Sie sind hier: Home > Corona-Impfung > Die Covid-mRNA-Impfung boostet das Immunsystem bei Krebstherapien

Die Covid-mRNA-Impfung boostet das Immunsystem bei Krebstherapien

Forschende vermuten, dass die mRNA-Impfung Krebskranken unter Immuntherapie das Leben verlängert. Der Grund könnte ausgerechnet ein in der Covid-Pandemie gefürchteter Effekt sein.

mRNA-Impfungen sind eine neue Kategorie von Impfungen. Dies zeigt nicht nur die Tatsache, dass sie eine spezielle Form von Antikörpern hervorrufen. Sondern auch ein neuer Befund von Forschenden des MD Anderson Cancer Centers der Universität Texas und der Universität Florida: Sie stellten fest, dass an Lungenkrebs und Hautkrebs erkrankte Patienten signifikant länger lebten, wenn sie eine Immuntherapie erhielten und gleichzeitig innert 100 Tagen auch gegen Covid geimpft wurden. Davon berichteten sie in einer Studie, die am Mittwoch im Wissenschaftsmagazin Nature erschienen ist.

Die Wirkung lag damit nicht alleine bei der Immuntherapie, denn bei jenen Krebskranken, welche in dieser Zeit nicht gegen Covid geimpft wurden, zeigte sich kein solcher Effekt des verlängerten Lebens. Der Effekt zeigte sich auch nicht, wenn die Patienten mit einem nicht-mRNA-Stoff gegen Covid geimpft wurden.

Die vielen Zytokine sind hier nützlich

Die Hypothese der Forschenden: Die mRNA-Impfung bewirkt einen Zytokinsturm – also einen Grosskampf des Immunsystems, wie er in der Pandemie als gefürchtete Folge einer Corona-Infektion bekannt wurde. Die Impfung führt dazu, dass das IL-8-Zytokin ums 8-fache ansteigt und das IFN-α-Zytokin sogar um das 265-fache. Doch anders als bei einem Zytokinsturm, ausgelöst durch ein Virus, entgleist das Immunsystem nicht.

Die 180 Lungenkrebspatienten, welche die Covid-Impfung erhielten, lebten im Gegensatz zu jenen, die während der 100 Tage nicht geimpft wurden, doppelt so lange: fast 40 Monate statt 20. Bei den Hautkrebspatienten erhielten 43 die Impfung. Diese lebten danach 30 bis 40 Monate, statt knapp 28 Monate. Die Patienten hatten alle Krebs im dritten oder vierten Stadium, wenn Therapien oft schlecht anschlagen.

Die Autoren vermuten, die Covid-mRNA-Impfung könnte über den Zytokinsturm ein bestimmtes Protein (PD-L1) in Tumoren aktivieren. Dadurch würde der Krebs besser auf die Immuntherapie ansprechen.

Es könnte ein Universal-Booster bei Krebs entstehen

«Die Auswirkungen sind aussergewöhnlich – dies könnte den gesamten Bereich der onkologischen Versorgung revolutionieren», sagte Onkologe und Co-Seniorautor Elias Sayour gegenüber der Wissenschaftsplattform Eurekalert. Man könne nun einen Impfstoff entwickeln, der die Immunantwort mobilisiere. Dieser würde als universeller Krebsimpfstoff für alle Krebspatienten funktionieren. Bei Krebs im fortgeschrittenen Stadium geht es dabei nicht um Heilung, sondern um eine signifikante Lebensverlängerung.

Alfred Zippelius, Forscher und Onkologe am Unispital Basel, sagt dazu: «Die Ergebnisse dieser Arbeit sind wissenschaftlich bemerkenswert und äusserst vielversprechend.» Es sei der richtige Ansatz, die retrospektive Beobachtungsstudie nun in einer klinischen Studie zu überprüfen. «Bis zum Abschluss dieser Studien ist es jedoch zu früh, diese Methode routinemässig bei Patientinnen und Patienten anzuwenden.»

Sayours Labor hatte bereits im Juli herausgefunden, dass man kein spezielles Protein (wie bei der Covid-Impfung das Spike-Protein) am Tumor anvisieren müsse, sondern es reiche, das Immunsystem anzukurbeln, so als würde es einen Virus bekämpfen. Sayour hat einen solch unspezifischen mRNA-Impfstoff patentieren lassen. Dieser hatte bei Labormäusen eine starke Antitumor-Reaktion hervorgerufen.

Schreiben Sie einen Kommentar