
Das grosse Machtvakuum nach der Guyer-Abwahl
Einer davon ist wohl Lukas Fankhauser. Der SP-Stadtrat erzielte am Wahlsonntag das beste Ergebnis. «Wenn Christiane Guyer erneut als Stadtpräsidentin kandidiert hätte, hätte die SP sie nicht angegriffen», sagt der SP-Co-Präsident Christian Nöthiger. Mit der Abwahl Guyers und dem gleichzeitigen Glanzresultat Fankhausers könnte sich die Situation nun anders präsentieren. Schliesslich hatte die SP bis vor vier Jahren das Vizepräsidium inne. Ob Fankhauser jedoch als Kandidat zur Verfügung steht, ist eine andere Frage. Vor einigen Wochen ist bekannt geworden, dass er nach den Sommerferien Schulleiter in Teufenthal wird.
Nicht nur die SP könnte Interesse am freien Stadtpräsidium haben. Robert Weishaupt (Mitte) erreichte am Wahlsonntag das zweitbeste Resultat, im vergangenen Herbst wurde er als Grossrat wiedergewählt. Vor vier Jahren kandidierte Weishaupt im ersten Wahlgang als Vizepräsident von Zofingen, verzichtete dann aber im zweiten auf eine Kandidatur. Gewählt wurde Andreas Rüegger (FDP).
Auch der drittplatzierte André Kirchhofer (FDP) könnte mit dem Amt als Stadtpräsident liebäugeln. Er ist am Wahlsonntag durchmarschiert und hat gestandene Stadträte auf die hinteren Ränge verwiesen – auch seinen Parteikollegen, Vizepräsident Andreas Rüegger. Wieso nicht diesen Schwung mitnehmen und im Herbst fürs Präsidium kandidieren?
Prominente Stimmen aus der Region sprechen sich dafür aus. In seiner Gratulation an Kirchhofer schrieb SVP-Nationalrat Thomas Burgherr auf Facebook: «Du bist ein Mehrwert für Zofingen! Nun ran an das Stadtpräsidium …» Und auch der ehemalige Oftringer Gemeindeammann Martin Bhend meinte: «Jetzt steht das Tor zum Stadtpräsidenten offen.»
Ein Hinderungsgrund könnte allerdings aus der eigenen Partei kommen: Der amtierende Vizepräsident Andreas Rüegger könnte selbst Ambitionen auf das Stadtpräsidium haben. Aus dem FDP-Vorstand heisst es, dass sich der Vorstand und die möglichen Kandidaten «ernsthafte Gedanken» über eine Kandidatur fürs Stadtpräsidium machten.
Am viertmeisten Stimmen erzielt hat Dominik Gresch (GLP). Vor vier Jahren kandidierte er im ersten Wahlgang als Stadtpräsident, lag dann aber deutlich hinter Christiane Guyer zurück und verzichtete auf den zweiten Wahlgang. Auch für die Grünliberalen sei klar gewesen, dass Christiane Guyer für eine zweite Amtsperiode als Stadtpräsidentin gesetzt sei, sagt Parteipräsident Adrian Borer. Aufgrund des Resultats vor vier Jahren – Gresch distanzierte im ersten Wahlgang den ebenfalls als Stadtpräsidenten kandidierenden Peter Siegrist (parteilos) deutlich – schliesst Borer eine Kandidatur von Dominik Gresch grundsätzlich nicht aus. Aber: Weder sei das Wahlergebnis analysiert noch eine mögliche Kandidatur in der Partei oder mit Gresch diskutiert worden. Also auch bei der GLP: alles offen.
Auf den Plätzen fünf bis sieben liegen innerhalb von nur acht Stimmen der amtierende Vizepräsident Andreas Rüegger (FDP), Peter Siegrist (parteilos) und Rahela Syed (SP). Peter Siegrist hatte schon vor vier Jahren Ambitionen fürs Stadtpräsidium – ob er es noch einmal versuchen will?
Rahela Syed erzielte in den vergangenen Erneuerungswahlen immer gute Resultate und kandidierte vor vier Jahren als Vizepräsidentin. Im ersten Wahlgang distanzierte sie den späteren Sieger Andreas Rüegger noch um 237 Stimmen. Doch die Abwahl der ersten Zofinger Stadtpräsidentin könnte nun Syed als links politisierende Frau von einer Kandidatur fürs Stadtpräsidium oder Vizepräsidium abschrecken.
Aktuell lässt sich nur gesichert sagen: Sowohl fürs Stadtpräsidium als auch fürs Vizepräsidium gibt es sieben mögliche Kandidaten. Wer tatsächlich kandidieren wird, müssen die Parteien noch entscheiden. Zeit für Diskussionen und Analysen haben sie genügend: Anmeldeschluss ist Mitte August.