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AEW Energie kann Jahresgewinn mehr als verdoppeln – der Präsident nimmt Stellung zur Beteiligung an Privatfirmen

2023 war ein gutes Jahr für die AEW – auch weil das Wetter mitspielte und mehr Wasserstrom produziert werden konnte als im Vorjahr. Der Kanton kann sich auf viel höhere Dividenden freuen. Der Privatkunde auf tiefere Strompreise.

Nach einem 2022 mit «vielen negativen Effekten», wie es VR-Präsident Raffael Schubiger an der Medienkonferenz am Donnerstag sagte, folge für die AEW ein Jahr 2023 mit einigen Lichtblicken. Das Energieversorgungsunternehmen konnte zum Beispiel das Firmenergebnis von 41,7 Millionen Franken auf 97,3 Millionen mehr als verdoppeln. Rund 19 Millionen Franken konnten dadurch mehr investiert werden: etwa in die Versorgungssicherheit des Stromnetzes, die Digitalisierung, aber auch in den Ausbau von Photovoltaik- und Wärmeanlagen oder in neue Geschäftsfelder wie die E-Mobilität.

Markant gestiegen sind auch die Dividenden: von vormals 21,5 Millionen auf 37,1 Millionen Franken, die an der GV im Mai beantragt werden. Davon profitiert der Kanton als Alleinbesitzer. Die Gesamtleistung der AEW-Gruppe stieg von 619 auf 770 Millionen Franken.

Das gute Ergebnis hat die Firma der deutlich erhöhten Stromproduktion der Wasserkraftwerke im Vergleich zum regenarmen Vorjahr zu verdanken. Dazu habe sich die Fondsperformance des Kernkraftwerks Leibstadt auf dem Kapitalmarkt positiv entwickelt, hiess es.

Raffael Schubiger, Verwaltungsratspräsident der AEW Energie AG, an der Bilanzmedienkonferenz in Aarau.
Bild: Alex Spichale

«Sehr bedauern» tut die AEW laut Raffael Schubiger aber die weiterhin hohen Strompreise. «Wir wissen, wie schwer das für die Industrie und die Privatkundschaft ist.» Ab 2025 geht das Unternehmen von einer signifikanten Preissenkung aus. Die Situation habe sich beruhigt.

2023 wurde zudem weniger Strom konsumiert: Der Netzabsatz der AEW sank von 4227 auf 4050 kWh. Dies wegen der geringeren Nachfrage aus der Wirtschaft, aber auch wegen der eher milden Temperaturen und des Anstiegs der Stromproduktion in Privathaushalten über Solarpanels.

«Wir beteiligen uns an Unternehmen, wir kaufen sie nicht»

Zu Kontroversen führten zuletzt die finanziellen Beteiligungen der AEW an privaten Firmen: Mehrere Grossräte forderten, dass das kantonale Unternehmennicht mehr expandieren und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren müsse: die Netzinfrastruktur und die Stromproduktion. Diese Woche legte der Regierungsrat als Antwort an die Grossräte dar,dass die AEW die Privatwirtschaft nicht konkurrenziert.

An der Medienkonferenz ging Raffael Schubiger auf diese Themen ein und erklärte die Idee hinter den Beteiligungen der AEW: Um in Zukunft im Rahmen der klimaneutralen Energiestrategie die Versorgungssicherheit sicherstellen zu können, müsse die AEW verstehen, wie die neuen Elemente wie Solarpanels in Haushalten oder Ladestationen für Elektroautos in Verbindung mit dem Stromnetz funktionieren.

«Um dieses Wissen zu erwerben, beteiligen wir uns an diesen Unternehmen. Wir kaufen sie nicht», sagte er. Er führte zum Beispiel aus, wie über das Produkt «AEW myHome» Solaranlagen und Batteriespeicher zwar angeboten würden, deren Installation aber von privaten Firmen übernommen werde. Man könnte damit Geld verdienen, «aber wir fänden das nicht richtig». Vielmehr würde die AEW als Staatsunternehmen «eine Wirtschaftsleistung für Fachpartner generieren», also die Privatwirtschaft ankurbeln.

Im Gegenzug bringe die AEW ihr Wissen im Mittelspannungsbereich ein. «Erst dann, wenn wir alle Elemente verstehen, können wir die Komplexität erfassen und garantieren, dass wir die Ziele der Energiestrategie 2050 erfüllen können.» Die Ausweitung des Dienstleistungsgeschäfts und des Bereichs E-Mobilität habe zudem Arbeitsplätze geschaffen: Die Anzahl AEW-Mitarbeitende ist 2023 von 370 auf 413 gestiegen.

Die Versorgungsqualität der AEW blieb auf nachweislich hohem Niveau: Während landesweit ein Haushalt über das ganze Jahr 2023 verteilt im Durchschnitt während 16 Minuten ohne Strom blieb, waren dies im AEW-Netz nur 10 Minuten. Als wichtige Schritte für die Netzsicherheit wurden letztes Jahr auchder Batteriespeicher in Dättwiloderdie neue Wärmezentrale im Rheinfelder Chloosfeldgebaut.

Die AEW weihte zuletzt ihnen Batteriespeicher in Dättwil ein. Im Bild: AEW-Chef Marc Ritter (links) mit Regierungsrat Stephan Attiger.
Bild: Alex Spichale

Schutz vor Cyberangriffen im Visier

Der Batteriespeicher in Dättwil werde nicht das letzte Projekt in dieser Form sein, deutete AEW-Chef Marc Ritter die Zukunft an. Für den Ausbau der erneuerbaren Energien brauche es auch eine entsprechende Verteilungsinfrastruktur. Investiert wurde 2023 auch in den Schutz vor digitalen Angriffen auf das Netz.

Marc Ritter, CEO der AEW Energie AG, an der Medienkonferenz am Donnerstag.
Bild: Alex Spichale

Finanzchef Daniel Bader hob deshalb die Bedeutung des guten Ergebnisses von 2023 für die AEW hervor: «Wir brauchen dieses gute Resultat, um die Investitionen tätigen zu können. Es ist enorm wichtig, dass wir so weiterfahren.»

Finanzchef Daniel Bader an der Bilanzmedienkonferenz der AEW.
Bild: Alex Spichale