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Schikaniert Putin eine schwarze Spitzensportlerin aus den USA, um einen notorischen Waffenhändler freizupressen?

Der US-Basketballspielerin Brittney Griner wird in Russland wegen eines Fläschchens Haschischöl der Prozess gemacht. Nun jagen sich Gerüchte, dass sie freikommen soll – falls die USA im Gegenzug einen berühmt-berüchtigten Waffenhändler freilassen.

Zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: hier die amerikanische Spitzensportlerin, 31 Jahre, seit Mitte Februar in Moskau in Haft, weil sie angeblich gegen die russischen Drogengesetze verstossen hat. Dort der russische Waffenschieber, 55 Jahre alt, Beiname «Händler des Todes», 2012 in New York zu einer Gefängnisstrafe von 25 Jahren verurteilt.

Und doch scheint das Schicksal der beiden Menschen, hier Brittney Griner, da Viktor Bout, nun miteinander verknüpft. Russland will die Afroamerikanerin als Pfand nutzen, um den Waffenhändler freizubekommen.

Bout inspirierte zum Film mit Staraufgebot:

Sollte Bout vorzeitig aus einem bundesstaatlichen Gefängnis in Marion (Indiana) entlassen werden, könnte der Kreml im Gegenzug zwei amerikanischen Staatsbürgern die Ausreise erlauben: Brittney Griner und Paul Whelan. Letzterer ist ein ehemaliger Marineinfanterist, der von den russischen Behörden vor dreieinhalb Jahren in Gewahrsam genommen wurde, weil er angeblich spioniert habe.

Biden in der Zwickmühle

Offiziell wollen weder Moskau noch Washington bestätigen, dass hinter verschlossenen Türen Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch laufen. Aussenminister Antony Blinken sagte kürzlich in einem Fernsehinterview einzig, dass die Freilassung von Griner und Whelan Priorität geniesse. Ähnlich äusserte sich die Sprecherin von Präsident Joe Biden, ohne dabei Details zu verraten.

Diese Zurückhaltung ist nicht weiter erstaunlich: Politisch kann Bidens Regierung eigentlich nur verlieren, willigte sie in einen einseitigen Deal mit dem Kreml ein. Der Präsident würde sich dem Vorwurf aussetzen, dass er Schwäche gegenüber seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin zeige, ausgerechnet jetzt, in einer vielleicht entscheidenden Phase des Ukraine-Kriegs. Bereits im April hatte Biden einem russischen Drogenschmuggler die Gefängnisstrafe erlassen; im Gegenzug liess der Kreml den Amerikaner Trevor Reed frei.

Andererseits steht Biden unter enormen Druck, die beiden Amerikaner freizubekommen. So ist Griner, zweifache Olympiasiegerin, eine der besten Basketballspielerinnen der Welt und besitzt deshalb nicht nur in Amerika zahlreiche Fans. Auch vertritt die lesbische Afroamerikanerin eine Bevölkerungsschicht, über deren Schutz die Regierung Biden oft und gerne öffentlich spricht.

«Meine Ehefrau leidet und wir müssen ihr helfen»

Griners Familie wiederum beklagt sich darüber, dass die amerikanische Regierung seit der Verhaftung der Spitzensportlerin – die seit 2014 während der amerikanischen Sommerpause in Russland für einen Basketballklub in Jekaterinburg spielte – nicht energisch genug vorgehe. «Meine Ehefrau leidet und wir müssen ihr helfen», sagte Cherelle Griner in einem Interview mit dem Fernsehsender CBS.

Als direkte Reaktion auf diesen Appell meldeten sich Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris am Mittwoch telefonisch bei Cherelle Griner. Die amerikanische Regierung setze sich für die baldige Freilassung ihrer Gattin ein, versicherten die beiden Spitzenpolitiker.

Zuvor hatte die Familie Auszüge aus einem handgeschriebenen Appell der Sportlerin an Präsident Biden publik gemacht. «Mir ist klar», schrieb Brittney Griner, «dass Sie viel um die Ohren haben, aber vergessen Sie bitte mich und die anderen amerikanischen Häftlinge nicht. Bitte tun Sie alles, was Sie tun können, um uns nach Hause zu bringen.» Sie habe Angst, schrieb die Basketballspielerin und Biden-Wählerin, dass sie den Rest ihres Lebens in einem russischen Gefängnis verbringen müsse.

Griner war am 17. Februar am Flughafen Moskau-Scheremetjewo festgenommen worden, weil sich in ihrem Gepäck Haschischöl befunden haben soll. Ihr droht eine zehnjährige Gefängnisstrafe. Griner spielt seit 2013 hauptberuflich für den Klub Phoenix Mercury, eine von zwölf Mannschaften in der Profiliga Women’s National Basketball Association.

Bout wiederum ist ein notorischer Waffenhändler, dessen Lebensgeschichte im Jahr 2005 den Film «Lord Of War – Händler des Todes» mit Nicolas Cage in der Hauptrolle inspirierte. Bout versorgte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Rebellen und Kämpfer in Liberia, Libyen und Kolumbien mit Waffen. Der russische Staatsbürger wurde 2008 in Thailand festgenommen und zwei Jahre später an die USA ausgeliefert. Der Kreml setzt sich schon lange für die Freilassung des Kriminellen ein.