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ETH eröffnet Standort in Deutschland – dank Rekordsumme des Lidl-Milliardärs

Die ETH will in den nächsten 30 Jahren rund 20 neue Professuren schaffen – in Zürich und im deutschen Heilbronn. Möglich machen wird das eine Zuwendung des Lidl-Unternehmers.

Drei Standorte besitzt die ETH, die Eidgenössische Technische Hochschule, bereits: einen in Zürich, einen in Lausanne und einen in Singapur. Nun will die ETH ein viertes Standbein eröffnen. Und zwar in Heilbronn, im Bundesland Baden-Württemberg in Deutschland. Darüber informierte die ETH Zürich heute an einer Medienkonferenz.

Möglich macht das eine «grosse Donation», wie die ETH in der dazugehörigen Medienmitteilung schreibt. Spender ist die Dieter Schwarz Stiftung, die der deutsche Unternehmer und Eigentümer von Lidl und Kaufland, Dieter Schwarz, 1999 als gemeinnützige GmbH gegründet hat. Seine Mittel bezieht die Stiftung aus Ausschüttungen der beiden Lebensmittelhändler Lidl und Kaufland. Seit 2011 betreibt die Dieter Schwarz Stiftung den Bildungscampus Heilbronn.

Wie gross diese Spende war, darüber möchte der Geschäftsführer der Stiftung an der Medienkonferenz, Reinhold Geilsdörfer, kein Wort verlieren: «Unsere Stiftung hat den Grundsatz: Wir nennen keine Zahlen.» Die Donation ist allerdings gross genug für langfristige Pläne.

So sehen die Pläne aus

Die ETH will «mit Zuwendungen der Stiftung» in den nächsten 30 Jahren rund 20 neue Professuren in Zürich und auf dem Bildungscampus Heilbronn schaffen. Von den Professuren soll mehr als die Hälfte in Heilbronn angesiedelt sein. So will die ETH Zürich ein «neues Lehr- und Forschungszentrum für verantwortungsvolle digitale Transformation mit weltweiter Ausstrahlung» und damit einen zweiten Ableger im Ausland eröffnen. Am Freitag haben die ETH Zürich und die Dieter Schwarz Stiftung eine entsprechende Absichtserklärung unterschrieben.

In einem ersten Schritt werden in Zürich zwei neue Professuren im Bereich Informatik und Datenwissenschaften eingerichtet, sowie das «Zurich Inforation Security and Privacy Center» (ZISC) weiterentwickelt. «Zusätzlich wird bei der ETH Foundation ein Stiftungsfonds geschaffen, der dazu dient, die Partnerschaft langfristig zu etablieren und Investitionen in die Infrastruktur in Zürich zu tätigen», schreibt die ETH ihrer Mitteilung weiter.

Weitere Details – etwa wie hoch die Studiengebühren in Heilbronn sein werden – sind gemäss ETH und Dieter Schwarz Stiftung noch nicht geklärt. Das werde in den kommenden Monaten erarbeitet. Ziel ist es jedoch, dass bereits im nächsten Jahr ein weiterer Vertrag unterschrieben wird, der fünf erste Professuren für den Bildungscampus Heilbronn erlauben.

Mit Horizon Europe soll dieser Schritt nichts zu tun haben

ETH-Präsident Joël François Mesot spricht an der Medienkonferenz von einer «Win-Win-Situation». Ein guter Teil der Donation fliesst direkt in Forschung, Lehre und die Infrastruktur in Zürich. Ausserdem erhofft sich die ETH eine bessere internationale Zusammenarbeit mit anderen führenden Universitäten, da die Dieter Schwarz Stiftung strategische Partnerschaften mit den Universitäten Oxford, Standford, HEC Paris, Hebrew University Jerusalem sowie der Nanyang Technological University Singapore unterhält.

Stiftungspräsident Geilsdörfer freut sich im Gegenzug darauf, dass zusammen mit der ETH in Heilbronn nicht nur Forschung an neusten Techniken, etwa künstlicher Intelligenz oder zur Kreislaufwirtschaft betrieben wird, sondern dass damit auch in Deutschland Fachkräfte ausgebildet würden. Gerade Kreislaufwirtschaft sei für die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland ein wichtiges Thema. «Wir investieren so langfristig und nachhaltig in die Bildung», sagt Geilsdörfer.

Mesot nutzt an der Medienkonferenz darum auch grosse Worte: «Ich bin voll überzeugt, dass diese Zusammenarbeit ein Glücksfall ist für die ETH, für die Schweiz, für Deutschland, für Europa.» Mit dem Ausschluss der Schweiz aus dem grössten Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon Europe habe dieser Schritt aber nichts zu tun. «Wir hätten diesen Schritt ohnehin gemacht. Die Zusammenarbeit ermöglicht uns mehr als Horizon Europe.»