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Trotz «Bauernschreck»-Etikett: Beat Jans kann beim Hearing der Bauern punkten – Jon Pult stolpert über seine Vergangenheit 

Neun Tage vor der Wahl mussten die beiden SP-Bundesratskandidaten zur Anhörung vor den Bäuerinnen und Bauern im Parlament antraben. Mit dem Basler Regierungspräsidenten Beat Jans konnte der Kandidat aus der Stadt mehr überzeugen als der Bündner Jon Pult.

Wie mächtig die Bauernlobby ist – alleine schon darüber liesse sich trefflich streiten. Und auch darüber, ob tatsächlich alle 40 Mitglieder der Konferenz der bäuerlichen Parlamentarier schon einmal eine Heugabel in den Händen gehalten haben.

Symbolisch aber markiert die Anhörung der zwei Bundesratskandidaten durch die Bauern einen Höhepunkt im Bundesratswahlkampf. Weil es das erste Hearing ist und weil beide Kandidierenden schon als «Bauernschreck» betitelt wurden.

Vor allem aber, weil es vor einem Jahr den Start einer besonderen Dynamik markierte: Elisabeth Baume-Schneider, damals noch Aussenseiterin, verbuchte vor den Bauern einen Bonus gegenüber Kontrahentin Eva Herzog. Nicht wenige (wollen) glauben, das habe der Jurassierin am Ende in die Landesregierung verholfen.

Jans spricht von einer steifen Brise und Pult hatte Spass

Entsprechend gross war der Medienrummel vor dem Zimmer 301 im Bundeshaus, wo die Bauern die beiden SP-Männer Beat Jans und Jon Pult in die Mangel nahmen. Das Programm: Je zehn Minuten Vortrag und zwanzig Minuten Fragen.

Jans stieg zuerst in den Ring. Unter dem Arm trug er ein «Chriesi-Chrattli». Der Korb für die Kirschenernte sollte den Kanton Baselland symbolisieren, die sich darin befindlichen Läckerli die Stadt Basel.

Eine «steife Brise» sei ihm entgegengeweht, erklärte Jans im Anschluss gegenüber den Medien. Pult gab nach seiner Anhörung zu Protokoll, es habe ihm eigentlich auch Spass bereitet, die teils harten Fragen zu beantworten.

Wer hat mehr überzeugt? Für SVP-Nationalrat und Landwirt Marcel Dettling ist der Fall klar. «Beat Jans hat sich besser geschlagen.» Eigentlich seien beide SP-Kandidaten zwar aus landwirtschaftspolitischer Sicht unwählbar. Doch der Basler Regierungspräsident Jans habe immerhin versichert, er sei im Fall einer Wahl in den Bundesrat gegenüber den Bauern gesprächsbereit.

Eine Kampagne, die nachwirkt

Gemäss Dettling habe der Bündner Nationalrat Jon Pult, 39, bei seinem Auftritt klar signalisiert, «dass er auch im Bundesrat nicht von der SP-Parteilinie abweichen wird». Ebenfalls wenig überzeugend seien Pults Antworten zu seiner Rolle bei der Kampagne für die Abstimmung zur Trinkwasser-Initiative gewesen. Diese Kampagne mit dem Slogan «Agrarlobby stoppen» hat den Bauernverband nachhaltig verärgert.

Ausgearbeitet hat sie die Zürcher Agentur Feinheit, bei der Pult bis 2022 gearbeitet hat und seither im Verwaltungsrat sitzt. Der «NZZ am Sonntag» sagte Pult, er sei nicht an deren Ausarbeitung und Umsetzung beteiligt gewesen. Doch auf kritische Rückfragen am Hearing der Bauern hin habe er eingeräumt, am Pitch mitgearbeitet zu haben, mit dem Feinheit den Zuschlag für die Kampagne erhielt. «Dieses Verhalten war sehr schwach von Pult», sagt Dettling.