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Die Stadtpräsidiums-Kandidaten sind sich einig bei Steuern und Kommunikation – doch der Teufel steckt im Detail

Am Mittwochabend kreuzten die Einwohnerratsfraktionen und die beiden Kandidaten fürs Zofinger Stadtpräsidium die Klingen. Waren bei beiden Diskussionsrunden mit den Einwohnerratsfraktionen die Finanzen und der Stellenetat der Verwaltung die prägenden Themen, ging es mit den Kandidaten fürs Stadtpräsidium vor allem um eines: Strategien.

Die sechs Einwohnerratsfraktionen diskutierten am Podium des Gewerbevereins Zofingen unter der Leitung von David Kaufmann in zwei Gruppen über das, was den Zofingern unter den Nägeln brennt. In der ersten Runde trafen Daniela Nadler (SVP), Michael Wacker (SP) und Claudia Schürch (EVP-Die Mitte) aufeinander. Die Fraktion EVP-Die Mitte sei oft das Zünglein an der Waage, sagte Claudia Schürch. «Ohne uns geht im Einwohnerrat nichts», zeigte sie sich selbstsicher. Der Fraktion sei es darum wichtig, jedes einzelne Geschäft genau anzuschauen, auf die finanziellen Auswirkungen hin zu prüfen und – wenn nötig – abzulehnen. 

Qualitative Entwicklung – doch wie?

Betreffend Finanzen legt Schürch Wert darauf, dass sich Zofingen qualitativ gut entwickelt. Wie diese Entwicklung aussehen soll, da waren sich aber SVP und SP uneins. Damit Zofingen attraktiv bleibe, müssten die anstehenden Investitionen gemäss Investitionsplan realisiert werden, sagte Wacker. Dass die Stadt Zofingen dafür knapp 100 Millionen Franken ausgeben wird und entsprechend Schulden anhäuft, empfindet er nicht als tragisch. Der Turnaround komme im Jahr 2030, ab dann würden die Schulden wieder weniger. Anders sieht dies Nadler. Die laufende Rechnung der Stadt Zofingen sei das Problem, sagte sie. Diese ist vor den Abschreibungen nur noch knapp im Plus. «Wenn die FGPK da nicht genauer hinschauen würde, wären die Ausgaben noch grösser», ist sie überzeugt.

Immer wieder verlangte Moderator David Kaufmann, dass die Diskussion konkreter wird. «Wo würden Sie sparen?», wollte er wissen. Die Fraktionsvertreter wollten sich nicht so recht in die Karten schauen lassen. Michael Wacker warf die Badi in die Runde, deren jährliches Defizit die Rechnung belaste. Schliesslich landete die Diskussion bei der Lohnsumme der Zofinger Verwaltung. Hier waren sich Nadler und Schürch einig, dass keine neuen Stellen mehr geschaffen werden dürften, denn einmal im Budget belasteten diese die nächsten 20 Jahre die laufende Rechnung.

Wieder näher zum Gewerbe

Auch in der zweiten Runde mit Tobias Hottiger (FDP), Carla Fumagalli (GLP) und Thomas Affentranger (Grüne) ging es direkt mit den Finanzen los – und landete auch da relativ schnell beim Personalbestand der Stadt. Die Verwaltung mache einen guten Job, meinte Hottiger, doch das Personal der Stadt sei in den letzten Jahren drei Mal so schnell gewachsen wie die Bevölkerung. «Welche Stellen sind unnötig?», wollte Moderator Kaufmann wissen. «Wir werden keine bestehenden Stellen kürzen», sagte Fumagalli. Sie sieht aber Optimierungsbedarf, beispielsweise im Ressort Tiefbau. Thomas Affentranger sagte, jetzt müsse in die Zukunft investiert werden, beispielsweise mit einer Stadtplanerin.

Die Nähe zum Gewerbe war der nächste Diskussionspunkt. «Die Kandidaten werden nicht müde, das Gewerbe zu besuchen», stellte David Kaufmann fest. Zofingen müsse fürs Gewerbe attraktiver werden, hielt Fumagalli fest. Da müsse der Einwohnerrat mehr Einfluss nehmen, beispielsweise bei der Siedlungsentwicklung. Hottiger forderte mehr Planungssicherheit für die Unternehmen, weniger Bürokratie für Veranstalter und mehr Augenmass. Affentranger gab ihm recht: Im Moment gebe es für Veranstalter eher zu viele als zu wenige Hürden.

Strategien braucht die Stadt

Nach einer längeren Pause, einem Apéro und vielen persönlichen Gesprächen ging es weiter mit dem Höhepunkt: Lukas Fankhauser (SP) und André Kirchhofer (FDP), die beiden Kandidaten fürs Zofinger Stadtpräsidium, trafen aufeinander. Kaufmann befürchtete, dass die künftige Zusammenarbeit zwischen den beiden Kandidaten nicht die beste sein werde, schliesslich könne nur einer das Präsidium antreten. Dem widersprachen aber beide. «Wir führen einen fairen Wahlkampf», meinte Kirchhofer und Fankhauser bestätigte, dass sie beide keine Probleme bei der späteren Zusammenarbeit sähen. 

Kaufmann sieht im guten Wahlresultat von André Kirchhofer – er erzielte im Frühling als neuer Kandidat das drittbeste Resultat und verdrängte Stadtpräsidentin Christiane Guyer (Grüne) – den Wunsch der Bevölkerung nach frischem Wind. Lukas Fankhauser konnte dieser These nicht zustimmen: Auch er wäre neu im Amt als Präsident – und mit dem besten Wahlresultat habe die Zofinger Bevölkerung ihm klar das Vertrauen ausgesprochen. 

Eine Steuererhöhung strebt keiner an

Und dann landete die Diskussion recht schnell bei den Strategien – die laut Kirchhofer in der Stadt Zofingen fehlen. Eine Immobilienstrategie und eine Finanzstrategie seien nötig, sagte er. Trotz der hohen Investitionen müsse die Stadt Zofingen handlungsfähig bleiben. Dass die Finanzen ein wichtiger Punkt sind, bestätigte auch Fankhauser. Er ist überzeugt, dass die Verschuldung der Stadt Zofingen tragbar ist und in den nächsten zehn Jahren unter den jetzt bekannten Vorzeichen keine Steuererhöhung nötig ist. Fankhauser findet es aber auch wichtig, dass die Wohn- und Lebensqualität in Zofingen erhalten bleibt. «Die Zofinger sollen hier gerne Steuern bezahlen. Dafür braucht es auch Strategien», sagte er. Dass die Steuern nicht erhöht werden, ist auch Kirchhofers Ziel: Eine Steuererhöhung sei die letzte Option. Dafür sei aber auch Transparenz nötig – und dass bei der laufenden Rechnung gehandelt wird, damit das operative Ergebnis nicht ins Minus fällt.

Kommunikation und mehr Führung – vor allem teamorientierte Führung – sind Punkte, die André Kirchhofer als Stadtpräsident umsetzen will. Und natürlich Strategien. Auch Fankhauser will mit den Mitarbeitern und der Bevölkerung in Kontakt bleiben. Und im Gesamtstadtrat als Team zusammenwachsen.