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Autistische Menschen kommunizieren nicht schlechter – werden aber als unfreundlicher wahrgenommen

Der Kommunikationsstil von autistischen und nicht-autistischen Menschen ist so unterschiedlich, dass sich die beiden Gruppen oft missverstehen. Eine Studie zeigt nun: Es hilft, wenn man weiss, ob jemand autistisch ist oder nicht.

Autistische Personen kommunizieren direkter, mit weniger sozialen Floskeln, und haben Mühe, die Körpersprache von nicht-autistischen Personen zu lesen. Anhaltende Defizite in der sozialen Kommunikation sind eines der wichtigsten Diagnosekriterien für eine Autismus-Spektrum-Störung.

Eine neue Studie im Fachmagazin «Nature Human Behaviour» zeigt nun, worum es dabei tatsächlich geht: Ein internationales Forschungsteam testete an 311 autistischen und nicht-autistischen Menschen, wie effektiv Informationen weitergegeben wurden.

Der Forschungsaufbau funktionierte wie ein Kettentelefon: Ein Forscher oder eine Forscherin erzählte der ersten Person aus der Gruppe eine Geschichte, die sie weitererzählen musste. Die letzte musste die Geschichte dann laut wiederholen.

Das Ergebnis: Autistische Menschen geben Informationen genau gleich gut weiter wie nicht-autistische Menschen. Weder die autistischen Gruppen noch die gemischten Gruppen verloren mehr Informationen als die neurotypischen Gruppen. Doch ein signifikanter Unterschied wurde entdeckt: nämlich als wie angenehm die Situation wahrgenommen wurde.

Probanden lernten am liebsten von Menschen, die ihnen ähneln

Am unangenehmsten wurden die gemischten Gruppen empfunden. Nicht-autistische Personen fühlten sich in den Gesprächen allgemein besser als die autistischen Personen. Wenn die Teilnehmenden wussten, ob die Person, die ihnen die Geschichte erzählte, autistisch ist, stieg das Wohlbefinden. Beim Weitergeben der Informationen war dies weniger wichtig.

Gemäss den Autorinnen und Autoren zeigt die Studie, dass Menschen lieber von Personen mit einer ähnlichen neurologischen Entwicklung lernen. Ältere Studien hätten gezeigt, dass das Missverständnis oft auf beiden Seiten liegt: Autistische Personen können die Emotionen von nicht-autistischen Personen schlecht lesen, aber umgekehrt sei es genauso der Fall. Während nicht-autistische Personen den autistischen Kommunikationsstil als unfreundlich wahrnehmen, schätzen andere autistische Personen die direkte Art.

Um diese Differenz zu umgehen, kann es gemäss Autorinnen und Autoren hilfreich sein, die eigene Autismusdiagnose zu erwähnen. So könnte der autistische Kommunikationsstil besser verstanden und das Gespräch als angenehmer empfunden werden. In der realen Welt sei es trotzdem sinnvoll, wenn Autistinnen und Autisten gut abwägen, wem sie von ihrer Diagnose erzählen, da Vorurteile und Missverständnisse weiterhin bestünden. Die Hoffnung der Forschenden ist jedoch, zum Abbau dieser Missverständnisse beizutragen.