexität nicht. «Wir arbeiten viel, das führt am Schluss zu Produktivität.»
«Dividenden gibt es dann, wenn wir mal keine Ideen haben»
Immer wieder gefragt wird Markus Blocher nach der Auszahlung von Dividenden: Aktuell feiert Dottikon ES 20 Jahre des Gangs an die Börse, das Unternehmen ging damals als ein Spin-Off der Firma EMS Chemie von seiner Schwester Magdalena Martullo-Blocher hervor. Dividenden gab es seither kaum, auch dieses Jahr nicht.
Markus Blocher fand dazu klare Worte: Andere Unternehmen, auch im Pharmabereich, schütten immer mehr Dividenden aus, nähmen sogar im Rahmen der aktuell tiefen Zinsen Darlehen auf dafür, was auch Druck mache auf die Medikamentenpreise. So steige zwar der Aktienkurs, «viel Wertschöpfung ist da aber nicht drin».
Bei Dottikon sei das anders: «Dividenden gibt es dann, wenn wir mal keine Ideen haben, was aber ein schlechtes Zeichen wäre», sagt Markus Blocher. «Solange wir noch innovativ investieren können, macht es keinen Sinn, Dividenden zu zahlen. Wir wollen keine Dividendenaktie sein. Wir wollen gute Ideen verwirklichen.»
Auch nach dem 700-Millionen-Paket stehen Investitionen an: «Die Planungsarbeiten für die Erweiterung der chemischen Kleinmengenproduktion und den Bau einer neuen Pilotproduktionsanlage für Pharmawirkstoffe werden im laufenden Jahr wieder aufgenommen», liest man im Jahresbericht.

Bild: Dlovan Shaheri