
Der Aufschrei über ein Ende des Halbtax ist übertrieben: Es ist Zeit für Neues
Die Nachricht versetzte am Mittwoch die Bahnnation Schweiz in Aufregung: Das Halbtax-Abo soll abgeschafft werden! Das Dementi der Branchenorganisation Alliance Swisspass folgte zwar schnell, doch da hatten sich schon Hunderte erboste Leserkommentare angesammelt.
Der Verlust eines «Stücks der DNA jedes Schweizers» wurde beklagt und Vergleiche zur Migros gezogen – eine andere Institution, die in der jüngeren Vergangenheit mit Image-Problemen zu kämpfen hatte.
Das Halbtax-Abo, 3,3 Millionen mal in Schweizer Portemonnaies zu finden, stiftet sogar noch mehr Identität als die Cumulus-Karte. Die Reaktionen sind deshalb ein gutes Zeichen: Was die Chefs von SBB, Postauto und ihren Tarifverbänden entscheiden, ist den Leuten nicht egal.
Doch bei allem Verständnis für die Abwehrreaktionen: Es lohnt sich, dem neuen Tarifsystem eine Chance zu geben, das die Branche derzeit erarbeitet. Das heutige ist für viele Gelegenheitsnutzer zu kompliziert und das Preisniveau zu hoch – auch wegen des Halbtax. Vielleicht wäre dem öffentlichen Verkehr sogar gedient, wenn es abgeschafft würde.
Das Halbtax wird wohl bleiben, doch Änderungen wird es geben. Eine kritische, aber offene Haltung ist angebracht. Am Test des «Myride»-Systems kann jeder teilnehmen. Wer es tut, stellt oft fest: Kompliziert ist das nicht – und für viele sogar günstiger als das heutige System.