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Die Reise einer Rose: So kommen die Blumen von Ostafrika zu Ihren Liebsten

Vier von fünf der in der Schweiz verkauften Rosen wachsen in Kenia. Die Reise des Muttertagsgeschenks von der Plantage via Flugzeug bis in die Schweiz.

Jedes Jahr gehen etwa 150 Millionen Rosen über die Schweizer Ladentische. Die Nachfrage nach Schnittblumen ist so gross, dass sie nicht mit europäischen Produkten gestillt werden kann. 90 Prozent aller Schnittblumen kommen aus Übersee. Bei den Rosen ist die Herkunft meist die ostafrikanische Republik Kenia. Acht von zehn in der Schweiz verkauften Rosen stammen von dort. Neben Tee und Tourismus gehört die Blumenproduktion zu den wichtigsten Einnahmequellen des Landes.

Doch die Produktion der schönen Pflanzen hat eine Schattenseite: Der Blumenanbau belastet teils Boden und Gewässer in der Region. Ausserdem sind die Arbeitsbedingungen häufig prekär und die Löhne tief, heisst es etwa von der Max-Havelaar-Stiftung. 2001 startete die Organisation deshalb mit der Produktion von Fairtrade-Rosen und verbesserte dadurch die Lebensbedingungen der Angestellten. Auf zertifizierten Farmen wird nach klar definierten sozialen und ökologischen Standards angebaut.

Ideale Bedingungen für den Rosenanbau

Eine der Fairtrade-Blumenfarmen in Kenia ist Wildfire Flowers am Lake Naivasha. Das Klima in Ostafrika ist das ganze Jahr über ideal für den Rosenanbau, erklärt Melanie Dürr, Global Product Managerin für Fairtrade-Blumen.

In ostafrikanischen Ländern seien faire Arbeitsbedingungen, feste Arbeitsverträge, Mutterschutz und eine Regelung zur Nutzung von Pestiziden keine Selbstverständlichkeit. So setzen Fairtrade-Unternehmen auch auf nachhaltige Schädlingsbekämpfung, recycelbare Materialien und einen schonenden Energieverbrauch. «Deshalb macht man mit Fairtrade-Rosen gleich doppelt Freude: der beschenkten Person und den Arbeitnehmenden vor Ort», sagt Melanie Dürr.

Die Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Blumenfarmen können mit jeder verkauften Fairtrade-Rose zusätzlich von einer Prämie profitieren, die für gemeinnützige Projekte verwendet wird. In Ostafrika wird das Prämiengeld meist in Schulbildung der Kinder von Arbeiterinnen und Arbeitern in Form von Stipendien oder in Schulen, unter anderem in Infrastruktur und Lehrkräfte, investiert. Aber auch in die medizinische Versorgung oder in Mikrokredite werden die Prämien gesteckt.

Vom Bepflanzen bis zum Transport mit dem Flugzeug

Wie Rosen in Kenia angebaut werden und welchen Weg eine Fairtrade-Rose hinter sich bringt, bis sie bei den Detailhändlern in der Schweiz ankommt, zeigt die Max-Havelaar-Stiftung. Sie ermöglicht einen virtuellen Einblick in den Fairtrade-zertifizierten Betrieb Wildfire Flowers in Naivasha. Wildfire Flowers hat eine Grösse von 45 Hektaren. 620 Angestellte pflanzen Blumen an, ernten und verpacken sie.

Pflanzen der Rosenstöcke auf den Plantagen

Es gibt zwei verschiedene Methoden, die Rosen anzubauen. Einerseits werden die Rosenstöcke in gewöhnliche Erde gepflanzt. Andererseits als Hydrokultur angelegt, wo die Stöcke ganz ohne Erde wachsen und die Anlage die Wurzeln mit Erde versorgt. Diese Methode ist auch unter dem Begriff Hors-sol-Produktion bekannt. Sie hat sich etabliert, da so ein Grossteil des Wassers und der Nährstoffe recycelt werden kann. Ziel der Blumenfarm ist es, irgendwann die gesamte Produktion als Hydrokultur anzulegen.

Pflege der Blumen ist aufwendig

Im Gewächshaus in Kenia wachsen die Rosen. Sie brauchen eine aufwendige Pflege.
Bild: Getty

Nachdem die Rosenstöcke im Gewächshaus gepflanzt wurden, pflegen sie die Mitarbeitenden während der nächsten acht Wochen. Die Pflege ist laut Melanie Dürr sehr aufwendig. Die Pflanzen müssen täglich kontrolliert werden, das Klima muss genau beobachtet werden, und die Bewässerung muss passen. «Es ist wichtig, dass Rosen keine Krankheiten entwickeln und wenn doch, dass man dies rasch erkennt und so früh wie möglich mit geringen Mitteln eingreift», sagt Dürr.

