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Geschmackssensorik in Gränichen: Auf der Suche nach dem besten Süssmost

Der jährliche Grand Prix Süssmost auf dem Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg rückt regionale Süssmostproduzenten in den Vordergrund. Am gestrigen Donnerstag fand der Wettbewerb zum 28. Mal statt.

Wessen Frucht ist zum süssen Sieg gereift? Diese Frage wurde am gestrigen Aargauer Grand Prix Süssmost des Verbandes Aargauer Obst Veredler (VAOV) beantwortet. Der jährliche Wettbewerb zur Bewertung von naturreinen Fruchtsäften fand wie üblich auf dem Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg statt, das die Degustation des VAOV mit seinen Fachspezialisten Yannick Wagner (Weinbau) und Andreas Klöppel (Obstbau) unterstützt. Vom erfahrenen Degustatoren-Team beurteilt wurden 40 Süssmost- und zehn Gärsaftmuster. Hinzu kam eine Spezialsorte – jene mit Quittensaft.

In Reih und Glied: Die verschiedenen Muster sind anonymisiert.
Bild: Olga Kuck

«Beim Aargauer Grand Prix Süssmost geht es nicht nur um die Auszeichnung, sondern auch darum, die Mostqualität zu prüfen und die Produzentinnen und Produzenten zur kontinuierlichen Verbesserung zu motivieren», so Klöppel, der selbst langjährige Erfahrung bei der Verarbeitung von Obstsäften hat.

Geschwungen, nicht geschüttelt – eine Degustation erfordert Aufmerksamkeit.
Bild: Olga Kuck

Klöppel berichtet weiter über die wettertechnischen Herausforderungen des vergangenen Jahres, die zu einer geringeren Anzahl an Mostmustern führten. Und gutes Rohmaterial sei natürlich sehr wichtig für die Mosterei. «Für einen ausgezeichneten Most spielt das handwerkliche Können eine genauso wichtige Rolle wie gesunde und reife Früchte,» fügt Klöppel hinzu.

Auch der Geruch der Saftmuster ist ein wichtiges Kriterium.
Bild: Olga Kuck

Die Süssmost-Degustation begann typischerweise mit der visuellen Begutachtung, um Farbe und Klarheit zu bewerten. Anschliessend folgte das Riechen, was Hinweise auf Frische und Fruchtart gibt. Beim Verkosten wurden Geschmack und Mundgefühl beurteilt, wobei auf die Balance zwischen Süsse, Säure und anderen Geschmacksnuancen geachtet wurde. Klöppel: «Für jedes Saftmuster wird eine detaillierte Beurteilungskarte erstellt, auf der unter anderem Aspekte wie Fruchtaromatik, Harmonie und der Gesamteindruck festgehalten werden.» Exzellente Säfte können gesamthaft bis zu 20 Punkte und damit eine Goldmedaille im Aargauer Grand Prix Süssmost erlangen. Bei Punktegleichstand kann es also auch mehrere Sieger geben. Aus ihren Reihen wird in einer Endausscheidung der Jahressieger gekürt.

Zur Neutralisierung während der Degustation gibt es für die Experten Wasser und Brot.
Bild: Olga Kuck

Da es beim diesjährigen Aargauer Grand Prix Süssmost vier Teilnehmer mit 20 Punkten hatte, wurde im Rahmen der Endausscheidung innerhalb der vier nochmals degustiert. Das Gremium entschied sich für das eingereichte Süssmostmuster von Barbara Neeser aus Reitnau und kürte sie zur Jahressiegerin. Mit diesem Ergebnis hat Neeser auch die Qualifikation für den nationalen Wettbewerb erhalten.

Barbara Neeser, Reitnau – 20 Punkte

Rudolf Neeser, Reitnau – 20 Punkte

Lukas Schilling, Leibstadt – 20 Punkte

Andreas Ritter, Schupfart – 20 Punkte

Erich Staudacher, Mandach – 19 Punkte

Andreas Ritter, Schupfart (mit weiterem Mostmuster) – 19 Punkte

«Der Grand Prix hat in meinen Augen eine wesentliche Bedeutung. Er fördert die Anerkennung und den Absatz von Produkten kleinerer regionaler Erzeuger, was wiederum die lokale Landwirtschaft stärkt», meint Klöppel. «Indem die Veranstaltung die Bedeutung von nachhaltiger Landwirtschaft und naturnaher Produktion hervorhebt, unterstützt sie auch die Herstellung gesunder Lebensmittel.»

Andreas Klöppel ist Fachspezialist Obst am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg und einer der Degustations-Experten des Aargauer Grand Prix Süssmost.
Bild: Olga Kuck

Nicht zuletzt sei der Grand Prix auch eine gute Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen und das traditionsreiche Getränk zu ehren. «Wir sind doch alle Genussmenschen – deshalb liegt uns guter Most auch am Herzen», meint Klöppel schmunzelnd. Und das ist wohl der Kern der Sache.