Sie sind hier: Home > Fussball EM > Steht die UEFA über Nachhaltigkeit? Wieso es in den EM-Stadien trotz Verbot Aludosen gibt

Steht die UEFA über Nachhaltigkeit? Wieso es in den EM-Stadien trotz Verbot Aludosen gibt

Trotz nachhaltiger Prinzipien bei der Frauen-EM dürfen in fünf Schweizer Stadien Aludosen verkauft werden, die wie Becher genutzt werden – eine Ausnahme, die Fragen aufwirft.

Eigentlich ist in Schweizer Stadien klar: Aluminiumdosen und Glasflaschen sind verboten. Deshalb werden die Getränke bei Super-League-Spielen in wiederverwendbaren Plastikbechern oder zum Beispiel im Berner Wankdorf in Bechern aus Recyclingholz ausgeschenkt. An der Europameisterschaft gelten nun aber scheinbar plötzlich andere Regeln.

So werden in fünf der acht Stadien (Basel, Bern, Genf, Thun und Zürich) während der Fussball-EM der Frauen Aludosen verkauft. Diesen werden mit speziell dafür in den Stadien installierten Maschinen der Deckel entfernt und die Ränder abgerundet. So wird aus der Dose quasi ein Becher. Nachhaltigkeit ist hier anscheinend zweitrangig – obwohl der Begriff von der UEFA und auch den Gastgeberstädten grossgeschrieben wird und das Turnier auchdamit beworben wird, «neue Standards in puncto Nachhaltigkeit» zu setzen.

So sehen die präparierten «Dosenbecher» dann aus.
Bild: x.com/nikdoemer

Mit dem Verkauf der Aludosen setzt sich die UEFA auch über gewisse Gesetze und Verbote hinweg. So gilt beispielsweise in Basel eine Mehrweggeschirr-Pflicht bei Anlässen im öffentlichen Raum, in Bern müssen bewilligungspflichtige Veranstaltungen grundsätzlich Mehrweggeschirr verwenden, wie dasSRFschreibt. «Überall, wo wir es beeinflussen können, setzen wir Mehrwegsysteme ein», sagt Marc Heeb von der Host-City Bern gegenüber dem Schweizer Fernsehen. In den Fanzonen wird das Bier des Hauptsponsors beispielsweise in Kunststoffbechern ausgeschenkt, nicht wie in den Stadien in Dosen.

Die Berner Wirtschaftsdirektion teilte mit, dass die Pflicht von wiederverwendbarem Geschirr nur für Einzelveranstaltungen gelte. Das Stadion Wankdorf habe jedoch eine langfristige Betriebsbewilligung und sei deshalb davon entbunden. In Basel dürften laut Gesetz derweil in Ausnahmefällen Aludosen verkauft werden, wenn kein Mehrweggeschirr eingesetzt werden könne.

Dies kann beim St. Jakob-Park aber eigentlich nicht der Fall sein, wird bei Spielen des FC Basel doch solches verwendet. Das Basler Wirtschaftsdepartement sagt dazu gemäss SRF: «Bei den Aludosen im Stadion handelt es sich um einen Pilotversuch der UEFA. In der Testphase sollen Erfahrungen gesammelt werden.»

Der europäische Fussballverband erhielt als Veranstalter der Fussball-Europameisterschaft also scheinbar eine Ausnahmebewilligung. Die Basler Kantonsparlamentarierin Jo Vergeat von den Grünen ärgerte sich darüber: «Hier wird nun sogar ein bereits bestehendes Mehrwegsystem ausgehebelt, das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Zumal ich den Eindruck habe, dass ein kleinerer Veranstalter als die UEFA damit nicht durchgekommen wäre.»(nih/watson.ch)