
Ein Wendepunkt in der Schweizer Geschichte: Stadt zelebriert nächstes Jahr ein grosses Friedensfest
Die Badener Disputation, die 1526 in der Stadtkirche von Baden stattfand, war ein wichtiger Startschuss auf dem Weg zu einer konfessionellen Schweiz. Mehr als 200 geistliche und weltliche Personen nahmen am öffentlichen Streitgespräch zwischen Vertretern der altgläubigen (katholischen) Kirche und Anhängern der Reformation teil, und es wurden verschiedene theologische Themen ausdiskutiert.
Der Entscheid, Baden als Standort für diesen national bedeutenden politisch-religiösen Anlass zu wählen, wurde im Tagsatzungsaal gefällt. Dort, wo jetzt – 499 Jahre später – auch eine erste Vorschau auf die Jubiläumsfeierlichkeiten im nächsten Jahr präsentiert wurde.
«Wenn es einen einstimmigen Entscheid brauchte, der die ganze Eidgenossenschaft betraf, fand er hier in der Grafschaft Baden statt», meinte Stadtammann Markus Schneider (Mitte) in seiner Eröffnungsrede. Er erinnerte an weitere historische Meilensteine, die vor Ort stattfanden. Im Tagsatzungssaal schlug beispielsweise die Geburtsstunde der Schweizergarde, als 1505 entschieden wurde, erstmals 150 Söldner zum Schutz des Papstes nach Rom zu schicken.
Bevor die ersten Highlights im Jubiläumsjahr 2026 verraten wurden, machte Historikerin Ruth Wiederkehr einen Exkurs in die Vergangenheit und erklärte, worum es beim vom katholischen Johannes Eck und dem reformierten Johannes Oekolampad angeführten Streitgespräch vor 500 Jahren überhaupt ging. Diskutiert wurden vom 19. Mai bis 8. Juni 1526 vor allem die Fragen, welche Glaubenslehren gültig und wahrhaftig sind – insbesondere im Zusammenhang mit der Eucharistie, dem Papsttum und der Heiligenverehrung.
Die Badener Disputation war ein Wendepunkt in der Schweizer Geschichte und markierte den Beginn des konfessionellen Nebeneinanders von alter und neuer Religion. «In unserer zunehmend polarisierten und von globalen Krisen geprägten Gegenwart dient sie als Vorbild einer von gegenseitigem Respekt geprägten Dialogkultur», meinte der reformierte Pfarrer Res Peter. In diesem Sinne soll auch das kommende Jubiläumsfest die Verständigung und das friedliche Miteinander fördern.
Erstes Exemplar der Flagge war schon auf dem Petersplatz
Das Fest unter dem Motto «Disput(N)ation» verspricht von Januar bis Mai 2026 ein reichhaltiges Programm mit interaktiven, künstlerischen und inklusiven Formaten und ist ein gemeinsames ökumenisches Projekt der Reformierten Kirche Baden plus und der Katholischen Kirchgemeinde Baden-Ennetbaden. Es steht unter der Schirmherrschaft von alt Bundesrätin Doris Leuthard, der Aargauer Regierungsrätin Martina Bircher und Markus Schneider. Die Stadt Baden hat für den Grossanlass mit schweizweiter Ausstrahlung 50’000 Franken gesprochen, dazu kommen 120’000 Franken von Swisslos.
Der katholische Seelsorger und Pfarrer Claudio Tomassini präsentierte erste Highlights: Gestartet wird am 31. Januar mit dem Podium «501 Jahre Täuferbewegung» als symbolischer Auftakt für den Brückenschlag, den das Fest zu allen Menschen machen soll. Denn die Täufer galten als radikale Aussenseiter der reformatorischen Bewegung. Am 2. Mai startet die Ausstellung im Kirchenschatzmuseum, an der viele Zeitdokumente und -gegenstände der Badener Disputation ausgestellt werden. Am 3. Mai ist ein Orgelkonzert in der Badener Stadtkirche angesagt. Es spielt der Hauptorganist des Zürcher Grossmünsters.
Einen besonderen Höhepunkt stellt das Friedenskonzert vom 10. Mai mit grossem Projektchor und Orchester in der Badener Stadtkirche dar. Am 24. Mai findet im Rahmen des Bluesfestivals Baden ein ökumenischer Gottesdienst statt. «Davon hätte man vor 500 Jahren noch nicht einmal zu träumen gewagt», betonte Tomassini. Mit dem Volksfest «Manifest(N)ation» soll am 30. Mai den ganzen Tag ausgelassen gefeiert werden. Abends tritt der Münchner Sänger, Komponist und Autor Konstantin Wecker auf, der seit Jahrzehnten zu den bedeutendsten Liedermachern im deutschsprachigen Raum zählt.

Bild: Ursula Burgherr
Der 31. Mai ist für den offiziellen Festakt in der Stadtkirche reserviert. Weitere Events werden laufend ergänzt. Neben den kulturellen Veranstaltungen gibt es eine mehrtägige wissenschaftliche Tagung mit Teilnahme von nationalen und internationalen Geschichts- und Religionsexpertinnen und -experten.
Visuelles Erkennungszeichen des Festes ist eine Flagge, die für den Frieden steht. Das erste grosse Exemplar wurde an der Präsentation im Tagsatzungssaal vom Festkuratoren-Team an Maren Erdin überreicht, die als Vertreterin des Blaurings Baden vor Ort war. «Für uns junge Menschen ist Frieden ein ganz wichtiges Thema – gerade in der jetzigen Zeit», meinte sie und erhielt dafür Applaus. Ziel ist es, möglichst viele dieser Fahnen, die in verschiedenen Grössen erhältlich sind, unter die Leute zu bringen. Ein erstes Exemplar war bereits auf dem Petersplatz in Rom.