Sie sind hier: Home > Forschung > Neue Hypothese: Zöliakie schützt vor schwerem Covid-19-Verlauf

Neue Hypothese: Zöliakie schützt vor schwerem Covid-19-Verlauf

Menschen, die von Zöliakie oder einer Nahrungsmittelallergie betroffen sind, erkranken einer Studie zufolge womöglich milder an Sars-CoV-2. Grund dafür könnten Proteine sein, denen das Immunsystem schon vorher ausgesetzt war.

Ein US-Team um den Mikrobiologen Aristo Vodjani, Berater bei Cyrex Laboratoires im amerikanischen Phoenix, hat herausgefunden, dass sich bestimmte Abschnitte des Spikeproteins des Coronavirus auch in Proteinen von Nahrungsmitteln befinden. Die immunologische Auseinandersetzung mit diesen Lebensmitteln könnte das Immunsystem darauf vorbereiten, SARS-CoV-2 anzugreifen. Das berichten die Forschenden im Fachblatt «Frontiers in Immunology».

Konkret entdeckten sie in einem Experiment, dass ein monoklonaler Antikörper gegen das Spikeprotein ebenfalls auf eine Reihe von Antigenen aus bestimmten Nahrungsmitteln reagiert. Darunter befanden sich Brokkoli, geröstete Mandeln, Cashewnüsse, Sojabohnen, Tintenfisch, Reis-Endochitinase, Schweinefleisch und Ananas-Bromelain. Der Antikörper reagierte ausserdem auf das Gliadin-toxische Peptid, das bei der schweren Glutenunverträglichkeit Zöliakie eine Rolle spielt.

«Ob die Kreuzreaktion der Antikörper gegen das Spikeprotein und das Gliadin eine Auswirkung auf Häufigkeit oder Schwere der Infektion mit Sars-CoV-2 haben, ist damit aber noch nicht bewiesen», erklärt dazu die Ärztin Stephanie Baas von der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft in Stuttgart. Ob Zöliakie Betroffene tatsächlich milder oder seltener an Corona erkranken, müssen epidemiologische Studien somit erst noch zeigen.

In der Schweiz sind rund 80‘000 Menschen von Zöliakie betroffen. Diese müssen das Gluten, das sich in Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und Grünkorn findet, strikt meiden.