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Referendum und Brand überstanden: Fachhochschul-Campus Brugg-Windisch feiert seinen 10. Geburtstag

«Eine zehnjährige Erfolgsgeschichte» ist der Aargauer Campus der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) für Bildungsdirektor Alex Hürzeler. Bis zur Eröffnung im Herbst 2013 mussten einige Hürden genommen werden – und auch die Zukunft bringt Herausforderungen, wie die Geburtstagsfeier für den Campus zeigte.

Als das Aargauer Kantonsparlament am 11. Dezember 2001 beschloss, die zuvor auf Aarau, Baden, Brugg und Zofingen verteilten Standorte der Fachhochschule Nordwestschweiz im Campus Brugg-Windisch zusammenzuführen, war Alex Hürzeler noch SVP-Grossrat. «Auch ich habe für diesen Standort gestimmt», sagte Hürzeler, der inzwischen Bildungsdirektor ist, bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen des Campus am Dienstagabend. Mit dem Beschluss, der im Kanton der Regionen schon etwas Besonderes war, standen die Fachhochschul-Gebäude allerdings noch nicht.

Bis 16. September 2013 die ersten Studierenden das erste Semester auf dem Campus in Angriff nahmen, hatte das Projekt weitere heikle Momente zu überstehen. Einer davon war die Referendums-Abstimmung am 13. Februar 2011, als Gegner mit dem Slogan «Nein zu Geldverschleuderung» gegen den Kredit von knapp 190 Millionen Franken antraten. Hürzeler war damals schon Regierungsrat und konnte sich über einen Sieg freuen: Der Campus fand im Volk mit 81 Prozent eine klare Mehrheit.

Planmässige Eröffnung trotz Referendum und Brand

Das Referendum hatte den Bau verzögert, ein anderes Ereignis brachte die Eröffnung des Campus in Gefahr. Am 10. April 2013, gut fünf Monate vor Semesterstart, kam es im Rohbau zu einem Brand. Hürzeler erinnerte sich, dass die Kantonspolizei ihn mitten in der Nacht aus dem Bett holte. Später seien er und die FHNW-Verantwortlichen mit der Feuerwehr durch das Gebäude gelaufen und hätten den Schaden begutachtet. Dieser fiel mit 25 Millionen Franken hoch aus, trotzdem konnte das Semester wie vorgesehen starten.

Der in der Nacht vom 10. auf den 11. April 2013 ausgebrochene Brand zog das 3. und 4. Obergeschoss im Campus Brugg-Windisch stark in Mitleidenschaft.
Bild: Emanuel Per Freudiger

«Heute ist Brugg-Windisch von der Landkarte der schweizerischen Fachhochschulen nicht mehr wegzudenken», sagte Hürzeler. Der Campus mit den heute rund 3300 Studierende sei eine zehnjährige Erfolgsgeschichte. Die FHNW biete eine hochstehende und praxisnahe Ausbildung, dies komme der Region, dem Aargau, der Nordwestschweiz und letztlich dem ganzen Land zugute, sagte der Bildungsdirektor. Der Entscheid für einen einzigen Campus im Aargau sei richtig gewesen, Brugg-Windisch behaupte sich auch im interkantonalen Wettbewerb.

Fachhochschul-Präsident ist stolz auf Infrastruktur

Auch Crispino Bergamaschi ist stolz: Der Direktionspräsident der Fachhochschule Nordwestschweiz dankte an der Feier dem Kanton für die attraktive Bildungs-Infrastruktur. Seit dem Herbst 2013 biete der Standort Brugg-Windisch den Studierenden und Mitarbeitenden «ein modernes Umfeld mit vielfältigen Möglichkeiten und zeitgemässen Bedingungen zum Lernen, Lehren, Forschen und Arbeiten».

Die drei ansässigen Hochschulen – Pädagogik, Technik und Wirtschaft – sind laut Bergamaschi eng vernetzt in der Region und wichtige Partner für Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft im Aargau und darüber hinaus. Der FHNW-Präsident schaute zurück und sagte, 1980 habe es an der Höheren Technischen Lehranstalt HTL in Brugg-Windisch den schweizweit ersten Informatik-Studiengang gegeben.

Crispino Bergamaschi, Direktionspräsident der Fachhochschule Nordwestschweiz, ist stolz auf den Campus Brugg-Windisch.
Bild: Andrea Zahler

Und er blickte voraus und sagte, bald werde die neue Hochschule für Informatik eröffnet. Auch die bestehende Hochschule für Technik entwickelt sich weiter, sie wird um einen Umweltbereich ergänzt. Bergamaschi hielt fest, an der pädagogischen Hochschule bestehe ein attraktives Programm für Quereinsteiger, und der Bachelor-Studiengang in Wirtschaftsrecht an der Hochschule für Wirtschaft treffe den Zeitgeist.

Digitalisierung, künstliche Intelligenz und Umwelt

Jürg Christener, Direktor Hochschule für Technik, hielt fest, künstliche Intelligenz gebe es schon lang. «1956 wurde sie zum ersten Mal erwähnt, 1966 gab es den ersten Chatbot, 1997 schlug der Computer Deep Blue den Schachweltmeister Kasparow, in den 2000er-Jahren kamen Machine Learning und Deep Learning», nannte er einige Meilensteine. An der FHNW wurde 2017 der Lehrgang Data Science entwickelt und 2019 gestartet.

Christener liess ein KI-Programm die Frage beantworten, wie der Campus in zehn Jahren aussehen sollte. Das Resultat sind futuristische Gebäude – und viele Menschen. «Es ist wichtig, dass die Menschen gerne hierherkommen, Brugg-Windisch soll Heimat von Teams sein, die zusammen arbeiten, Erfolge gemeinsam feiern und sich bei Misserfolg gegenseitig trösten.»

Jürg Christener, Direktor Hochschule für Technik, Regula Altmann, Direktorin Hochschule für Wirtschaft, und Guido McCombie, Direktor Pädagogische Hochschule (von links).
Bild: Andrea Zahler

Ähnlich sieht dies Guido McCombie, Direktor der pädagogischen Hochschule. Vielleicht könnten intelligente Maschinen individuelles Lernen ermöglichen, sagte er. Dennoch brauchten auch wir Menschen weiterhin Wissen, dies sei der Schlüssel zur Welt, «und Vorwissen macht Lernen erst möglich». Verständnis könne zudem nur im Diskurs entstehen, von Mensch zu Mensch, dafür brauche es ein reales Gegenüber.

Regula Altmann, Direktorin der Hochschule für Wirtschaft, legte den Fokus auf das Umweltbewusstsein. Hochschulen sollten Botschafter dafür sein, die FHNW nehme das Netto-Null-Ziel bei den CO2-Emissionen in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt sehr ernst. In der Strategie für die Jahre 2025 bis 2035 sei dies ein grosses Thema, man versuche den Studierenden das Bewusstsein für ein nachhaltiges Leben mitzugeben.