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Der Fall von Prinz Andrew: Eine Sternstunde der parlamentarischen Monarchie

Wegen seiner Verwicklung in den Skandal um Sexualstraftäter Jeffrey Epstein verliert der Bruder von König Charles III. alle Titel und Ehren. Gerade am Tiefpunkt läuft das britische Königshaus zur Hochform auf.

Der unappetitliche Fall des britischen Prinzen Andrew zeigt: Die parlamentarische Monarchie hat einen beneidenswerten Vorteil. Sie verleiht einem Rechtsstaat eine höhere moralische Instanz, welche unsere Musterdemokratie seit den Tagen von Mani Matter nie mehr gehabt hat.

Eine Monarchin wie die verstorbene Jahrhundertfigur Elizabeth II. vereinigt alle guten Eigenschaften, welche sie der einzelnen Bürgerin, dem einzelnen Bürger tagtäglich vor Augen führen kann, ohne ein Wort zu sagen: Hingabe, Opferbereitschaft, Zurückhaltung, Würde, Familienliebe, Patriotismus; kurz das Streben nach Höherem. Gleichzeitig bilden Königin oder König einen Fels in der Brandung der Zeitwirren. Sie vermitteln dem Einzelnen selbst dann Zusammenhalt, Zuversicht und den Glauben ans Gute und Gerechte, wenn rundherum die Welt verrückt spielt und die Politik immer stärker polarisiert.

Und was macht man, wenn ein schwarzes Familienschaf dieses Ideal ad absurdum führt? Genau, dann muss man es ausschliessen, die Ordnung in der Herde wieder herstellen. Im royalen Geburtsrecht inbegriffen ist diese bedingungslose Bindung an Selbstverzicht, die für die Untertanen nicht gilt. Mitleid für den Verlust von Privatsphäre der Royals ist fehl am Platz, es geht einzig um das Prinzip des Gemeinwohls.

Es ist bewundernswert, wie Prinz William seinen Vater Charles dazu gedrängt hat, im Hause Windsor aufzuräumen. Wie gerade der Thronfolger seiner Grossmutter nachlebt und so auch die Selbstreinigungskraft der Monarchie unter Beweis stellt. Er hat das Zeug, die nächste Jahrhundertfigur in Grossbritannien und Europa zu werden.