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Europaweites Problem: Debatte um Transsexualität ist vergiftet

Schnell wird man heute als transphob gebrandmarkt. Andererseits missbrauchen konservative Kreise die Debatte um auf Wählerfang zu gehen - zum Beispiel in England.

Europaweit werden staatliche Angebote für transsexuelle Jugendliche heiss diskutiert. In Grossbritannien ist dazu nun ein Bericht erschienen. Deren Autorin sagt: «Die Debatte ist so toxisch geworden, dass Menschen Angst haben, in diesem Bereich zu arbeiten», so Hilary Cass gegenüber der Zeitung «Guardian». Die Gefahr sei gross, dass Eltern und Ärzte, die sich gegen eine Geschlechtsanpassung aussprechen, vorschnell als transphob verurteilt würden. In den vergangenen 15 Jahren nahm die Zahl der jungen Patienten, die sich in ihrem biologischen Geschlecht nicht wohl fühlen, von 50 auf mehr als 3000 pro Jahr zu. Dabei geht es vor allem um Jugendliche, die bei ihrer Geburt als Mädchen identifiziert wurden.

Verantwortlich für die zugespitzte Lage seien die Erwachsenen. «Die Minderjährigen werden als Spielball benutzt.» Dies, weil keine guten wissenschaftlichen Daten vorhanden seien, sagt die pensionierte Kinderärztin Cass. Die Debatte um geschlechtliche Identität wird in Grossbritannien vor allem von konservativen Kreisen als Kulturkrieg geführt. Kommentatoren sehen darin einen Versuch, Stimmen vor der für dieses Jahr geplanten Parlamentswahl zu gewinnen.

Cass plädiert für eine bessere Erforschung der Charakteristika junger Menschen, die eine Behandlung anstreben. Dabei solle auch die mentale Gesundheit untersucht werden, da viele Jugendliche an ADHS, Autismus, Angstzuständen oder Depression litten. (dpa)