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Fehler oder perfektes Marketing

Künstliche Intelligenzen wie ChatGPT begleiten uns Menschen nun schon seit ein paar Jahren. Ich habe sie für mich aber erst vor ein paar Monaten so richtig entdeckt. Die Möglichkeiten sind schier grenzenlos. Eine Ferienplanung zu machen dauert nur noch ein paar Klicks. So habe ich unter anderem ChatGPT für meine Sommerferien in Sardinien benutzt. Die KI hat mir nicht nur eine Route geplant, sondern auch gleich Tipps für Restaurants, Hotels oder Mietangebote für Autos mitgegeben.

Dass auch grosse Firmen längst auf den KI-Zug aufgesprungen sind, konnte man letzte Woche lesen. So landete die Migros mit ihrer Blechdose, auf der ein fünfbeiniges Rentier abgebildet ist, in den nationalen Schlagzeilen. Rund 11000 Exemplare davon gibt es. Doch wer meint, die fehlerhaften Dosen würden nun im Abfall landen, liegt falsch. Genau wegen dieses Fehlers ist die Blechdose zum Kassenschlager geworden. «Jetzt wollen alle das fünfbeinige Migros-Rentier», titelte 20 Minuten ein paar Tage später. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Dose einen ähnlichen Hype erlebt hätte, wenn sie fehlerlos gewesen wäre – schon allein, weil die riesige Gratiswerbung durch die Medien weggefallen wäre.

Ein Flyer unseres Woufeler Fasnachtskommitees erregte kürzlich weniger mediale Aufmerksamkeit, beziehungsweise gar keine. Der KI-generierte Flyer für die Fasnachtseröffnung dürfte trotzdem für Stirnrunzeln und ein paar Lacher gesorgt haben. Denn obwohl das I in «KI« bekanntlich für Intelligenz steht, generierte das Programm einen ziemlich dummen Fehler, indem es aus unerfindlichen Gründen ein T ins Raiffeisen-Logo schmuggelte.

Waren es also wirklich Fehler? Klar, ein Rentier mit fünf Beinen gibt es nicht und Raiffeisen schreibt man ohne T, doch genau diese Makel erregten Aufmerksamkeit. Vielleicht zeigt uns die KI damit etwas, das wir oft vergessen: Fehler sind zwar Fehler, aber nicht zwingend falsch. Manchmal braucht es eben gerade das Unperfekte, damit es marketing-technisch perfekt funktioniert.

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