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Wie das neue «Philmergen» entstand: Die Fantasiewelt im Bally-Gebäude wird immer grösser

Der Verein Faszination Eisenbahn baut im alten Bally-Gebäude in Dottikon eine Modelleisenbahn. Neben Zügen gibt es einen fliessenden Brunnen, rasende Autos und eine detailreiche Landschaft zu bestaunen. Am 15. und 16. September öffnet der Verein die Türen für die Öffentlichkeit.

Der Knopf an der Fussgängerampel wird gedrückt, ein rotes Licht leuchtet auf. Nach ein paar Sekunden wird die Ampel grün und diejenigen der Autos rot. Ein Feuerwehrauto mit Blaulicht und Sirene rast vorbei. Solche Situationen gibt es täglich auf hektischen Strassen zu beobachten und so auch im alten Bally-Gebäude in Dottikon. Dort spielt sich das Ganze allerdings viel kleiner und weniger stressig ab.

Der Verein Faszination Eisenbahn baut und programmiert hier seit 15 Jahren eine Modellbahnanlage. Der Gründer der Vereins, Philipp Keller, hatte das Projekt damals ins Leben gerufen. Seither wird die Fantasiewelt der Hobbywerker immer grösser und detailreicher. Momentan entsteht eine felsige Schlucht mit einem tosenden Wasserfall, über die eine Brücke führt.

«Wir haben eine mobile Anlage, die wir auch an Ausstellungen und Messen mitnehmen können, und eine fixe Anlage», erklärt Keller. Daneben verfügt der Verein zusätzlich über eine Gartenbahn. Am 15. und 16. September veranstaltet er zwei Tage der offenen Tür und gewährt Interessierten einen Einblick in die Miniaturwelt.

«Wir lassen unserer Kreativität freien Lauf»

Im Innenbereich gibt es eine Berglandschaft, Gleise, Strassen, Menschen, Tiere, eine Seilbahn und vieles mehr zu bestaunen. Die Modelle sind 87 Mal kleiner als in der Realität. Je länger man die Miniaturwelt betrachtet, desto mehr Details stechen einem ins Auge.

Die Besuchenden können Knöpfe betätigen und so den Kaminfeger den Schornstein putzen oder Wasser aus dem Brunnen fliessen lassen. Der Rest läuft vollautomatisch, wie Keller stolz betont. Wenn die Strecke nicht frei ist, hält der Zug von alleine an. Einzelne Unfälle, wie beispielsweise Entgleisungen, gäbe es aber trotzdem ab und zu.

Die kleine Welt, die in Dottikon entsteht, entspricht nicht tatsächlich der Wirklichkeit. «Wir lassen unserer Kreativität freien Lauf», sagt Keller. Dies macht sich auch in den Benennungen bemerkbar. Der Bahnhof «Philmergen» erinnert zwar stark an das aargauische Villmergen, ist aber vor allem von Kellers Vornamen «Philipp» inspiriert.

Unter der Miniaturlandschaft befindet sich der Abstellplatz der Gartenbahnen. Diese Züge sind etwas grösser und stehen im Verhältnis 1 zu 22,5. Durch eine Öffnung in der Wand finden sie ihren Weg nach draussen und können im Garten ihre Runden drehen. Keller erklärt, dass dieser Bereich bewusst gesteuert wird und nicht wie im Inneren automatisch läuft. «Dadurch können wir mehr beeinflussen und damit spielen.»

Ein Projekt, das noch lange nicht fertig ist

An zwei Abenden in der Woche arbeiten die 20 Vereinsmitglieder an der Modellbahnanlage in Dottikon. «Zwischen 15 und 80 Jahren ist jedes Alter dabei», erklärt Keller. Er betont, dass der Verein viele junge Mitglieder hat. «Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir eine moderne Technik haben.» Vieles läuft über Smartphones und Tablets.

Auch Philipp Keller beschäftigt sich schon seit jungem Alter mit Modelleisenbahnen. «Ich habe als Kind schon viel mit meinem Vater gewerkelt», erzählt der heute 47-Jährige. Nachdem dieses Hobby im Sand verlief, habe es ihn später dann wieder gepackt und er gründete den Verein. Ihm gefalle vor allem, dass er sich technisch austoben kann. «Jeder der kommt, hat eine andere Faszination. Das ist auch das Schöne daran, dass es so vielseitig ist», schwärmt Keller.

Die Fantasiewelt sieht täuschend echt aus, ist aber 87 Mal kleiner als die Realität.
Bild: Vianne Häfeli

Vor rund drei Jahren öffnete der Verein bereits einmal die Türen für die Öffentlichkeit. Seither hat sich einiges getan, erzählt Keller: «Die Anlage wurde grösser und grüner, die Gleise im Freien erweitert und die Programmierung optimiert.»

Doch auch nach 15 Jahren Bauen, Programmieren und Gestalten ist die Anlage noch immer nicht fertig und wird es wohl auch nie sein. Doch was geschieht, wenn der Raum zu klein wird? Keller lacht: «Dann brechen wir die Wand auf.»