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Cate Blanchett, Riz Ahmed und der Gewinnerfilm von Cannes: Das sind die Highlights des diesjährigen Locarno Film Festivals

Das älteste Filmfestival der Schweiz hat sein Programm bekannt gegeben, das gerade für die Piazza Grande vielversprechend klingt. Die 76. Ausgabe markiert auch den Abschied von Präsident Marco Solari.

Hochsommer bedeutet für Kinobegeisterte: Zeit für und in Locarno. Das Filmfestival im Tessin, das älteste der Schweiz, wird wieder Tausende von Besucherinnen und Besucher auf die Piazza locken, dieses Jahr von 2. bis 12. August. Am Mittwoch gaben die Verantwortlichen in Bern das Programm bekannt, das insgesamt 214 Filme umfasst.

«Dem Festival geht es gut», sagt Raphaël Brunschwig, der operative Leiter des Locarno Film Festivals. Man habe die Corona-Jahre genutzt, um für die Zuschauer vor allem digitale und operative Prozesse im Hintergrund zu verbessern. 2022 habe man 82 Prozent Auslastung im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit erreicht, dieses Jahr strebe man 85 Prozent an. Dies scheint eine recht vorsichtige Prognose.

Einige Highlights auf der Piazza

Den Excellence Award Davide Campari erhält der britische Schauspieler Riz Ahmed, der für «The Sound of Metal» 2021 für den Oscar nominiert war und im Jahr drauf eine Statue für seinen Kurzfilm «The Long Goodbye» gewann. Er ist nicht der einzige Star: Auch Cate Blanchett, die das Drama «Shayda» der iranisch-australischen Regisseurin Noora Niasar produzierte, wird am letzten Tag zusammen mit der Crew auf der Piazza Grande auftreten.

Weitere Auszeichnungen – darunter nur eine für eine Frau – werden unter anderem an den amerikanischen Regisseur Harmony Korine («Gummo», «Spring Breakers»), den französischen Biologen und Regisseur Luc Jacquet («Die Reise der Pinguine») und an seine Landsfrau Marianne Slot (Produzentin etwa von Lars von Tries «Dancer in the Dark» und «Antichrist») vergeben. Der italienische Produzent Renzo Rossellini wird mit dem Preis für sein Lebenswerk geehrt.

Nachdem es bei der vergangenen Ausgabe einige Kritik an der Auswahl der auf der Piazza gezeigten Filme gab, was allerdings auch einem Pandemie-bedingten schwächeren Kinojahrgang zuzuschreiben war, sieht es heuer deutlich vielversprechender aus. Das Programm, das der künstlerische Leiter Giona A. Nazzaro zusammenstellte, vereint Anspruch und Entertainment mit einigen Höhepunkten.

Aus Cannes kommt zum einen der Gewinner der Goldenen Palme, das Gerichtsdrama «Anatomie d’une chute» von Regisseurin Justine Triet. Zudem kehrt mit Ken Loach ein alter Bekannter nach Locarno zurück. Sein neuer Film «The Old Oak» erzählt von dem Versuch eines britischen Pub-Besitzers, die Welt etwas weniger schlecht werden zu lassen. Mit der Komödie «Theater Camp» läuft am vorletzten Abend ein Publikumsliebling vom Sundance Festival. «La Voie Royale» des Westschweizers Frédéric Mermoud ist der Schweizer Vertreter auf der Piazza.

Ein langer und ein kurzer im Wettbewerb

Auch der Wettbewerb, in dem ebenso wie auf der Piazza 17 Filme gezeigt werden, wartet mit klangvollen Namen auf. Der philippinische Regisseur Lav Diaz ist bekannt für wunderschöne, meditativ langsame Filme, die ob ihrer Laufzeit einiges an Sitzfleisch erfordern. In Locarno zeigt er «Essential Truths of the Lake». Das Gegenprogramm dazu könnte Quentin Dupieux mit «Yannick» liefern, der wohl erneut ein Fest kurzweiliger Absurdität wird. Als Jury-Präsident für den Pardo d’oro amtet der französische Schauspieler Lambert Wilson.

Die 76. Ausgabe steht auch im Zeichen des Abschieds von ihrem langjährigen Präsidenten Marco Solari, der seit dem Jahr 2000 an der Spitze steht und das Festival tief geprägt hat. Ende Juli soll die Nachfolge bekannt gegeben werden. Solari verabschiedet sich mit dem allerletzten Film, der dieses Jahr auf der Piazza gezeigt wird und dessen Titel noch geheim gehalten wird. Ins Blaue geraten: Womöglich sehen wir ein Werk von Orson Welles, einem erklärten Liebling des scheidenden Präsidenten?