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Silvester in Berlin: Polizei wird von Hunderten mit Böllern beworfen

Silvester 2023: In Berlin kündigt der Bürgermeister eine «Nacht der Repression» an, wenn es nötig sei. Tatsächlich kommt es wieder zu Zwischenfällen - nicht nur in Berlin.

In vielen Ländern hat das neue Jahr bereits begonnen – und auch in Deutschland feierten Millionen weitgehend friedlich und ausgelassen. Doch schon am Silvesterabend kam es auch zu schweren Zwischenfällen. In Koblenz starb ein 18-Jähriger bei der Explosion eines Feuerwerkskörpers. Besonders in Berlin musste die Polizei zu zahlreichen Einsätzen ausrücken, die Einsatzkräfte hatten dem Jahreswechsel besonders angespannt entgegengeblickt.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner kündigte bereits am Sonntagabend ein hartes Vorgehen bei Randale an. «Heute ist die Nacht, wenn’s denn notwendig ist, die Nacht der Repression, wo der Rechtsstaat sich versuchen wird, durchzusetzen», sagte der CDU-Politiker beim Besuch einer Polizeiwache in Berlin-Neukölln. In der Silvesternacht vor einem Jahr hatte es bundesweit Ausschreitungen und Angriffe auf Polizisten und Rettungskräfte gegeben, besonders betroffen war Berlin.

Böller, Molotowcocktails, Festnahmen in Berlin

Schon gegen 1.00 Uhr meldete die Berliner Polizei mehr als 200 Festnahmen, oft ging es um gefährliche Böllerei mit gefährlichem Feuerwerk. «Diverse Angriffe mit Pyro, Schreckschuss & Flaschen auf Einsatz- und Rettungskräfte» würden gemeldet, hiess es.

Am Sonntagabend kam es zu einem Zwischenfall in der Nähe des Alexanderplatzes in Berlin-Mitte mit Hunderten Beteiligten. Nach Angaben der Polizei wurden aus einer Gruppe von rund 500 Menschen Böller geworfen. Die Polizei habe die Gruppe am Neptunbrunnen auseinandergetrieben und auf Feuerwerk kontrolliert, teilte die Polizei auf der Onlineplattform X (vormals Twitter) mit. «Aus einer ca. 200-köpfigen Gruppe, die sich an den Rathauspassagen aufhielt, wurden unsere Einsatzkräfte mit Pyro beschossen», hiess es weiter.

In Neukölln wurden gegen Mitternacht Autos mit Feuerwerkskörpern beschossen, auch Polizei- und Rettungsfahrzeuge, wie die Polizei mitteilte. Ausserdem hätten Personen in der Hermannstrasse in Neukölln mit Raketen auf Polizisten geschossen.

Mehr Verdächtige in Gewahrsam nach Kölner Terroralarm

Nach einem Terroralarm ist der Jahreswechsel am Kölner Dom unter hohen Sicherheitsmassnahmen gefeiert worden. Dabei lief vorerst alles weitgehend ruhig ab. «Ein paar Böllerwerfer, einige Ingewahrsamnahmen, nichts Ungewöhnliches», sagte ein Polizeisprecher gegen 1.30 Uhr. Auf der Domplatte und dem Bahnhofsvorplatz sei es weitgehend friedlich zugegangen. Gross war die Sorge vor einem Zwischenfall. Ein Anschlag habe mit einem Auto verübt werden sollen, sagte der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns. Es habe sich herausgestellt, dass der schon an Heiligabend in Gewahrsam genommene Tadschike Teil eines grösseren Netzwerkes sei, das sich auch auf andere Bundesländer und andere europäische Staaten erstrecke.

Unter massivem Polizeischutz zelebrierte Kardinal Rainer Maria Woelki dann am Abend die gut besuchte Silvester-Messe. Rund um die Kathedrale blieb es nach Polizeiangaben am Abend zunächst ruhig. «Ich danke unseren Sicherheitskräften, die schon in den Tagen vor Weihnachten damit begonnen haben, diese Kathedrale zu schützen und auch uns zu schützen, damit wir Gottesdienst feiern können und das Grundrecht der freien Religionsausübung auch in unserem Land weiter gewährleistet bleibt», sagte Woelki zu Beginn der Messe.

Schwere Unfälle mit privatem Feuerwerk

Trotz aller Warnungen kam es auch wieder zu schweren Unfällen mit Feuerwerk. In Koblenz endete das in einem Fall sogar tödlich: Ein 18-Jähriger starb am Sonntagabend beim Zünden eines Böllers, wie die Polizei mitteilte. Der junge Mann sei trotz Reanimation an den Folgen der Explosion gestorben. Die Ermittlungen zu den Umständen dauerten an. Die Polizei wollte zunächst keine weiteren Angaben zu dem Vorfall im Stadtteil Rübenach machen. Die Polizei rief abermals zum vorsichtigen Umgang mit Feuerwerkskörpern auf.

Die Berliner Polizei teilte mit, ein 40-Jähriger habe beim Zünden einer Signalrakete im Ortsteil Kaulsdorf eine Hand verloren. Unmittelbar nach der Zündung sei die Rakete in seiner Hand explodiert. Bei einer Durchsuchung sei weitere Pyrotechnik bei ihm gefunden und beschlagnahmt worden.

Im linksalternativ geprägten Leipziger Stadtteil Connewitz seien Gegenstände auf eine Polizeiwache geworfen worden, sagte ein Polizeisprecher am Montagmorgen. Menschen seien dabei nicht verletzt worden. Etwa 3000 Menschen versammelten sich gegen Mitternacht auf einer Kreuzung, den Angaben nach entzündeten sie aus Pyrotechnik, Müll und Baustellabsperrungen vier Feuer. Die Polizei rückte mit Wasserwerfern an, um zu löschen. Der Polizeisprecher sprach von einer «silvestertypischen Nacht».

Nach jahrelanger Corona-Pause wieder Höhenfeuerwerk in Berlin

Vor dem Brandenburger Tor in der Hauptstadt feierten bei der traditionellen Silvesterparty Zehntausende ausgelassen in das neue Jahr. Erstmals seit der Corona-Pandemie gab es wieder ein Höhenfeuerwerk. Etwa 45 000 Besucherinnen und Besucher waren trotz zeitweisen Regens und hohen Sicherheitsvorkehrungen zur ZDF-Silvesterparty gekommen. Laut Veranstalter war die Festmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule für 65 000 Menschen ausgelegt. Das ZDF übertrug die Party wieder live als Show mit dem Namen «Willkommen 2024». Für Stimmung sorgten etwa Ayliva, Luca Hänni und Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys.

Zehntausende auf den Strassen in Hamburg und Frankfurt

Auch in Hamburg starteten Zehntausende mit grossem Feuerwerk und Party ins neue Jahr 2024. Dicht gedrängt verfolgten die Menschen etwa an den Landungsbrücken das Silvester-Feuerwerk. Rund 8000 Besucher waren allein dorthin gekommen, wie ein Polizeisprecher um kurz nach Mitternacht sagte. An der Reeperbahn seien es 10 000 bis 15 000 Menschen, es strömten aber immer noch weitere nach. Auch in der Frankfurter Innenstadt wurde gefeiert – nach Angaben der Polizei vorerst friedlich. Natürlich seien auch wieder Böller und Raketen in Menschenmengen abgefeuert worden, sagte ein Polizeisprecher am frühen Montagmorgen. Die Beamten seien dagegen konsequent vorgegangen.