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Drogenring zerschlagen: 45 Kilo Kokain, Millionenumsatz, drei Anklagen

Im Fall «Presidente» steht ein international vernetzter Kokainhandel kurz vor der juristischen Aufarbeitung. Die Aargauer Ermittler bringen nun drei zentrale Figuren des Rings vor Gericht – darunter ein mutmasslicher Drogenboss und ein ehemaliger Garagist mit Porsche.

Was steckt hinter dem Fall «Presidente»?

Im Zentrum steht ein lose organisierter Drogenring, der zwischen 2020 und 2022 grosse Mengen Kokain und Haschisch in der Schweiz vertrieben haben soll. Die Ermittlungen wurden unter dem Codenamen «Presidente» geführt und stehen nun kurz vor dem Abschluss. Das teilt die Staatsanwaltschaft des Kantons Aargau am Dienstag mit.

Wie gross war das Ausmass des Drogenhandels?

Der mutmassliche Haupttäter soll innerhalb von nur 14 Monaten rund 45 Kilogramm Kokain und Haschisch verkauft und damit rund 1,8 Millionen Franken Umsatz erzielt haben. Dabei erzielte er einen Gewinn von rund 191’000 Franken.

Die Drogen wurden hauptsächlich im Kanton Aargau und im Kanton Solothurn vertrieben. Zur Koordination nutzte die Gruppe verschlüsselte Kommunikationsdienste wie Anom und Sky ECC. Der Drogenhandel war grenzüberschreitend organisiert, der Beschuldigte verfügte über internationale Kontakte sowie das notwendige Fachwissen, um die kriminellen Geschäfte zu organisieren.

So beschaffte er ausserdem rund 20 Kilogramm Kokain im Ausland – mit sehr hohem Reinheitsgrad – und brachte sie über mehrere Landesgrenzen in die Schweiz, wo es allerdings abgefangen und beschlagnahmt werden konnte. Eine weitere geplante Lieferung von 40 Kilogramm wurde bereits im Ausland in einem Hafen gestoppt.

Wer steht nun vor Gericht – und wofür?

Drei Personen wurden nun angeklagt:

Der Hauptbeschuldigte, ein 31-jähriger Kroate, gilt als Kopf des Drogenrings. Ihm werden schwerer Drogenhandel, Geldwäscherei, Urkundenfälschung, Verstösse gegen das Waffengesetz und weitere Delikte vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft fordert zwölf Jahre Freiheitsstrafe und einen 15-jährigen Landesverweis.

Seine damalige Partnerin, eine 35-jährige Schweizerin, soll auf seine Anweisung gehandelt haben und an mehreren Drogengeschäften beteiligt gewesen sein. Ihre Rolle wird als untergeordnet eingestuft. Sie soll im abgekürzten Verfahren zu viereinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt werden.

Einehemaliger Garagist aus Lenzburg, 42 Jahre alt und türkischer Staatsbürger, soll über elf Kilogramm Kokain erworben, in seinem Porsche gelagert und teilweise verkauft haben (neun Kilogramm konnten beschlagnahmt werden). Auch ihm werden Geldwäscherei und Waffenverstösse zur Last gelegt. Für ihn fordert die Staatsanwaltschaft acht Jahre Freiheitsstrafe sowie ebenfalls einen Landesverweis von 15 Jahren.

Alle drei befinden sich im vorzeitigen Strafvollzug. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

Gab es noch weitere Verfahren im Rahmen der Aktion «Presidente»?

Ja, insgesamt wurden über 30 Strafverfahren eröffnet. Sie betrafen unter anderem Drogen- und Waffendelikte, Betrug, Erpressung, Körperverletzung und sogar illegale Pornografie.

Inzwischen wurden sieben Anklagen erhoben, einige davon führten bereits zu mehrjährigen Freiheitsstrafen. Acht Strafbefehle wurden ausgestellt, fünf Verfahren mangels Beweisen eingestellt und zwei an andere Kantone übergeben. Zusätzlich sind noch drei weitere Anklagen geplant.

Was bedeutet das für die Region?

Die Behörden werten den Fall als grossen Erfolg im Kampf gegen den organisierten Drogenhandel. Die Ermittlungen haben viel Aufwand erfordert – unter anderem wegen technischer Auswertungen, Überwachungen und zahlreicher Einvernahmen, schreibt die Staatsanwaltschaft. Ziel war es, die Strukturen offenzulegen und Beweise zu sichern, damit die Täter vor Gericht zur Verantwortung gezogen werden können.

Mit dem bevorstehenden Abschluss der Untersuchungen gelingt der Polizei und der Staatsanwaltschaft ein bedeutender Schlag gegen den organisierten Drogenhandel im Kanton Aargau. Die Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität gilt dabei als zentraler Hebel im Vorgehen gegen ein äusserst sozialschädliches Phänomen.(phh)