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Ein Aarburger wagte die Auswanderung – im ZT von 1883 berichtete er darüber

Emil Naef, Sohn eines Tierarztes aus Aarburg, war von 1877 bis 1886 ZT-Redaktor – und berichtete vor genau 140 Jahren in der Zeitung von seinen Erlebnissen.

Das Thema Auswanderung beschäftigte die Redaktion des Zofinger Tagblatts vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Am 23. April 1896 etwa schrieb das ZT unter dem Titel «Einwanderer in Amerika» über Arbeiter aus Basel. Diese seien zur «Ausführung von Dekorationsarbeiten» nach New York gesandt worden. Dort seien sie allerdings zu Kontraktarbeitern erklärt und als solche an der Ausschiffung gehindert und wieder nach Basel zurückbefördert worden.

«Die vom Bundesrate dagegen bei der Vereinigten Staaten Regierung angehobene Beschwerde blieb insofern erfolglos, als die Beschwerde aus formellen Gründen keine Berücksichtigung fand, weil gegen die Rückweisungsverfügung der New Yorker Einwanderungsbehörde eine Appellation nicht erfolgt sei.» Dagegen scheine, so das ZT damals, eine Verständigung möglich, dass künftig solche Arbeiter nicht mehr unter die Bestimmungen der sogenannten Kontraktarbeiter fallen, «so dass deren Ausschiffung auch nicht mehr beanstandet werden kann».

Dieses Inserat im Zofinger Tagblatt vom 22. Februar 1896 wirbt für die Überfahrt nach Amerika.
Bild: jam

Im ZT schalteten Anbieter zudem Werbung für die Überfahrt nach Amerika. Einer, der diese Reise in Angriff nahm, war der Aarburger Emil Naef. Von seinem Auswanderungsabenteuer erschien später im Zofinger Tagblatt eine Serie. Am 9. August 1883 war der erste Teil zu lesen. Teile der 17-teilige Serie veröffentlicht das ZT im Rahmen des 150-Jahr-Jubiläums in den nächsten Tagen erneut (siehe unten).

Emil Naef wurde am 23. Dezember 1851 in Aarburg geboren. Er war der Sohn von Johan Jakob Naef, der als Tierarzt und eidgenössischer Oberpferdearzt tätig war. Emil Naef studierte nach dem Besuch der Aargauischen Kantonsschule Tierarzt an der Tierarzneischule in Bern. Der abenteuerlustige junge Mann wanderte nach Amerika aus, kehrte später aber in die Heimat zurück.

Er war tätig im aargauischen Verfassungsrat

Zunächst arbeitete er auf der «Bank in Zofingen», wurde dann 1882 Sekretär der Direktion des Innern des Kantons Aargau. Dann wechselte er in den Journalismus und wurde Redaktor des Zofinger Tagblatts. Grund für den Wechsel: Der Kampf um das neue eidgenössische Fabrikgesetz, für das sich Naef stark machte. Seite an Seite sei er mit Oberst Künzli von Murgenthal massgeblich am aargauischen Ergebnis beteiligt gewesen, heisst es im Biographischen Lexikon des Aargaus. Und als Mitglied des Verfassungsrats für die aargauische Verfassung von 1885 habe er in volkswirtschaftlichen Fragen wertvolle Mitarbeit geleistet.

Vom Journalisten zum Kantonsstatistiker

Im Jahr 1887 wurde Emil Naef zum Kantonsstatistiker gewählt. Zudem war er ein zuverlässiger Übersetzer der städtischen und kantonalen Verwaltung, denn Naef beherrschte nicht nur die meisten europäischen Sprachen, sondern hatte auch gute Kenntnisse in Russisch, Türkisch sowie einigen fernöstlichen Sprachen.

Zeitlebens war er immer wieder als Journalist tätig. Nicht nur beim Zofinger Tagblatt, sondern auch bei anderen Zeitungen. Zudem nahm er gegenüber ausländischen Fachschriften zu Tagesfragen von Wirtschaft und Versicherung Stellung. Durch seine Vorträge und Arbeiten über Sparkassen, Versicherungsfragen oder auch Lotteriegesetze war er in der Schweizerischen Statistischen Gesellschaft hoch angesehen.

Die Universität Bern verlieh ihm im November 1909 den Titel Ehrendoktor der Rechte für sein umfangreiches und vielseitiges Lebenswerk. Emil Naef verstarb wenig später am 9. Februar 1910 in Aarau. Eine Fotografie von ihm ist nicht überliefert.