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England im Final, Italien im Tal der Tränen: Der erste Halbfinal avanciert zum Krimi

Zur Rollenverteilung kann es vor dem ersten EM-Halbfinal keine zwei Meinungen geben: Hier England, die Titelverteidigerinnen, die Weltranglisten-Zweiten, eine Auswahl gespickt mit Weltklasse-Spielerinnen, trainiert von Sarina Wiegman, die seit 2017 an jeder Europa- und Weltmeisterschaft ihr Team in den Final geführt hat. Auf der anderen Seite Italien, das am schlechtesten klassierte der verbliebenen Teams, noch titellos und erstmals seit 1997 (!) wieder in einem EM-Halbfinal.

Doch bei genauerem Hinsehen fällt auf: In Pflichtspielen hat Italien noch nie gegen England verloren – mehr noch: Alle vier Direktbegegnungen an Europameisterschaften gingen zugunsten der «Squadra Azzurra» aus. Sobald es ernst gilt, herrscht verkehrte Welt zwischen den Frauenfussball-Vorreiterinnen (England) und -Nachzüglerinnen (Italien).

Nur: In der Heimat fliegen unsere südlichen Nachbarinnen bislang unter dem Radar, die Halbfinal-Qualifikation ist in den Medien mehr Randnotiz denn Titelstory. Doch das Team von Trainer Andrea Soncin hat bis dato an dieser EM gerade viel getan, um auf sich aufmerksam zu machen. Und macht dann gegen die haushohen Favoritinnen aus England einfach weiter: In der 33. Minute g eht Italien in Führung. Verdient. Und nach maximal unglücklichem Abwehrverhalten der Engländerin Lucy Bronze, das Barbara Bonansea eiskalt bestraft.

Von England ist es in der ersten Halbzeit eine erstaunlich passive Darbietung. Ohne Esprit, ohne Ideen – die «Lionesses» in etwa so gefährlich wie zahme Hauskatzen. Erst nach dem Seitenwechsel treten sie auf wie Löwinnen, legen sich ihre Beute zurecht. Aber: Sie beissen nicht zu. Obwohl ihnen Italien mehrmals die Möglichkeit zum Angriff bietet.

Nach gut einer Stunde dann das: Italien-Captain Cristiana Girelli, die Doppeltorschützin im Viertelfinal gegen Norwegen, fasst sich an den Oberschenkel, kurz danach ist das Spiel für sie zu Ende. Der Ausfall ihrer wichtigsten Mitspielerin hemmt die Italienerinnen nicht etwa, vielmehr ist die in der DNA verankerte Leidenschaft fürs Verteidigen erst recht geweckt.

Die Italienerinnen stehen nach heroischem Kampf mit leeren Händen da.
Pascal Muller/Freshfocus / freshfocus

95 Minuten hält die Mauer, ehe England doch noch ein Loch findet. In Person von Michelle Agyemang, die schon im Viertelfinal gegen England den späten Ausgleich besorgte und die vor vier Jahren bei Englands Länderspielen noch Ballmädchen war.

Mit dem Tor der 19-Jährigen kippt das Momentum auf die Seite der Titelverteidigerinnen. England drückt in der Verlängerung auf die Entscheidung und wird belohnt: Ein ultrastreng gepfiffener Penalty führt zum 2:1 durch Chloe Kelly. England im Final, Italien im Tal der Tränen.

So feiern die englischen Fans den Einzug in den EM-Final:

Das Spiel im Liveticker: