
«Familienfreundlicher, ohne an Attraktivität zu verlieren»: Das sind die Neuheiten der diesjährigen Oltner Chilbi

Magisch wurde es erst am Schluss – hat die Technik der Musik einen Streich gespielt?
Gotthard hat dem Heitere in Zofingen schon etliche magische Nächte beschert – 1997, 2001 und zuletzt 2015, jeweils vor ausverkauften Rängen. Auch in diesem Jahr sorgte die Tessiner Band mit 8000 Leuten für ein volles Haus – erstmals im Rahmen der Magic Night.
Streicher sind für Gotthard keine neue Erfahrung. Mit den G-Strings und vor einem Jahr im KKL Luzern mit dem 21st Century Orchestra hat die Band schon viel Erfahrung gesammelt. Die G-Strings waren auch diesmal dabei – und unter der Leitung von Christof Brunner das Sinfonieorchester TiFiCo, das auf solche genreüberschreitende Projekte spezialisiert ist. Was konnte da noch schiefgehen? Alles schien angerichtet für einen unvergesslichen Abend unter freiem Himmel. Gänsehaut garantiert.

André Albrecht
Dann legte die Band mit der sinfonischen Unterstützung los. Sänger Nic Maeder war topmotiviert. Doch das Orchester konnte man fast nur erahnen. Trotz personeller Übermacht konnten sich die Streicher nicht gegen die Hard Rocker durchsetzen. Erst recht nicht in schnellen, harten Stücken wie «Hush». «Streicher braucht es hier nicht», notierte der Musikkritiker. Etwas besser hörte man die Streicher in Balladen wie «C’est la vie» oder «One Life One Soul», also in langsamen Stücken, wo Schlagzeuger Flavio Mezzodi gar nicht erst einsetzte oder nur ganz dezent spielte. Trotzdem nahmen wir nur eine leichte, sinfonische Grundierung wahr. «Der Mehrwert ist relativ klein», notiert der Kritiker.
Hätte sich die Band etwas zurücknehmen sollen? Über weite Strecken des Konzerts kam das Orchester jedenfalls kaum zur Geltung. Es konnte sich nicht entfalten. Das änderte sich erst bei «Mountain Mama». Plötzlich hörten wir gegenläufige Melodien, rhythmische Akzente der Streicher. Geht doch! So haben wir es erhofft, ja erwartet. Hat uns die Technik einen Streich gespielt? Und ganz am Ende kommt es doch noch zum Happyend. «This is such a magic moment», ruft Maeder.
Vanessa Amorosi muss sich nicht verstecken
Mit viel Vorfreude wurde zuvor auch das Konzert der neu formierten Eurythmics mit Gitarrist Dave Stewart erwartet. Sängerin Annie Lennox ist zwar nicht mehr dabei, dafür hat der Bandleader eine Frauenband mit der famosen Sängerin Vanessa Amorosi um sich geschart. Der Band war es hoch anzurechnen, dass sie die Hits und Klassiker wie «Who‘s That Girl», «Miracle Of Love», «Missionary Man», Sisters Are Doin It For «Themselves» und Sweet «Dreams nicht einfach runter spulte, sondern mit neuem Leben füllte und neue Färbungen zuliess.

André Albrecht
Die neuen Interpretationen konnten atmen, lassen Platz für Interaktion und Soli zu. Vor allem die Harmonika-Spielerin Indiara Sfair durfte sich entfalten. Stewart nahm sich dagegen auffällig zurück und überliess den Damen die Bühne. Klar darf man das unnachahmliche Timbre von Annie Lennox vermissen, doch Leadsängerin Vanessa Amorosi muss sich überhaupt nicht verstecken. Sie ist eine Wucht. Für Ärger sorgte nur die Technik: Wieder einmal war die Bassdrum viel zu laut.
Anastacia hat wieder Tritt gefasst
Dass es mit der Technik auch von Anfang an gehen könnte, bewies zum Abschluss der «Magic Night» Anastacia. Die amerikanische Sängerin hat nach persönlichen, gesundheitlichen und künstlerischen Krisen ganz offensichtlich wieder Tritt gefasst und präsentierte sich auf dem Heitere in bestechender Form. Mit ihrer achtköpfigen Band bot sie eine perfekt geschmierte Show und überzeugte mit Humor, Persönlichkeit und Stimme.

André Albrecht

«Kommt ein Reisecar, geht’s ab» – so verläuft ein Morgen an der ältesten Raststätte der Schweiz

Erster Abend auf dem Heitern mit Anastacia & Co. ist Geschichte: Das sind die schönsten Bilder

«Das wird richtig geil»: Beim Tractor Pulling geht es heuer erstmals um Euro-Cup-Punkte

Besser als DJ BoBo, Loredana und Sophie Hunger – was ist das Geheimnis der Fäaschbänkler?

