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Wie wird der Wald fit für den Klimawandel? Die Förster des Mittellandes haben im Tessin nachgefragt

Forstleute holen Rat im Tessin: Stehen hier bald Kastanien? Von der Fichte jedenfalls sollten wir Abschied nehmen.

Heisse Sommer und Waldbrände: Im Tessin ist das nichts Neues. Die Wälder der Südschweiz zeigen schon heute, was auf den Forst nördlich der Alpen zukommt, wenn sich das Klima weiter erwärmt. Deshalb schauen die Forstfachleute des Mittellandes nun bei ihren Kollegen im Süden ab.

Bei einem kürzlich stattgefundenen Treffen in Bellinzona zeigte sich Folgendes: Die Weisstanne besitzt am ehesten das Zeug zur Anpassung an Hitze und Trockenheit. «Sie könnte der Zukunftsbaum schlechthin in alpinen Schutzwäldern werden», zieht man bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL Bilanz. Denn sie sei vermutlich weniger trockenheitsempfindlich als die Fichte und trage mit ihren tiefen Wurzeln zur Stabilisierung des Bodens bei.

Im Misox im Kanton Graubünden, wo eine Forscherin der WSL die Weisstannen beobachtet, zeigt sich: Sie würde sich gut verbreiten – wäre da nicht der Verbiss durch die Hirsche. Deshalb müssten die Wilddichte und die Wildschäden unter Kontrolle gehalten werden.

Andernorts werden im Mittelland bereits bewusst Traubeneichen, Douglasien, der Speierling oder die Elsbeere gepflanzt welche die Trockenheit besser vertragen.

Die Kastanie ist doch kein Zukunftsbaum

Eins zu eins ist das Tessin doch nicht auf die nördliche Schweiz übertragbar: Der dort stark verbreiteten und wärmeliebenden Kastanie wäre es hier zu trocken. Denn zwar kann es im Tessin sehr heiss werden, es gibt jedoch überdurchschnittlich viel Niederschlag. Ausserdem sei die Kastanie pflegebedürftig und brauche auch viel Licht, gibt Marco Conedera, der bei der WSL in Cadenazzo arbeitet, zu bedenken. Sein Forschungsteam weist auch darauf hin, dass nebst Dürreperioden die Anhäufung von Brennmaterial im Wald zu häufigeren und schwereren Waldbränden führen. Das Team entwickelt Strategien zur Prävention.

Ein weiteres Problem, welches das Tessin bereits kennt, sind Neophyten, die sich nach einem Sturm oder Brand schneller ausbreiten als einheimische Arten. Darunter die Chinesische Hanfpalme oder der Kirschlorbeer, die sich im Unterholz des Waldes in der Nähe von Gärten ausbreiten. Solche neuen invasiven Arten vertragen Hitze und Trockenheit gut und werden vom Wild verschont. Die Chinesiche Hanfpalme führt zu grösseren Flammen bei Bränden. Der Götterbaum wiederum ist der wohl am schnellsten wachsende, aus China stammende Baum in Europa, in dessen Umgebung das Wachstum anderer Pflanzen gehemmt wird.