«Ihr Trommelfell war schon vorher kaputt»: Mann vor Gericht, weil er Partnerin während der Schwangerschaft schlug
Ganz abgebrochen war der Kontakt nie, schliesslich haben Fabian und Louisa (beide Namen geändert) ein gemeinsames Kind. Doch schon während der Schwangerschaft und auch später, nach der Trennung, kam es zwischen den beiden offenbar zu gewaltigem Streit. Louisa wirft Fabian vor, sie geschlagen, bedroht und beleidigt zu haben. Weiter soll er Leute beauftragt haben, sie zu kontaktieren.
Deswegen forderte Louisa, dass ihr Ex-Partner sich ihr künftig nicht mehr als 50 Meter nähern und nicht näher als 100 Meter an ihre Wohnung herankommen darf. Zudem soll er nicht mehr mit ihr in Kontakt treten und auch nicht Drittpersonen damit beauftragen.
Auch in der Öffentlichkeit kam es schon zu Ohrfeigen
Die junge Frau sagte die ganze Zeit während des Zivilprozesses am Bezirksgericht Brugg nichts. Sie zog es vor, ihre Anwältin sprechen zu lassen. Fabian hingegen, der ohne rechtliche Vertretung erschienen war, schilderte seine Sicht der Dinge ausführlich.
Vieles stritt er gar nicht erst ab. Auch den Vorwurf, Louisa während der Schwangerschaft aufs Ohr geschlagen zu haben, gab er zu. Allerdings habe sie ihn vorgängig immer mal wieder gehauen, einmal fünf Minuten lang gegen den Kopf. Er habe nie zurückgeschlagen. Das könne er auch belegen, sagte Fabian und reichte ausgedruckte Whatsappchats als Beweismittel ein. Eines Tages, als er herausgefunden habe, dass Louisa ihn betrüge, sei es einmal mehr zum Streit gekommen. Sie habe ihm zweimal «eine geklatscht» und dann sei ihm halt ebenfalls die Hand ausgerutscht. «Aber ihr Trommelfell war schon vorher kaputt, wegen ihrem Ex.»
Auch in der Öffentlichkeit tauschte das ehemalige Paar schon Schläge aus. Einmal eskalierte der Streit sogar derart, dass es zu einer Prügelei zwischen Fabian und Bekannten von Louisa kam.
Den Kontakt zueinander komplett abzubrechen, ist für die beiden schwierig, da sie eine gemeinsame Tochter haben, die auch immer mal wieder bei ihrem Vater Zeit verbringen darf. «In der Rechtsschrift wird aufgeführt, dass Sie die Klägerin bei der Kindsübergabe beleidigten, bedrohten und attackierten», sagte Gerichtspräsidentin Chantale Imobersteg. Worauf Fabian die ersten beiden Vorwürfe zugab. «Wenn ich das Gefühl hatte, sie hat was in Bezug auf die Kleine falsch gemacht, habe ich meinen Mund aufgemacht.» Und während der Beziehung sei es sowieso normal gewesen, dass er Louisa als «Schlampe» und sie ihn als «Wixer» bezeichnet habe.
Auch, dass er einige seiner Familienangehörige damit beauftragt hatte, mit seiner Ex-Partnerin Kontakt aufzunehmen, gestand der junge Mann. Es belaste ihn, dass sie ihm ständig damit drohe, dass er seine Tochter nie mehr sehen dürfe.
Klägerin räumt ein, ebenfalls zugeschlagen zu haben
«Die Klägerin will nicht verbergen, dass auch sie Handlungen gemacht hat, die nicht in Ordnung waren» so Louisas Anwältin. Sie habe während eines gewissen Zeitraums ebenfalls zugeschlagen. «Sie weiss, dass das falsch war. Sie war überfordert und gesundheitlich angeschlagen.» Fabian habe sie mit der Kindesbetreuung komplett alleingelassen. Inzwischen erhalte sie aber anderweitig Hilfe und Unterstützung.
«Es war nicht einfach nur eine Ohrfeige, die Fabian ihr während der Schwangerschaft gegeben hat», hielt die Anwältin fest. «Gemäss Spitalbericht spürte meine Mandantin eine Gesichtshälfte nicht mehr.»
Er wolle einfach, dass das Ganze vorbei sei, sagte Fabian zum Schluss und anerkannte die Klage. Entsprechend wurden sämtliche Anträge von Louisa gutgeheissen und Fabian muss ihr zusätzlich eine Parteientschädigung zahlen.