«Klein, aber fein»: Die Rothacker-Chilbi in Walterswil lädt ein und setzt auf familiäres Flair statt auf Konkurrenz zur Oltner Chilbi
Wie die Jahre zuvor findet die Chilbi in Walterswil zeitgleich mit der Oltner Chilbi, der drittgrössten der Schweiz, statt. Was wie ein Konkurrenzkampf wirkt, ist in Wirklichkeit keiner. Yvonne von Arx, Präsidentin des Organisationskomitees, erklärt: «Wir sind eine kleine Familienchilbi.» Das Ziel sei es nicht, sich an der Chilbi der Dreitannenstadt zu messen. Der Charme der Walterswiler Veranstaltung liege dabei in der heimeligen Atmosphäre. «Es ist klein, familiär und gemütlich», schildert von Arx.
Im Vorfeld habe es vier Sitzungen des OKs gegeben, immer in Absprache mit den Vereinen. «Wir handeln in deren Namen», sagt von Arx. Die Aufbauarbeiten beginnen morgen Donnerstag, Schausteller und Vereine seien dann vor Ort. Das Zelt werde schon früher aufgestellt. Das OK schreibt in einer Medienmitteilung: «Die Dorfvereine und Schausteller freuen sich, am Freitag bereits ab 18 Uhr möglichst viele Besuchende an der Rothacker-Chilbi begrüssen zu dürfen.» Am Samstag ab 17 Uhr werden Besuchende an «verschiedenen Ständen» durch die Dorfvereine bewirtet.
Dem Programm ist zu entnehmen, dass am Sonntag gemeinsam mit dem Jodlerklub Safenwil-Walterswil ein ökumenischer Chilbi-Gottesdient stattfindet. Anschliessend könne über das Areal spaziert werden, am Nachmittag finde das «Kuh-Bingo» statt, wie die Jahre zuvor bereits. Für das Feld mit der gezogenen Nummer gibt es einen Hotelgutschein sowie Restaurationsgutscheine für die umliegenden Felder. «An der kleinen, aber feinen Chilbi hat es für jeden Geschmack etwas!», schliesst das OK.
Moderates Wachstum, terminliche Anpassung
«Wir möchten schon etwas grösser werden», sagt die OK-Präsidentin. «Dieses Jahr sind wir ein paar Stände mehr, aber es ist nicht so, dass wir auf Biegen und Brechen alle nehmen, die sich anmelden.» Für die Veranstaltung vom 8. bis 10. August kämen vier Stände neu hinzu: Das Alemannenhaus mit einem Bus, der Getränke und «Hörnli mit Ghacktem» verkauft, die Engelberger Spielgruppe, die Primeo Energie sowie ein Stand zugunsten der Kinderkrebshilfe Schweiz. Die Jugendarbeit SAWA und der Jugendtreff Walterswil nehmen zusätzlich die altbekannte Kegelanlage wieder in Betrieb.
Zusätzlich gebe es nächstes Jahr noch eine Neuerung: Die Rothacker-Chilbi wird um eine Woche nach hinten geschoben. Der Grund dafür ist allerdings nicht die grössere Chilbi in Olten. Die OK-Präsidentin sagt: «Es ist wegen des ‹Heitere›.» Das Aargauer Open Air findet ebenfalls zeitgleich mit den beiden Chilbis statt. Deshalb sei es schwer, Helfende zu finden. «Der Unihockeyverein UHC Yardstick Walterswil, ein Verein mit vielen Jungen, hat gefragt, ob wir die Chilbi nicht verschieben könnten.» Somit wird der Terminkonflikt für nächstes Jahr aus dem Weg geschafft.
Yvonne von Arx erwartet mehr als 500 Besuchende. «Am Sonntag hatten wir letztes Jahr wenige Leute, weil es sehr heiss war.» Die Veranstaltung sei sehr wetterabhängig. Wie im letzten Jahr sei auch heuer das Ziel, die «Chilbi-Tradition» fortzuführen – vielleicht nicht mit der Grösse der Oltner Chilbi, aber mit ganz viel familiärem Flair.

