Sie sind hier: Home > Wirtschaft > Schuhhersteller On lud Campax zum Gespräch ein – dann eskalierte es

Schuhhersteller On lud Campax zum Gespräch ein – dann eskalierte es

Der Schweizer Schuhhersteller steht wegen seiner hohen Margen in der Kritik. Die Kampagnenorganisation Campax warf On vor, den Fabrikarbeitern zu wenig zu bezahlen. Ein Gespräch sollte nun die Sache klären – dazu kam es aber nicht.

On-Schuhe erfreuen sich in der Schweiz höchster Beliebtheit – nicht zuletzt, weil Roger Federer dafür wirbt. Die Schuhe haben allerdings ihren Preis: Zwischen 190 und 250 Franken muss man für die Sneakers und Wanderschuhe blechen. Einzelne Modelle kosten gar bis zu 445 Franken.

Im Januar deckte eine Recherche des K-Tipp auf, wie viel so ein Schuh in der Produktion kostet. So kostete etwa ein Schuh 190 Franken im Online-Shop. Hergestellt wird er in Vietnam – für schlappe 17.86 Franken.

Dazu kommt: On verlangt nicht nur mehr Geld für die Schuhe, sie bezahlen den Herstellern auch weniger als die Konkurrenz. Pikant daran: Laut K-Tipp handelt es sich bei den Herstellungsfabriken der Konkurrenz um dieselben wie bei On.

Campax fordert mehr Geld für Fabrikarbeiter

Die Berichterstattung rief auch die Kampagnenorganisation Campax auf den Plan. Sie warf dem Schuhhersteller vor, seinen Produzentinnen und Produzenten zu wenig Geld zu bezahlen. Mit einer Petition forderte Campax von der Schuhfirma darum Lohngerechtigkeit und -transparenz.

Campax zitierte dabei einen Public-Eye-Bericht, wonach die Näherinnen und Näher lediglich 120 bis 170 Franken pro Monat verdienen würden. Dem widersprach On-Sprecherin Alexandra Bini: «Entgegen der jüngsten Medienberichte haben unsere vietnamesischen Hauptlieferanten ihren Mitarbeitenden letztes Jahr um einiges mehr als das gesetzliche Minimum gezahlt, durchschnittlich fast 40 Prozent mehr», sagte sie im Februar gegenüber Blick.

Gespräch findet nicht statt

In der Folge bemühte sich On um eine bilaterale Klärung und lud Campax zum Gespräch ein. Die Schuhfirma stellte allerdings Bedingungen: keine Fotos, keine Videos und im Vorfeld keine Protestaktion. Das Gespräch hätte am Donnerstag stattfinden sollen – tat es allerdings nicht.

Warum, ist nicht ganz klar. Beide Parteien beschuldigen die Gegenseite. Fakt ist: Campax zog die Protestaktion durch. Vor dem Hauptsitz in Zürich malte eine Aktivistin blutige Fussspuren auf den Boden. Gefilmt wurde die Aktion von einer Drohne. Ein Kunde innerhalb des On-Shops fühlte sich dadurch angegriffen und rief die Polizei.

«Es wird niemanden überraschen, dass die Grundlage für einen vertrauensvollen Austausch dadurch entfallen ist und wir den Termin abgesagt haben», sagt On gegenüber 20 Minuten.

Die Pendlerzeitung paraphrasiert die Replik von Campax wie folgt: «Die Forderung Ons, dass der Inhalt des geplanten Gesprächs nicht nach aussen dringen dürfe, spreche Bände. Das zeige, dass On kritische Stimmen unterdrücken wolle, anstatt einen Dialog zu suchen. Zudem behandle Campax alle Firmen gleich und mache auch bei On keine Ausnahme.» (watson/jaw)