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Wer im Aargau einen zweiten Booster will, bekommt ihn – auch ohne Empfehlung der Eidgenössischen Impfkommission

Anders als in Deutschland wird in der Schweiz keine zweite Auffrischimpfung empfohlen. Infektiologe Christoph Fux vom Kantonsspital Aarau (KSA) sagt, er verweigere den zweiten Booster niemandem. Risikopersonen empfiehlt er ihn sogar.

Im November und Dezember 2021 haben im Aargau rund 170’000 Personen, also rund ein Viertel der Bevölkerung, ihren Impfschutz auffrischen lassen. Die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) hatte die Booster-Impfung damals allen doppelt Geimpften empfohlen, deren letzte Impfung mindestens vier Monate her war.

Infektiologe Christoph Fux empfiehlt Risikopersonen den zweiten Booster.
Fabio Baranzini

Bei allen, die im November oder Dezember geboostert worden sind, liegt die letzte Impfung bereits oder bald wieder vier Monate zurück. Aber anders als zum Beispiel in Deutschland, wo allen über 70-Jährigen und Risikopersonen eine zweite Auffrischimpfung empfohlen wird, empfiehlt die Eidgenössische Impfkommission den zweiten Booster nicht.

Ärztinnen und Ärzte dürfen die zweite Auffrischimpfung aber im ärztlichen Ermessen anbieten – und tun dies auch. Christoph Fux, Infektiologe am Kantonsspital Aarau (KSA), sagt zum Beispiel:

«Wer einen zweiten Booster will, bekommt ihn – unabhängig von der Empfehlung der Impfkommission.»

Das sei nicht nur im KSA so, sondern auch in den anderen Aargauer Impfzentren. Fux empfiehlt den zweiten Booster aber nicht allen.

Gesunde sind mit drei Impfungen gut geschützt

Aus medizinischer Sicht sei eine Auffrischimpfung für jüngere, gesunde Menschen nicht notwendig, sagt er. «Wer doppelt geimpft und geboostert ist, muss keine Angst vor einem schweren Krankheitsverlauf haben.» Jene Patientinnen und Patienten, die wegen Covid-19 im Spital landen, seien fast ausnahmslos entweder über 80 Jahre alt, nicht vollständig geimpft oder hätten eine Immunschwäche.

Wer sich vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen will, gesund und nicht sehr alt ist, braucht dafür also keinen zweiten Booster. Fux hält fest, dass es noch kaum Studien zum Nutzen der zweiten Auffrischimpfung gebe.

«Erste Zahlen aus Israel legen aber nahe, dass Personen, die zweimal geboostert sind, besser vor einer Ansteckung geschützt sind.»

Zudem sei mittlerweile klar belegt, dass Geboosterte weniger ansteckend seien für ihre Umgebung. Deshalb werden im KSA-Impfzentrum auch jüngere und gesunde Menschen nicht weggewiesen, wenn sie ihren Impfschutz vier Monate nach dem ersten Booster auffrischen lassen wollen und sie die vorherigen drei Impfungen problemlos vertragen haben.

Impfempfehlung für Risikogruppen

Anders sei die Situation bei sehr alten Menschen, Personen mit einem relevant eingeschränkten Immunsystem oder Angehörigen von Risikopersonen, sagt Fux. Ihnen empfiehlt der Chef-Infektiologe den zweiten Booster, wenn sie ihn nach seiner Einschätzung fragen. Als Arzt dürfe er solche Empfehlungen abgeben, obwohl die Impfkommission die zweite Auffrischimpfung auch Risikopersonen nicht empfiehlt, sagt Fux.

«Am Schluss liegt der Entscheid für oder gegen den zweiten Booster aber natürlich bei den Patientinnen und Patienten.»

Der zweite Booster spielt auch im Zusammenhang mit Reisen eine Rolle. Es gibt Länder, die für die Einreise eine zweite Auffrischimpfung oder einen PCR-Test verlangen. Reisewillige seien mit einem zweiten Booster, der einen nachhaltigen Schutz biete, sicher besser bedient als mit einem PCR-Test, der nach 48 Studen wertlos sei, sagt Fux. Darum empfiehlt er auch Reisewilligen einen zweiten Booster anstatt den PCR-Test, wenn sie ihn fragen.

1382 Booster-Impfungen in den letzten zwei Wochen

Die Impf- und Boosterquote hat sich seit Mitte Februar kaum verändert. Im Aargau sind 69,6 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal gegen Covid-19 geimpft und 43,7 Prozent haben ihren Impfschutz auffrischen lassen.

Erstimpfungen gab es in den letzten zwei Wochen insgesamt 96. Boostern lassen haben sich immerhin 1382 Personen – also im Durchschnitt fast 100 pro Tag. Laut Fux sind darunter auch einige, die ihren Impfschutz zum zweiten Mal haben auffrischen lassen.