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Die Kinderorthopädie biegt es hin

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Schon während der Schwangerschaft ist klar, dass Myles mit Klumpfüssen geboren wird. In der Kinderorthopädie des KSA wird er bis zum Abschluss seines Wachstums fürsorglich behandelt und betreut.

Myles* ist drei Monate alt. Seit seiner Geburt wird er jede Woche in der Kinderorthopädie des KSA ambulant behandelt. Er kam mit Klumpfüssen auf die Welt. Wie auch schon sein grosser Bruder John* und seine Mutter Jessica*. «Es war schon während der Schwangerschaft klar, dass Myles Klumpfüsse hat», erzählt Jessica. Sie ist früh auf Dr. Bernhard Speth zugegangen. Der leitende Arzt Orthopädie und Traumatologie im KSA hat bereits den sechsjährigen John behandelt. «Wir wussten, dass wir in besten Händen sind und uns keine Sorgen um Myles machen müssen», so Jessica.

Beim Klumpfuss ist der Fuss stark verdreht. Die Fusssohle ist nach innen oder in bestimmten Fällen sogar nach oben verdreht. Die Ursache ist nicht gänzlich geklärt. Man geht davon aus, dass 20 Prozent familiär bedingt und 80 Prozent idiopathisch, also ohne erkennbare Ursache, sind. Ein paar Fakten: Der Klumpfuss tritt bei etwa einem von 1000 Neugeborenen auf. Jungs sind doppelt so häufig betroffen wie Mädchen. Bei Familien, die ein Kind mit Klumpfuss haben, liegt die Wahrscheinlichkeit bei vier Prozent, dass weitere Nachkommen ebenfalls mit der Erkrankung auf die Welt kommen.

Starkes Team: Dr. Bernhard Speth mit Oberärztin Dr. Kata Papp.
Bild: zvg

Ein starkes Team für Kinder

Kinderorthopädie Das Team der Kinderorthopädie im KSA kümmert sich um Probleme am Bewegungsapparat vom Säuglingsalter bis zum Wachstumsabschluss. Meistens behandeln die Fachleute konservativ, also ohne Operation. Die Beschwerden der kleinen Patientinnen und Patienten sind sehr vielfältig. Sie reichen von Fussproblemen wie Knick- oder Senkfüssen, Zehenfehlstellungen, über X- oder O-Beine, Knieschmerzen und Sportverletzungen, Rückenproblemen, Gangauffälligkeiten, Hüftdysplasien bis hin zu neurologisch bedingten Problemen. Die Kinderorthopädinnen und Kinderorthopäden im KSA arbeiten interdisziplinär mit anderen Abteilungen des Spitals. Unter anderem mit der Pädiatrie und der Neuropädiatrie des Kinderspitals, der Kinderchirurgie und der Kinderphysiotherapie des KSA.
ksa.ch/kinderorthopaedie

Gips und Schienen richten es

Zurück zu Myles. Der kleine Junge hat die Fehlstellung an beiden Füssen, sein Bruder nur an einem Fuss. Zudem handelt es sich bei Myles um eine komplexe Variante, was die Behandlung ein wenig komplizierter macht. «Klumpfüsse behandeln wir mit einer speziellen Gipstechnik», erklärt Bernhard Speth. Einmal pro Woche erhält Myles neue Gipse. In der Regel dauert diese Behandlung etwa sechs bis zehn Wochen, bei Myles’ komplexen Klumpfüssen wird es etwas länger dauern. Die Gipsredression, kombiniert mit Physiotherapie, bringt die Füsschen sanft und schrittweise in die richtige Stellung. Danach folgen Fussabduktionsschienen. Sie verhindern, dass sich Myles’ Füsse wieder nach innen drehen. Nach drei Monaten Dauertragen muss er sie noch nachts tragen, bis er etwa vierjährig ist. «Wichtig ist, dass die Eltern gut mitmachen und dem Kind die Schiene nachts anziehen», erklärt die Oberärztin der Kinderorthopädie, Dr. Kata Papp.

Leider hat John die Schiene schlecht toleriert, im Juni 2021 war eine Operation nötig. «Doch seither ist es, als hätte er nie einen Klumpfuss gehabt, beim Laufen sieht man nichts», freut sich Jessica. Kata Papp weiss: «Es sind zwar keine komplett normalen Füsse, aber es gibt auch Profisportler mit Klumpfüssen.» Ein Beweis, dass eine erfolgreiche Behandlung ein beschwerdefreies Leben ermöglicht.

Kinder über Jahre hinweg begleiten

Wenn die eigentliche Behandlung abgeschlossen ist, geht es für die Kinder trotzdem weiter. «Wir begleiten sie bis zum Wachstumsabschluss», sagt Bernhard Speth. Halbjährliche bis jährliche Kontrollen gehören dazu, um schnell reagieren zu können, wenn es nötig ist. Und die Kinder können sich nicht an die Strapazen der Behandlung erinnern. Das geht auch John so. «Er findet es cool und interessant, seinen kleinen Bruder zur Behandlung begleiten und zu sehen, was sie mit ihm als Baby gemacht haben», erzählt Jessica.

*Namen geändert

Alice Graf

«Wichtig ist, den Kindern so viel wie möglich zu erklären»

Dr. Bernhard Speth mit einem kleinen Patienten.
Bild: zvg

Herr Speth, mit welchen Beschwerden kommen Kinder häufig zu Ihnen?

Viele Familien sind besorgt, weil sie bei ihren Kindern Auffälligkeiten beim Laufen  beobachten. Beispiele hierfür sind Knicksenkfüsse, X-Beine oder das Einwärtslaufen. Viele dieser Auffälligkeiten sind jedoch im Rahmen der normalen kindlichen Entwicklung zu beobachten. Die erste Anlaufstelle für diese Probleme sind stets die Kinderärzte, die kompetent entscheiden können, ob es sich um ein behandlungsbedürftiges Problem handelt oder ob zusätzlich ein Spezialist konsultiert werden sollte. Zudem sehen wir durch unsere Spezialisierung viele Kinder mit komplexen und seltenen Erkrankungen, beispielsweise solche, die das Wachstum und die Festigkeit des Knochens beeinflussen oder die sich auf die Muskelfunktion auswirken.

Gibt es Beschwerden oder Leiden, die in den letzten Jahren zugenommen haben?

Wir beobachten bei unseren jungen Patienten eine Zunahme von komplexen Sportverletzungen. Dies hat wahrscheinlich einerseits mit der steigenden Intensität der sportlichen Betätigung, aber auch mit einer veränderten Risikobereitschaft im Freizeitsport zu tun. Zudem gibt es neue Sportarten, die mit einem erhöhten Verletzungsrisiko einhergehen, beispielsweise hierfür der Trampolinsport oder der Parcoursport.

Wie bereitet man Kinder darauf vor, dass sie Klinik- oder Arztbesuche ohne Angst angehen?

Viele Kinder haben Angst, weil sie nicht wissen, was sie beim Arzt erwartet. Eltern sollten ruhig bleiben und die Ängste des Kindes anerkennen, sich aber nicht anstecken lassen. Denn die Angst der Eltern überträgt sich oft auf das Kind. Besonders wichtig ist es, den Kindern so viel wie möglich zu erklären, was sie beim Arzt erwartet und welche Untersuchungen durchgeführt werden. Man sollte keine falschen Versprechungen machen, denn das würde möglicherweise zu einem Vertrauensverlust führen. Manchmal hilft auch einfach das Lieblingskuscheltier oder der Nuggi, um das Kind zu beruhigen.(zt)

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