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Spektakuläre neue Bilder: Kantonsarchäologie zeigt Funde im Bäderquartier aus neuem Blickwinkel

Altäre, Bäder und Skelette: Die archäologischen Untersuchungen in Baden zwischen 2009 und 2021 haben Erstaunliches zu Tage gebracht.

Die Neugestaltung des Badener Bäderquartiers und der Neubau des Thermalbades von Architekt Mario Botta waren Anlass für umfassende Ausgrabungen und Bauuntersuchungen von Seiten der Kantonsarchäologie Aargau. Die erste Etappe der Untersuchungen erfolgte zwischen 2009 und 2012. Die zweite Etappe begann 2017 mit dem Abriss des Römerhofs, Grabungen an der Parkstrasse und beim Staadhof, und endete im Sommer 2021 im «Herzen» des Bäderquartiers – mit den Ausgrabungen auf dem Kurzplatz und in der Hörnligasse.

Das Beil aus der Bronzezeit:

Bronzezeitliches Randleistenbeil. Beleg dafür, dass das Areal am Limmatknie bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. aufgesucht wurde.

In der ersten Phase der Ausgrabungen fand man im Park am Limmatknie im Baufeld 2 unter römischem Fundament ein Beil aus der Bronzezeit (ca. 2200 v. Chr. bis 800 v. Chr.). Dieses war mutmasslich eine Weihengabe an die Quellgötter. Diese frühesten Spuren von «Quellbesuchern» beweisen, dass bereits vor den Römern Menschen die Quellen am Limmatknie genutzt haben müssen.

Römisches Bauholz:

Bäderbaustelle/Kurtheater: 2018 wurden über 2000 Jahre alte Holzplanken gefunden.

2018 fand die Kantonsarchäologie bei Grabungen auf der Bäderbaustelle und beim Kurtheater über 2000 Jahre alte Holzplanken. Das Alter des Holzes konnte man anhand der Jahresringe feststellen und auf das 1. Jahrhundert nach Christus datieren. Sodann stellte sich heraus, dass dies die grösste gefundene Menge an römischen Bauhölzern im zentralen Schweizer Mittelland war. 2021 wurde eine weitere, 2000 Jahre alte Holzkonstruktion der Römer am Kurplatz freigelegt.

Römischer Weihaltar:

Fragment eines römischen Weihealtars in Fundlage.

2021 fand man im Zentrum des Kurplatzes Fragmente von drei Altären eines römischen Heiligtums, wohl gespendet von Angehörigen der in Vindonissa (Windisch) stationierten 21. Legion. Der Weihaltar war vermutlich an die «göttliche Wasser und Nymphen» gerichtet und stand somit in einem Quellheiligtum. Auch stiessen die Archäologinnen und Archäologen hier auf einen römischen Mauersockel. Zusammen mit den Altar-Fragmenten bildet dieser mutmasslich einen indirekten Hinweis auf einen Sakralbau im Zentrum der antiken Thermenanlage auf dem heutigen Kurplatz.

Die römische Inschrift:

Frontalansicht der 2020 am Kurplatz gefundenen römischen Inschrift. 

Bei den Grabungen am Kurplatz 2020 wurde neben den Altären auch eine römische Inschrift gefunden, die vermutlich ebenfalls zu einem Altar gehörte. Es war der erste Inschriftenfund bei den Grossen Bädern seit fast 500 Jahren. Die Identifizierung der Inschrift als Weihung ist, genau wie die gefundenen Altäre, ein indirekter Beleg für einen Sakralbau im Zentrum des späteren Kurplatzes.

Knochen aus dem Frühmittelalter:

Beigabenlose Körperbestattung, vermutlich aus dem Frühmittelalter.

In der Hörnligasse vor dem ehemaligen Hotel Ochsen wurde Ende Juli 2021 ein Skelett freigelegt, das im Bereich einer aufgelassenen römischen Hangbebauung lag. Es war indes bereits der zweite Grabfund im Zuge der Ausgrabungen. Der wohl im Frühmittelalter beigesetzte Mann wurde hier nach dem Ende der Römerzeit, jedoch aber noch vor dem Bau des «Ochsen» bestattet. Untersuchungen ergaben zudem, dass er vermutlich ein Knochenleiden hatte.

Der mittelalterliche «Ochsen»-Keller:

Blick in den «Ochsen»-Keller mit den Arkaden und Gewölben des mittelalterlichen Badehauses über der Paradiesquelle.

Die Bedeutung und das Potenzial der historischen Bausubstanz im Verenahofgeviert wurden mit den jüngsten Ausgrabungen noch einmal verdeutlicht. Im Untergeschoss des Gasthofs Ochsen fand man römisches Mauerwerk und ein mittelalterliches Badehaus über der Paradiesquelle. Die mittelalterlichen Bäder stehen teilweise direkt auf den römischen Mauern. Damit bekam die Bedeutung des Hauses eine ganz neue Dimension, mit Funden aus verschiedensten Epochen. Gut sichtbar ist auch der Gewölbebogen aus dem späten 16. Jahrhundert.

Der mittelalterliche Kalkbrennofen:

Blick auf den mittelalterlichen Kalkbrennofen im Bereich des Bärengarten. Im Ofen lagen vorwiegend Bausteine aus römischem Baukontext. 

2010 fand die Kantonsarchäologie bei den Grabungen am Bärengarten einen mittelalterlichen Kalkbrennofen. Mutmasslich hat man hier im 13. und/oder 14. Jahrhundert aus älterer Bausubstanz Kalk gebrannt. Unter dem Ofen läuft zudem die Mauer eines Gebäudes, das ins 13. Jahrhundert datiert wird. Der Ofen ist somit ein Zeuge des Ausbaus der Bäder aus jener Zeit.

Reste des Verenabads:

Drohnenaufnahme der Ostfassade des Verenahofgevierts mit den unmittelbar davorliegenden Resten des Verenabades bei den Ausgrabungen 2020.

Anlässlich der Leitungsbauarbeiten wurde 2020 der nördliche Abschluss des Verenabad-Bassins mit der Fassung der Wälderhutquelle freigelegt. Das bis in das 19. Jahrhundert genutzte Badebassin geht im Ursprung auf ein römisches Bassin zurück. Daneben wurde am östlichen Rand des Kurplatzes das Freibad neben dem Verenabad freigelegt. Die beiden Bassins waren im Spätmittelalter die einzigen, öffentlich frei zugänglichen Bäder. Erst im 19. Jahrhundert wurden sie mit Wänden eingefasst.

Das Freibad vereinte römische, mittelalterliche und auch neuzeitliche Badebassins, die man in verschiedenen Zuständen über- und nebeneinander fand. Somit präsentierte sich hier eine hochkomplexe, archäologische Situation, die rund 2000 Jahre Freibadgeschichte vereinte. Das römische Becken wurde scheinbar bis um 1840 genutzt.

Reste des «Eierbrünnelis» aus dem 19. Jahrhundert:

Reste des «Eierbrünnelis» aus dem 19. Jahrhundert.

Eine der jüngsten gefundenen Spuren aus vergangenen Zeiten bilden die Reste des «Eierbrünnelis», das von 1840 bis 1938 den Kurplatz geziert hatte.