«Ich wollte mit dem Sunday Brunch einen musikalischen Spielplatz bauen, auf dem alles erlaubt ist»

«Das Schönste ist die Dankbarkeit» – Simon Derendinger setzt sich mit Leidenschaft für die Jugend ein
Ganz oben im Safenwiler Kirchgemeindehaus hat sich Simon Derendinger sein Büro eingerichtet. Er ist seit kurzem für die Jugendarbeit von Safenwil und Walterswil zuständig. Und schnell wird klar: Jugendarbeit ist seine Leidenschaft. «Es ist fast zu schön, um wahr zu sein», beschreibt Derendinger seine Aufgabe. Der Job mache ihm grossen Spass. «Das Schönste ist die Dankbarkeit der Kinder und Jugendlichen.»
Begonnen hat alles im April. Nachdem Safenwil und Walterswil ein Jugendkonzept ausgearbeitet hatten – Ziel war neben dem Jugendtreff weitere Angebote zur Verfügung zu stellen – wurde die Stelle geschaffen. Simon Derendinger bewarb sich und bekam prompt einen positiven Bescheid. Kein Wunder. War er doch schon während der Erstellung des Konzepts am Prozess beteiligt. Ausserdem leitet er seit Jahren ehrenamtlich den Jugendtreff in Safenwil und ist in der Jugendkommission tätig. «Das werde ich auch weiterhin ehrenamtlich machen», bekräftigt er.
Das Vertrauen ist bereits vorhanden
Die Arbeit im Jugendtreff kommt Derendinger bei seiner neuen Aufgabe als Jugendarbeiter zugute. «Die Jugendlichen kennen mich schon und sprechen mich von sich aus an. Es herrscht bereits ein Vertrauensverhältnis. Das erleichtert den Einstieg enorm.» Neben zahlreichen Aktivitäten und Workshops wie etwa einem Break-Dance-Workshop, Grill and Chill oder die offene Turnhalle, die Derendinger organisiert, hat er auch stets ein offenes Ohr für die Probleme der Kinder und Jugendlichen. «Ich unterstütze bei Problemen oder bei der Lehrstellensuche», so Derendinger. Es gebe viele Themen, über die die Kinder nicht mit ihren Eltern oder Lehrer sprechen möchten. «Dafür bin ich da. Ich höre zu und unterstütze, wenn dies gewünscht wird. Natürlich bleibt alles, was besprochen wird, vertraulich.» Derendinger arbeitet auch mit der Schulsozialarbeit zusammen.
Der 32-Jährige wohnt mit seiner Frau und seinem Sohn in Zofingen. In seiner Freizeit verbringt er gerne Zeit mit der Familie. Aufgewachsen ist er in Safenwil. Er kennt die Gemeinde – auch das hilft ihm jetzt bei seiner Arbeit.
Simon Derendinger«Die Rückmeldungen der Jugendlichen stimmen mich positiv.»
Jugendarbeiter Safenwil / Walterswil
Jugendarbeit weiter ausbauen
Die Jugendarbeit sei sehr gut angelaufen, so Derendinger. «Die Rückmeldungen der Jugendlichen stimmen mich positiv.» In Zukunft möchte er noch mehr Aktivitäten anbieten. Und auch gemeinsame Ausflüge soll es geben. Im August dürfen sich die Kinder auf ein Street-Soccer-Turnier freuen. Die Gewinnerteams treten nach der Ausscheidungsrunde in Safenwil dann in Zofingen gegen die Teams aus den umliegenden Dörfern an.
Die Gewinnerteams aus dem Turnier in Zofingen können sich dann im weiteren Verlauf für die Schweizer Meisterschaft qualifizieren. An der Walterswiler Chilbi plant Derendinger einen Kegelstand und für 2026 ist eine Kooperation mit der Schule für eine Projektwoche vorgesehen. Ausserdem wird Safenwil das erste Mal Austragungsort der «Conaction» sein.
Um das alles auf die Beine zu stellen, braucht es Helferinnen und Helfer. Derendinger arbeitet in einem 60-Prozent-Pensum. Zusätzlich steht er im 20-Prozent-Pensum noch in der Hauswartung im Einsatz. «Bei grösseren Aktivitäten bin ich auf Freiwillige und die Hilfe von Vereinen angewiesen», so Derendinger. Das habe bis jetzt aber immer sehr gut funktioniert. «Dafür bin ich dankbar. Das ist nicht selbstverständlich.»
Erstes Fazit fällt positiv aus
Die erste Zwischenbilanz fällt positiv aus. Die Jugendlichen würden die Angebote schätzen und hätten auch bereits Ideen für künftige Workshops. «Dieser Input ist sehr wertvoll», freut sich Derendinger. Nun brauche es einfach noch etwas Zeit, bis sich herumgesprochen habe, dass es in Safenwil und Walterswil nun auch eine Jugendarbeit gibt. «Mit den ersten vier Monaten bin ich aber sehr zufrieden und schaue optimistisch in die Zukunft.»

