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Trettmann auf der Parkbühne: Eigenwillig und erfreulich anders

Am Samstagnachmittag brennt die Sonne auf den Heitern. Kurz vor Valentino Vivaces Konzert, herrscht vor der Parkbühne gähnende Leere. Der junge Künstler aus dem Tessin, das letztjährige «SRF 3 Best Talent», schafft es aber, den Publikumsbereich innert Minuten zu füllen und just in dem Moment weht, wortwörtlich, ein frischer Wind über den Platz.

Schnell wippen und tanzen die Zuschauer zu Vivaces teils funkigen, spacigen, oft auch an die Keyboards der 80er erinnernden Songs. Spass hat sichtlich auch der Sänger selbst, der auf der Bühne herumspringt: «Volete ballare?» fragt er das Publikum, was selbstverständlich bejaht wird. Nach Songs wie «L’equilibrio» oder «Rimbalziamo» tritt als Höhepunkt auch Crimer zu Vivace auf die Bühne. Zusammen performen sie ihren Hit «High Life», darauf folgt die Tanznummer «Meteoriti». Spätestens nach diesem Song ist im Publikum jeder überzeugt und in Festival-Stimmung. Nachdem Valentino Vivace und seine Band sich verabschieden, kann es so gleich mit dem nächsten Act weitergehen.

Die Plätze in der ersten Reihe hatten sich die vornehmlich jungen, weiblichen Fans schon längst gesichert, als Tom Gregory die Bühne betrat. «Wanna take a selfie w/us?» stand auf dem Schild einiger Fans. Erwartungsvoll hielten sie dieses in die Luft. Zugegeben, der 27-Jährige Singer/Songwriter hat einen zurückhaltenden Charme, der einen verstehen lässt, warum die Teenies ihn so anhimmeln. Auch Jana (13) und Nayla (14), beide aus Oftringen, gehören zu den Fans. «Wir sind extra für ihn gekommen», sagen sie. «Seine Ausstrahlung und seine Art sind einfach toll», schwärmen sie und ergänzen: «Und seine Musik erst! Er klingt live auf der Bühne genauso, wie in seinen Songs im Radio!» Die beiden Fans haben recht. Der Brite überzeugt mit seinem Auftritt nicht nur die jungen Heitere-Besucher. Das Publikum vor der Parkbühne, altersmässig bunt durchmischt, steht längst dicht gedrängt und geniesst seine eingängigen Lieder, singt und tanzt. «Never Look Back», «Forget Somebody» oder auch «Never Let Me Down» – letzterer ist während der Pandemie entstanden – gehörten ebenso zum Set wie «Let It Be», für den der Brite in der Schweiz mit Gold ausgezeichnet wurde. Die Liebe, die ihm in der Schweiz entgegengebracht wird, erwidert der Singer/Songwriter. Nach einem T-Shirt-Wechsel erscheint er mit einem Schweizer Fussball-Trikot auf der Bühne und erntet dafür tosenden Applaus. Und das ersehnte Selfie? Das gesamte Publikum durfte die Hände in die Höhe halten, Tom knipste ein paar Selfies von der Bühne aus und meinte dann: «Das kommt dann wohl zu Hause an die Wand.»

(Wir warten immer noch auf die „Genehmigung“ für die Bilder von Stereo Luchs)

Der Beat breitet sich wie Wellen durch das Publikum, als Stereo Luchs auf der Parkbühne erscheint. Der Sänger aus Wiedikonweiss, wie er die Leute begeistern kann: «Heute wird es noch besser als letztes mal», verspricht er – Stereo Luchs trat schon 2018 am Heitere auf.
Seine Meinung scheint das Publikum zu teilen, «Träne ufem Tanzbode» und «Slow Whine», quittiert es mit Jubel. Mit L Loko & Drini holt sich Stereo Luchs Zürcher Verstärkung auf die Bühne, zusammen performen sie «Will nomeh» und ein Meer aus Armen wiegt sich im Takt, bald darauf zücken alle ihre Feuerzeuge.

Dass er auch ganz anders kann, zeigen die Nummern «Dame» oder «Ufe». Ob am Rand Salsa oder in der Mitte Moshpit, das Publikum tanzt. «Hebet eues Glas – uf’s Läbe und uf’d Musig», ruft Stereo Luchs zum Schluss und stimmt «Ziitreis» an.

«Es war super», sagt ein Zuschauer nach dem Konzert: «Ich finde, er ist einer der besten Sänger der Schweiz». «Er war sympathisch», sagt eine andere Zuschauerin, die Stereo Luchs’ Lieder genau kennt, denn ihr ist aufgefallen: «für den Heitern hat er extra einige Zeilen passend umgeschrieben».

Einiges an Volk tummelte sich vor der Parkbühne und es wurde stetig mehr, als Trettmann sein Set begann. Das Bild auf dem Screen kam in Schwarzweiss daher und auch auf der Bühne sah es so aus -nur wenn die gelben oder lila Lampen leuchteten, kam etwas Farbe ins Spiel. Trettmann mischt Hip-Hop, R’n’B und Dancehall, wurde in den letzten Jahren vor allem mit Trap und Coud Rap bekannt. Der deutsche Sänger trägt seine Texte in einem Stil zwischen Rap und moduliertem Gesang vor – es wirkt im besten Sinne etwas melancholisch und träge. 
Damit kreiert er eine lässige Stimmung bei den Leuten vor der Parkbühne, viele tanzten entspannt vor sich hin, nur in der Mitte der Menge  wurde auch gehüpft.  Manche Songs wurden nur kurz angespielt, einige verlangten die Mitwirkung des Publikums. Im Gegensatz zu anderen Künstlern forderte Trettmann – trotz später Stunde immer noch mit Sonnenbrille – jedoch kaum dazu auf, mitzusingen, die Menschen machten es einfach so. Gegen 23 Uhr fängt es kurz an zu regnen, aber den meisten Leuten war es egal – den Fans sowieso. Dem entspannten Feiermodus konnten die paar Tropfen nichts anhaben – und die Nacht war ja noch jung. 

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