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Ankommen mit Anlauf

Ich habe sie bekommen. Die Wohnung, über die ich im Frühling geschrieben habe. Die mit dem Bauchgefühl. Mitten im Grünen, zwischen Feldern, Wald und Wiesen – und ziemlich genau da, wo mich seither jeden Abend ein Junikäfer angreift.

Aber von vorn. Der Umzugstag war das Gegenteil von ländlicher Idylle: Stress, Staub, Möbelteile in der Hand, Waschmaschine im Nacken, hundemüde. Während ich von früh bis spät zwischen alter Wohnung, Putzkübel und Kisten pendelte, fragte ich mich mehrfach, warum ich das alles eigentlich tue. Danach: Tiefschlaf. Und seitdem? Ruhe. Weite. Platz in der Küche. Und das gute Gefühl, angekommen zu sein.

Es ist erstaunlich, wie schnell sich ein Zuhause anfühlen kann wie – na ja, zu Hause eben. Vielleicht, weil man plötzlich durchatmen kann. Vielleicht auch, weil liebe Menschen helfen, Lampen aufzuhängen. Oder weil der Hund im nächsten Moment Esel, Hühner und Schafe zu seinen besten Freunden erklärt. Dorf ist, wenn die Nachbarn schon wissen, dass du in den «Bunker ganz vorne» gezogen bist – bevor du überhaupt weisst, dass dein neues Zuhause einen Spitznamen hat.

Nur einer macht mir das Leben schwer: der Junikäfer. Und zwar nicht einer. Dutzende. Ganze Staffeln davon, die mit voller Geschwindigkeit auf Stirn, Arme und Beine zielen. Ich mag keine Insekten. Aber sie mögen offenbar mich. Was dazu führt, dass ich bei Abendspaziergängen mit meinem Hund Naboo nicht selten fluchend über die Felder renne – verfolgt von einem Käfer, der aussieht wie ein übermotivierter Drohnenprototyp.

Was die Einheimischen wohl denken, wenn sie mich kreischend über den Acker hüpfen sehen? Wahrscheinlich: Willkommen im Dorf. Oder auch: Das gibt sich. Ich hoffe es. Aber wenn nicht – auch gut. Ich glaube, ich bleibe trotzdem.