
Bildungsdirektorin Bircher ist stolz auf die Aargauische Berufsschau: «Eine Lehre ist nie eine Sackgasse»
Seit SVP-Regierungsrätin Martina Bircher sich für eine Lehre entscheiden musste, sind bald 30 Jahre vergangen. Trotzdem kann sie nachfühlen, wie sich die Jugendlichen fühlen, wenn sie durch die Hallen der Aargauischen Berufsschule in Wettingen gehen.
«Ich war selbst einmal an einer Berufsschau, damals in Lenzburg», erinnert sie sich. Welche Berufe sie spannend fand, weiss sie noch genau. «Ich war am Stand der Pharmaassistentinnen und bei den Sägern», sagt sie. «Nur am Stand der Bildungsdirektorin war ich nicht. Denn diesen gab es nicht. Und trotzdem stehe ich heute als solche hier – und das mit einer KV-Lehre.»
Was Bircher in ihrer Ansprache zur offiziellen Eröffnung der diesjährigen Berufsschau deutlich machen möchte: Mit einer Berufslehre als Basis ist alles möglich. Manchmal müsse man unterwegs Umwege nehmen, «aber es ist nie eine Sackgasse», betont sie. Genau deshalb sei es wichtig, dass es einen Anlass wie diese Messe gebe, wo die Berufe nahbar vorgestellt werden.
Die Anzahl Lernende im Aargau ist einzigartig
80 Prozent aller Aargauer Jugendlichen absolvieren eine Lehre – damit ist der Kanton schweizweit ganz vorne mit dabei. «Dass zahlreiche Kaderpositionen von Leuten besetzt sind, die eine Lehre absolviert haben, zeigt, dass wir mit dem dualen Bildungssystem auf gutem Weg sind», so Bircher. Mit Angeboten wie dem Berufswahljahr, Anlässen wie «Schule trifft Wirtschaft» oder der Berufsschau biete der Aargau gute Möglichkeiten, Talente zu fördern.

Auf die 80 Prozent ist auch SVP-Nationalrat und Präsident des Aargauischen Gewerbeverbands, Benjamin Giezendanner, wie er in seiner Rede betont. «Wenn ich hier durch die Reihen laufe und die verschiedenen Berufsverbände und Branchen sehe, freue ich mich. Wir sind auf dem richtigen Weg.» An Martina Bircher appelliert er, keine weiteren Kantonsschulen zu eröffnen, «sondern mehr Berufsschulen, damit diese 80 Prozent weiter steigen.»
Auch bezüglich Lehrplan hat er Forderungen. Dieser habe insbesondere im Handwerklichen und in mathematischen Fächern Reformbedarf. Vielleicht könne man doch nochmals übers Frühfranzösisch diskutieren, «wir haben es doch auch gelernt, Martina!», sagt er an seine Partei-Kollegin gerichtet.
Mit der Berufswahl allein ist es nicht getan
Er sei sicher, dass es mit der Berufsschau gelinge, viele Jugendliche für eine Lehre zu begeistern. «Ich hoffe, dass viele, die in die Kanti wollten, hier ihren Traumberuf finden.» Er sei überzeugt: Wenn man diesen Anlass mit «Schule trifft Wirtschaft» verzahne, wäre der Effekt noch stärker. Giezendanner verweist auf den Berufsbildungstag später am Nachmittag mit Referaten für die Berufsbildnerinnen und -bildner. Denn man müsse auch dafür sorgen, dass die Jugendlichen ihre Lehre abschliessen können.
Giezendanner hofft, dass die erwarteten 36’000 Besucherinnen und Besucher in Zukunft geknackt werden. Geht man nach dem Pommes-Index von OK-Präsident und Geschäftsführer des Aargauischen Gewerbeverbands, Urs Widmer, könnte das heuer der Fall sein. «Wir haben am ersten Tag 171 Kilo Pommes Frittes verkauft. Das ist ein Rekord», lacht er.
Nach den Ansprachen führt er Martina Bircher über das Gelände. Obwohl diese ihren Traumberuf gefunden hat, lässt sie sich mit Freude von den Lernenden ihr Handwerk zeigen. Am Stand Heizungsinstallateur/in darf sie selbst ans Werk und sich ein Andenken an die Berufsschau machen: ein wiederverwendbarer Strohhalm.