Ihr Vierbeiner wird zum Artenspürhund ausgebildet

Bald startet das Heitere Open Air – das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zum Festival
Es soll wieder heiss werden die nächsten Tage, und das passt, denn es ist Heitere-Woche. Die Bühnen sind eingerichtet für fünf Tage Freiluft-Konzerte und die Ausgelassenheit, die dazugehört. Damit auch Sie parat sind, kommen hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Festival auf dem Zofinger Hausberg.
Was passiert wann?
Den Startschuss zu den Festival-Tagen gibt die Magic Night am Mittwoch mit Anastacia, Gotthard und Dave Stewart von den Eurythmics. Darauf folgt am Donnerstag die Schlager-Party VolksSchlager, mit unter anderem Andy Borg, Francine Jordi und Vanessa Mai. Von Freitag, 8. August, bis Sonntag, 10. August, steigt schliesslich das Hauptfestival Heitere Open Air.
Was sind die Heitere-Highlights?
Der wohl grösste Name ist der des britisch-norwegischen DJs und Produzenten Alan Walker, der als Freitags-Headliner gebucht ist. Am Samstag spielen der deutsche Rapper Ski Aggu und die schottische Rockband Biffy Clyro, den Festival-Abschluss am Sonntag macht der britische Sänger James Blunt.
Aber auch an Schweizer Musik bietet das Heitere einiges: am Freitag den Rapper Mimiks und die Mundartpop-Gruppe Hecht. Am Sonntag stehen erst die Fäaschtbänkler auf der Bühne, später die Band Pegasus, die sich Ende 2025 auflösen wird.
Dazu kommt der traditionelle «Sunday Brunch» des Aargauer Sängers Seven – «mit hochkarätigen Überraschungsgästen, bei denen einem der Mund offenbleibt», wie Festivalleiter Christoph Bill am Telefon sagt.
Was sind die Heitere-Geheimtipps?
Interessant wird insbesondere der Samstagsauftritt der Band Meute, die sich selbst als «Techno Marching Band» bezeichnet. Es handelt sich um eine elfköpfige Brass-Gruppe aus Hamburg, die allerdings keine Bigband-Klassiker spielt, sondern Techno-Tracks, arrangiert für Blasinstrumente.
Ebenfalls zünden dürfte das Konzert von Disarstar am Freitag. Die Texte des deutschen Rappers bewegen sich am äusseren linken Rand, die Energie seiner Songs hingegen trifft in die Körpermitte. Ganz zarte Momente sind am Sonntag von der britischen Sängerin Laurel zu erwarten. Ihre Musik klingt, als hätte die ewig-melancholische Lana del Rey ein Synthiepop-Bad genommen.
Wie viele Menschen kommen – und gibt es noch Tickets?
Über alle fünf Tage rechnet Festivalleiter Christoph Bill mit rund 50’000 Gästen. Die Magic Night, das frühere Sorgenkind, ist erstmals ausverkauft, mit 8000 Gästen. Dazu erwartet Bill gegen 7000 Gäste am VolksSchlager und insgesamt 35’500 an den drei Tagen Heitere Open Air.
Die Verkäufe der VolksSchlager-Tickets bewegen sich laut dem Festivalleiter leicht über Vorjahresniveau (damals kamen 6700 Besuchende). Fürs Open Air sind alle Freitagstickets weg, für die anderen Tage und Kombinationen sind derzeit noch letzte Karten zu haben.
Bill sagt, er sei «gesamthaft zufrieden» mit dem Vorverkauf, insbesondere die ausverkaufte Magic Night freut ihn. Etwas «nachdenklich» stimme ihn allerdings, dass das Open Air in vorherigen Jahren bereits deutlich früher ausverkauft gewesen ist.
Wie sieht es mit Getränken aus?
Neben Sonnenschutz gehört eine gesunde Hydrierung zum risikofreien Festivalerlebnis. Jede Besucherin, jeder Besucher darf 1,5 Liter alkoholfreie Getränke in PET-Flaschen oder Tetra-Packungen aufs Gelände mitnehmen.
Bezüglich den Bars und Getränkeständen betont Bill: Man habe nicht nur vergleichsweise faire Preise bei den Tickets, sondern auch bei den Getränken. Für fünf Franken gibt es einen halben Liter Softdrink oder Wasser. Ebenfalls fünf Franken kosten drei Deziliter Bier – selbstverständlich bedächtiger zu konsumieren als das unschuldige Wasser. Für Feingeistige bietet das Heitere auch Longdrinks an, deren Preise beginnen ab elf Franken.
