
3 Gegentore gegen Barça? Yann Sommer begeistert im CL-Halbfinal trotz Eigengoal
Kann ein Goalie, der drei Gegentore kassiert hat, wovon eines ein Eigentor von ihm selbst war, ein gutes Spiel gemacht haben? Ja, kann er, wie Yann Sommer am gestrigen Mittwochabend in der Champions League gezeigt hat. Denn wie so oft kommt es auch bei der Bewertung von Sommers Leistung beim 3:3-Unentschieden im Halbfinal-Hinspiel in Barcelona auf den Kontext an. Und der spricht klar für den 36-jährigen Schweizer im Tor von Inter Mailand.
Beim Tor von Lamine Yamal zum zwischenzeitlichen 1:2 aus Barças Sicht ist Sommer machtlos. Der 17-Jährige schlenzt den Ball unhaltbar an den Innenpfosten. Auch das zweite Gegentor geht keineswegs auf Sommers Kappe. Vielmehr verliert seine Vordermannschaft Ferran Torres aus dem Blick, woraufhin dieser aus knapp fünf Metern frei einschiessen kann. Und das Eigentor? Das ist einfach Pech.
Der wuchtige Schuss von Raphinha knallt an die Latte und dann unglücklich via Sommers Hinterkopf ins Tor. Wahrscheinlich war der Schweizer gar noch leicht am Ball, bevor dieser an die Latte knallte, wodurch er das Gegentor zunächst gar noch verhindert hatte. Die Experten bei Blue sind sich zumindest einig. So sagte Marco Streller auf die Frage, ob Sommer den Ball halten müsse: «Für mich nicht. Direkt vor ihm springen noch Spieler hoch, er sieht den Ball spät und dann ist es natürlich unglücklich.» Didi Hamann pflichtete dem Ex-Stürmer bei: «Unhaltbar!»
Plötzlich ist der grösste Kritiker ein Fan
Hamann, einst einer der grössten Kritiker des langjährigen Nati-Goalies, lobte: «Sommer ist einer der Gründe, weshalb Inter so weit gekommen ist. Er hat gegen Bayern herausragend gehalten. Auch heute hat er Ruhe ausgestrahlt.» Dass sich dieser nach dem schwierigen Halbjahr im Frühling 2023 bei Bayern München, in der Sommer viel Kritik einstecken musste – unter anderem von Hamann –, bei Inter so gut eingelebt und als einer der besten Torhüter der Welt etabliert hat, sorgte bei Hamann für Anerkennung.
«Das ist die Reaktion eines Champions», schwärmte der deutsche Ex-Profi: «Er ging nach Italien, kassierte da schon letztes Jahr die wenigsten Gegentore, wurde Meister, jetzt könnte er ins Champions-League-Finale einziehen. Ich würde es ihm wünschen.» Hamann äusserte zudem den Gedanken, dass Sommer noch immer der beste Schweizer Torhüter und somit besser als Gregor Kobel sei.
Wer das Video der besten Paraden vom gestrigen Spiel sieht, weiss auch wieso. In diesem vom offiziellen Champions-League-Account geposteten Zusammenschnitt ist lediglich Sommer zu sehen, wie er die Barça-Offensive um Lamine Yamal, Dani Olmo und Raphinha verzweifeln lässt. Insgesamt zeigte Sommer sieben Paraden, gemäss dem Expected-Goals-Wert von 2,8 waren drei Gegentore angemessen.
Nach dem Spiel erklärte Sommer beiBlue: «Es war hart. Wir mussten gut verteidigen und viel aushalten.» Seine Vorderleute lobte er auch für den Umgang mit dem aggressiven und hohen Pressing der Katalanen: «Es ist schwierig, gegen diesen Gegner gut aufzubauen, aber wir waren sehr effizient. Auswärts ist das ein gutes Ergebnis.»
Inter Mailand geht also mit einem 3:3-Unentschieden ins Rückspiel im heimischen San Siro. Nach schwierigen Wochen, in denen Inter den Cup-Halbfinal gegen den Stadtrivalen AC Milan sowie die Tabellenführung in der Serie A verloren hat, wäre ein Einzug in den Final der Champions League ein willkommener und vor allem verdienter Erfolg. Auch für Yann Sommer.