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«Die Wähler haben es in der Hand:» Mehrere Parteien sehen Chancen auf einen Sitzgewinn

Wie die 16 Aargauer Nationalratssitze verteilt werden, entscheidet sich am 22. Oktober. In den Parteien wird eifrig gerechnet, mit welchen Wähleranteilen ein Sitzgewinn resultieren könnte. Dabei liegen die Blöcke sehr nahe beieinander, und die Unsicherheiten sind gross.

Bei der letzten im Auftrag der AZ durchgeführten Wahlumfrage vom September zeigte sich, dass die Aargauer SVP ihren Verlust von vor vier Jahren zur Hälfte wieder aufholen könnte. Stimmen gutmachen könnte bei den Wahlen vom 22. Oktober auch die SP, die 2019 schon einen Sitz gewonnen hat. Die Gewinnerinnen vor vier Jahren, Grüne und GLP, würden dafür diesmal wieder Wählerprozente einbüssen.

Auf der Gewinnerseite stünde auch die Mitte, die zum ersten Mal seit der Fusion von CVP und BDP unter neuem Namen antritt. Zusammengezählt erreichten die beiden Parteien 2019 etwas weniger Wähleranteil, als die Umfrage vom September zeigte. Die Mitte würde damit erstmals die FDP überholen, diese muss laut Umfrage einen kleinen Verlust hinnehmen. So auch die EVP, die ihren Sitz aus eigener Kraft nicht halten kann.

Sitzverteilung unter Blöcken bleibt

Die Verteilung der restlichen fünfzehn Sitze aber bliebe gleich: Sechs für die SVP, drei für die SP, je zwei für FDP und Mitte, je einen für Grüne und GLP. Die Verschiebungen zwischen den grossen Listenverbindungen der Bürgerlichen, der Mitte und der Linken sind sehr klein. Das wissen auch die Parteien, die dieser Tage gerne Szenarien für den 22. Oktober berechnen – vor allem mit der Frage, wer den EVP-Sitz erhält. Dabei kommen sie zu minim unterschiedlichen Resultaten.

Gemäss den Umfrageresultaten bliebe der EVP-Sitz im Zentrums-Bündnis und ginge dort zur Mitte, hat SVP-Mann Pascal Furer berechnet. «Mit geringfügigen Änderungen der Resultate könnte er aber leicht der SVP oder der SP zufallen», sagt der langjährige Parteisekretär. Verschiebungen von 0,5 Prozent machten bereits sehr viel aus. «Wenn die FDP nicht verliert, gewinnt sie dank Listenverbindung den Sitz und nicht die SVP.» Aber auch die Grünen und die GLP seien bei leicht besserem Abschneiden als prognostiziert nahe am Sitzgewinn. Also entscheide die Mobilisierung der Parteien bis zu den Wahlen. «Die Wähler haben es in der Hand – jede Stimme zählt», so Furer.

Mitte ganz knapp vor links

Dass der EVP-Sitz am ehesten zur Mitte geht, knapp vor dem Linksbündnis und dem Rechtsbündnis, zeigen auch Berechnungen aus SP-Kreisen. Mathematisch gelte: Das Linksbündnis müsse mehr als doppelt so gross sein wie das Mitte-Bündnis, damit der Sitz an die Linke geht. Laut Umfrage erzielt das Mitte-Bündnis 16,8 Prozent, das linke käme auf 33 Prozent. Büsst die Mitte also gegenüber der Umfrage nur 0,3 Prozent ein, geht der Sitz an die Linken. Innerhalb der Verbindung wiederum würde die SP den Sitz gewinnen, solange sie doppelt so gross wie GLP und Grüne bleibe.

Dass ein Restmandat an die Mitte gehen würde, hat auch Philippe Kühni, Präsident der Aargauer GLP, berechnet. «Es ist aber alles extrem knapp, sodass angesichts des Fehlerbereichs eigentlich keine Aussage gemacht werden kann», meint er.

EVP: Sitzerhalt dank Unterliste?

Anders sieht es Roland Frauchiger, Co-Präsident der Aargauer EVP. «Wir wissen, dass wir Vollgas geben müssen, und das machen wir auch», sagt er. Aber auch er hat gerechnet, als Basis hat er den Durchschnitt der beiden AZ-Umfragen vom Juni und September genommen. Weiter hat er bei der EVP die Unterlistenverbindung mit dem Verein Engagiert berücksichtigt. Dieser kandidiert zum ersten Mal, ein Erfahrungswert fehlt.

Frauchiger kommt damit zum Schluss, dass das Bündnis aus Mitte, EVP und Engagiert zwei Sitze direkt machen würde. Das Restmandat bliebe auch bei ihr, mit Unterstützung von «Engagiert» könnte es dann der EVP zukommen. Damit bliebe für die nächste Legislatur alles beim Alten – welche Politikerinnen und Politiker am Schluss tatsächlich jubeln werden, lässt sich allerdings nicht berechnen.