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Diesen Prämien-Aufschlag zahle ich gern

Die Krankenkassen werden teurer, weil die Pflege-Initiative angenommen wurde. Es ist ein Weckruf an die Politik.

Das grundvernünftige Schweizer Stimmvolk geriet jüngst unter Verdacht. Früher hatte es – zur Verblüffung des Auslands – gegen mehr Ferien und andere Annehmlichkeiten gestimmt. Dann genehmigte es sich eine 13. AHV-Rente. Statt an künftige Generationen zu denken, galt nun: «Jetzt bin ich dran!»

Anders gelagert war das Volks-Ja zur Pflegeinitiative. 61 Prozent nahmen sie vor vier Jahren an. Es war eine Sympathiekundgebung an die Pflegerinnen und Pfleger. Hier dachten die Stimmbürger nicht primär an sich selbst, sondern sagten einer Berufsgruppe Danke, die oft untendurch muss.

Hätten sie auch Ja gestimmt, wenn sie gewusst hätten, was das kostet? In der Corona-Pandemie wurde diese Frage verdrängt. Jetzt zeigen Recherchen: Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen schlägt voraussichtlich mit 4 Prämienprozenten zu Buche. Für eine vierköpfige Familie macht das über 1000 Franken pro Jahr aus – zusätzlich zum üblichen Anstieg von 4 bis 8 Prozent.

Keine gute Nachricht. Doch einen Prämienzuschlag für die Pflegenden zahle ich gern. Sie haben Arbeitsbedingungen verdient, die ihren Beruf attraktiver machen. Ob der Vorschlag, der auf dem Tisch liegt, der Weisheit letzter Schluss ist, wird noch zu prüfen sein. Aber etwas muss geschehen.

Der Prämiensprung ist ein Weckruf

Vielleicht wirkt der Pflegezuschlag als Weckruf für die Politik. Allzu viele Akteure im Gesundheitswesen haben kein Interesse an Kostensenkungen. Mehr denn je sollte jetzt zwischen Notwendigem und Wünschbarem unterschieden werden.

Die Schweiz kann sich gutes Pflegepersonal leisten. Nicht aber, dass die Grundversicherung für immer mehr Leistungen aufkommt. Auch nicht, dass Spitäler isoliert statt koordiniert arbeiten. Ebensowenig, dass die Pharma dauernd die Medikamentenpreise erhöht. Und wohl auch nicht, dass auf höhere Franchisen verzichtet wird.

Es braucht mehr Anreize, Kosten zu sparen – damit genug Geld übrig bleibt, um Pflegende fair zu behandeln und auch dem Mangel an Ärztinnen und Ärzten entgegenzuwirken. Eines Tages, spätestens wenn wir alt sind, werden alle froh drum sein. Insofern enthält die Pflegeinitiative vielleicht doch auch ein Stück Eigennutz.