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Trotz «rekordhoher Auslastung» schreibt die Klinik Barmelweid ein Minus 

Unter anderem wegen der Teuerung erreicht die Klinik Barmelweid ihre Ziele nicht. Ein automatischer Teuerungsausgleich fehle im Tarifierungssystem. «Auch eine maximale Auslastung kann diese Entwicklung nicht kompensieren», wird Verwaltungsratspräsident Daniel Heller zitiert.

Die Klinik Barmelweid schliesst das Jahr 2023 mit einem Verlust von 0,8 Millionen Franken ab. Das teilt die Organisation am Dienstag mit. Damit sei das für 2023 angestrebte Ziel verfehlt worden. Im Vorjahr hatte die Klinik noch einen Gewinn von 1,24 Millionen Franken erwirtschaftet; schon damals wurde die Rechnung von den höher werdenden Sachkosten und der Teuerung belastet.

Zum Minus 2023 ist es nun gekommen, «obwohl die Barmelweid so viele Pflegetage wie nie zuvor verzeichnen konnte und damit das Auslastungsziel übertroffen hat», heisst es in der Mitteilung: «Die Pflegetage konnten von 94‘899 im Jahr 2022 auf 95‘869 im Jahr 2023 gesteigert werden, die Auslastung ist 2023 damit auf 97,6 Prozent gestiegen.» Total wurden 3793 Patienten stationär behandelt, die meisten davon im Bereich Pneumologie (Lungen). Knapp 56 Prozent dieser Patienten waren Aargauerinnen und Aargauer, weitere rund 31 Prozent aus den Kantonen Solothurn, Baselland und Basel Stadt.

Für den Verlust seien vor allem zwei Faktoren verantwortlich: «Einerseits die markant gestiegenen Sachkosten – mit Energie-, Finanzierungs- und Warenkosten – andererseits die höheren Personalkosten, weil die Löhne moderat gewachsen sind und Aushilfskräfte für fehlende Mitarbeitende teuer, aber für das Auslastungsziel notwendig sind.» Gleichzeitig seien die Tarife stagnierend: Ein automatischer Teuerungsausgleich fehle im Tarifierungssystem. «Auch eine maximale Auslastung kann diese Entwicklung nicht kompensieren», wird Verwaltungsratspräsident Daniel Heller in der Medienmitteilung zitiert.

«Der Bedarf an Therapieplätzen steigt»

Trotz der schwierigen Umstände baue die Barmelweid ihr Angebot in der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie aus – «um möglichst schnell etwas Druck aus dem System mit den sehr langen Wartezeiten zu nehmen». CEO Serge Reichlin betont: «Der Bedarf an Therapieplätzen steigt und die Wartelisten werden immer länger. Dem wollen wir mit einer neuen Station mit zwölf Betten entgegenwirken. Dass das neue Angebot Barmelweid Plus für Zusatzversicherte ist, entspricht einerseits den gestiegenen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten, andererseits der Forderung der Krankenkassen, solche Angebote bereitzustellen.»

Zudem hat die Barmelweid im Frühling 2023 zusammen mit der SVA Aargau den Online-Ratgeber «Wie schwer ist dein Rucksack» (www.dein-rucksack.ch) ins Leben gerufen. Dieser richte sich an psychisch belastete Personen, die auf der Suche nach Tipps und ersten Anlaufstellen seien, um aus ihrem Tief herauszufinden, heisst es in der Mitteilung. «Die Webseite richtet sich primär an Erwachsene, die Orientierung suchen und noch in der Lage sind, selbst Massnahmen zu ergreifen, damit es ihnen wieder besser geht», sagt Joram Ronel, Chefarzt und Leiter Departement Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Klinik Barmelweid.

Das erweiterte Angebot in der Klinik könne nicht nur von den Patientinnen und Patienten im Kanton Aargau genutzt werden: «Vermehrt profitieren auch Patientinnen und Patienten aus den Nachbarkantonen, denn die Barmelweid konnte 2023 ihre Leistungsaufträge im Bereich Psychiatrie erweitern.» Reichlin: «Neben dem Kanton Aargau ist die Barmelweid seit Anfang 2024 auch auf den Spitallisten der Kantone Solothurn, Baselland und Basel-Stadt und kann für diese Kantone nun gleichlautende Leistungsaufträge ausweisen.»

Grösste Psychosomatische Klinik der Schweiz

In der Rehabilitation und in der Akutsomatik bleiben die bisherigen Leistungsaufträge bestehen, zusätzliche Bewerbungen in den Kantonen Aargau, Baselland und Basel-Stadt sind zurzeit in Prüfung. «Die Zuteilung der Leistungsaufträge bestärkt die Strategie der Barmelweid, in der Nordwestschweiz möglichst gleichlautende Leistungsaufträge zu erhalten», heisst es in der Mitteilung.

Die Barmelweid ist die führende Spezial- und Rehabilitationsklinik mit angegliederter Langzeit­pflege in der Nordwestschweiz sowie die grösste Psychosomatische Klinik der Schweiz. Mit über 700 Mitarbeitenden betreut sie jährlich knapp 4‘000 stationäre und 5’000 ambulante Patientinnen und Patienten. Die Klinik ist spezialisiert auf Geriatrie, Pneumologie, internistische und kardiovaskuläre Rehabilitation, Schlafmedizin sowie Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Mit 116 Betten betreibt die Barmelweid die grösste psychosomatisch-psychotherapeutische Fachabteilung der Schweiz und ist spezialisiert auf die Behandlung körperlicher und psychischer Beschwerden. Neben der Betreuung in der Klinik bietet die Barmelweid auch ambulante Angebote in Aarau, Brugg – und seit November 2023 neu auch in Frick – an.