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Nach Skandal um meineimpfungen.ch: Rückgabe von Impfdaten verzögert sich – auch im Aargau

Im Frühling 2021 wurde die Plattform meineimpfungen.ch vom Netz genommen. Der Grund: gravierende Sicherheitsmängel. Doch die meisten erfassten Impfdaten bestehen weiter. Auf einer neuen Plattform sollen ihre Besitzerinnen und Besitzer entscheiden, was damit passiert. Federführend ist der Kanton Aargau.

Die Idee war perfekt: Ein digitaler Impfausweis soll das analoge Impfbüchlein ersetzen. Es war Anfang 2021, Corona hatte die Welt im Würgegriff, das Parlament ebnet den Weg für einen digitalen Impfausweis. Wer gegen Covid-19 geimpft ist, soll frei reisen können. Die technische Lösung bot die Stiftung meineimpfungen.ch an: Wer wollte, konnte in einer App seine Impfungen digital erfassen.

«Perfekter» war nur noch der Fall: Denn noch bevor das Projekt richtig abheben konnte, folgte bereits sein krachender Absturz. Das Online-Magazin Republik zeigte in einer Recherche auf, wie man auf vergleichsweise einfache Art zu sensiblen Gesundheitsdaten Dritter kommt. Im März 2021 wurde die Plattform meineimpfungen.ch wegen gravierender Sicherheitsmängel wieder vom Netz genommen. Der Skandal war perfekt.

Und zurück blieb eine Frage: Was passiert nun mit den Impfdaten der mittlerweile rund 430’000 Schweizerinnen und Schweizer, die sich auf der Plattform registriert haben? Die Daten einfach zu löschen, wäre unsinnig. Viele haben ihr analoges Impfbüchlein mittlerweile bereits entsorgt. Und gleichzeitig ging man von Kosten in Millionenhöhe aus, die Daten neu zu erfassen.

Was also tun? Im Sommer 2022 entschieden Bund und Kanton Aargau, die Daten zu retten. Das Ziel: Die Daten sollen an die Bürgerinnen und Bürger zurückgegeben werden. Der Verein Stammgemeinschaft eHealth, der sich für die Schaffung elektronischer Patientendossiers einsetzt, wurde vom Departement für Gesundheit und Soziales (DGS) des Kantons Aargau beauftragt, eine Plattform für die Rückgabe der Impfdaten aufzubauen. Und nun teilt das DGS mit: Voraussichtlich im März soll die Plattform ihren Betrieb starten.

Löschen, herunterladen oder ins elektronische Patientendossier

Was heisst dies nun konkret? Wer selbst ein Impfdossier auf meineimpfungen.ch geführt hatte, bekommt die Möglichkeit auf einen Zugang für die Plattform der Datenrückgabe. Während drei Monaten haben die ehemaligen Nutzerinnen und Nutzer drei Möglichkeiten, was sie mit ihren Daten machen wollen: Sie können sie endgültig und nicht reversibel vernichten. Sie können sie herunterladen. Oder sie können sie in ihr eigenes, bestehendes elektronisches Patientendossier überführen. eHealth empfiehlt Personen, die ihre Impfdaten weiter nutzen wollen, bereits jetzt ein elektronisches Patientendossier zu eröffnen.

Personen, deren Impfdaten von Fachpersonen auf meineimpfungen.ch erfasst worden sind, erhalten indes keinen Zugang. Diese Daten werden gemäss Mitteilung in Absprache mit der Datenschutzbehörde gelöscht. Ebenfalls nicht Teil der Plattform für die Datenrückgabe sind alle Daten, die im Rahmen der Pandemie automatisiert und teilweise systematisch falsch erfasst worden sind. Auch diese Daten würden vernichtet, schreibt das DGS im Communiqué.

Ursprünglich sollte die geplante Plattform ihren Betrieb bereits im Herbst 2023 starten. Da die Abklärungen mit den datenschutzrechtlichen Aufsichtsbehörden aber länger dauerten als vorgesehen, verschiebt sich der Fahrplan nun nach hinten. Dieser sieht eine Test- und Pilotphase im Januar und Februar 2024 vor. Der Kanton rechnet mit einem Start des offiziellen Betriebs frühestens ab März 2024.