Auch das Fernhalten von Schädlingen ist ein wichtiger Aspekt. Anstatt auf Pestizide setzen die Produzenten auf Insektenfallen, die zum Beispiel mit Pheromonen Motten anziehen und fangen.

Rosenernte im Alter von zwei bis drei Monaten

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pflücken die Rosen entsprechend ihres Blütenstandes.
Bild: Getty

Wie lange die Rosen wachsen, ist von Sorte zu Sorte unterschiedlich und auch vom gewünschten Blütenstand abhängig. «Üblicherweise wachsen Schnittrosen etwa 60 bis 90 Tage, bevor sie geerntet werden», sagt Melanie Dürr.

Die Mitarbeitenden suchen die Rosen im gewünschten Blütenstand aus, pflücken sie, prüfen die Länge und stecken sie danach gleich in einen Wasserkübel. Sind 100 Stück pro Kübel beisammen, werden sie mit einem Schutz ummantelt, damit sie nicht abbrechen.

Die verschiedenen Arbeitsschritte auf der Farm werden in diesem Video veranschaulicht:

Qualitätskontrolle und Verpackung

Danach gibt es eine Qualitätskontrolle, wo die Rosen auf Beschädigungen oder Krankheiten überprüft werden. Anschliessend werden sie in einem Kühlraum während vier Stunden gelagert.

Im Anschluss werden die Blumen nach ihrer Länge sortiert: Jede einzelne Rose wird gemessen und nach 35, 40 oder 50 Zentimeter Höhe geordnet. Hier werden nochmals Rosen aussortiert, welche dem Exportstandard nicht standhalten. Danach werden etwa 30 Prozent aller Dornen und Blätter entfernt, bevor sie gebündelt werden.

Die Sorte Athena beispielsweise ist empfindlich und wird deshalb in Karten gepackt.
Bild: Getty

Schliesslich binden Mitarbeitende die Rosen zu Sträussen zusammen, zum Beispiel zu zehn Stück. Danach werden sie in Folie verpackt. Die Blüten der besonders sensiblen Sorten werden mit etwas Karton geschützt. Zum Schluss kommen die abgepackten Blumen in Kartonschachteln, die beschriftet werden, bevor sie in den gekühlten Lastwagen verladen werden.

Rosen und andere Schnittblumen werden für den Transport in Kartonkisten gepackt.
Bild: Andrew Renneisen / Getty Images Europe

Transport mit dem Flugzeug ist ökologischer als Produktion in Europa

Von der Farm kommen die Blumenkisten dann mit dem gekühlten Lastwagen zum Flughafen. «Eine durchgehende Kühlkette ist sehr wichtig, damit die Blumen frisch bleiben», sagt Melanie Dürr. Durch die Kühlung verfallen die Rosen in eine Art Schlaf und «erwachen» erst wieder, wenn die Temperatur steigt.

Damit die Konsumentinnen und Konsumenten lange Freude an ihren Fairtrade-Rosen haben, sei es auch wichtig, dass der Weg kurz sei und der Transport nicht lange dauere. Vom Lastwagen werden die Blumen ins Flugzeug verladen, wobei die Kühlkette nicht unterbrochen wird.

Gemäss Max-Havelaar-Stiftung belegen Studien, dass eine eingeflogene Rose aus Kenia weniger Energie gebraucht hat und weniger CO2 verursacht, als wenn sie mit Kunstlicht und Heizwärme ganzjährig in einem europäischen Gewächshaus gezüchtet wird. 6,5-mal weniger Energie verbrauchen Fairtrade-Rosen was Anbau, Verpackung und Transport betrifft.

Vom Flughafen zu den Detaillisten

Die meisten Fairtrade-Blumen werden direkt in die Schweiz importiert. «Sie sind somit frischer als manch andere Blume, welche den Weg über Holland in die Schweiz findet», sagt Melanie Dürr.

Vom Flughafen kommen die Rosen dann direkt zum Importeur und werden dort je nach Wunsch des Detaillisten aufbereitet: zum Beispiel im Kübel mit Wasser oder mit Blumennahrung, damit sie länger frisch bleiben. Danach werden sie direkt zum Verteilzentrum des Detaillisten gebracht, von wo aus sie zu den einzelnen Filialen geliefert werden.