
Der Weinkonsum bricht ein – Bund spricht von besorgniserregendem Trend
Das Gläschen Wein zum Essen, das Anstossen zu einem freudigen Ereignis, das gesellige Zusammensein mit etwas Rotem oder Weissem verliert hierzulande immer mehr an Bedeutung. Im letzten Jahr wurden in der Schweiz noch 218,4 Millionen Liter Rot- und Weisswein konsumiert. Das sind knapp 8 Prozent weniger als 2023, wie das Bundesamt für Landwirtschaft am Dienstag mitteilt.
Es spricht von einem «besorgniserregendem Trend» im Weinbau, der sich auch im angrenzenden Ausland und in der EU beobachten lasse. Vor allem die junge Generation wendet sich laut dem Bund vom Wein ab.
Interessant ist ein Blick in die Vergangenheit. Noch 1994, als gut 7 Millionen Menschen in der Schweiz lebten, belief sich der gesamthafte Weinkonsum auf fast 300 Millionen Liter, jetzt sind es gut ein Viertel weniger. Pro Kopf sank der Konsum in diesem Zeitraum bei der erwachsenen Bevölkerung von etwa 54 auf 33,7 Liter im Jahr.
Mit einem Minus von 16 Prozent brach 2024 der Konsum von Schweizer Weinen besonders stark ein. Die 77,4 Millionen Liter entsprechen einem Marktanteil von 35,5 Prozent (minus 3,4 Prozent). Mit 70 Millionen Liter steht Italien an der Spitze der Weinimporte, gefolgt von Frankreich und Spanien.
Sucht Schweiz fordert höhere Alkoholbesteuerung
In der Schweiz wird seit Jahren immer weniger Alkohol getrunken. Von gut 20 auf 8,6 Prozent verringert hat sich in den letzten 30 Jahren auch der Anteil an Menschen, die täglich Alkohol trinken. Für die Stiftung Sucht Schweiz ist das aber kein Grund für Entwarnung. Gestiegen ist nämlich zum Beispiel der Anteil Rauschtrinkender in den jüngeren Generationen.
Fast ein Viertel der 15- bis 19-Jährigen hat sich gemäss dem aktuellen Suchtpanorama in den letzten dreissig Tagen mindestens einmal in den Rausch getrunken. Sucht Schweiz fordert eine höhere Alkoholbesteuerung, Gesundheitswarnungen auf Behältern und ein landesweites Nachtverkaufsverbot. Die Stiftung kritisiert, dass zum Beispiel Wein nicht besteuert werde und Bier nur sehr tief.
Auch im Parlament ist der Weinkonsum Thema. Der Walliser SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor forderte in einer Motion, dass Schweizer Restaurants in ihrem Angebot mindestens zur Hälfte einheimische Weine anbieten müssen. Der Bundesrat sah darin aber einen Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit. Auch der Nationalrat lehnte den Vorstoss ab.