
Gegen «Gruben»-Schliessung formiert sich Widerstand – Unterschriftensammlung gestartet
Über die Schliessung der Abfallsammelstelle in Strengelbach sollen die Stimmberechtigten an der Urne entscheiden. Dieser Meinung ist Daniele Latassa. Der 35-jährige Familienvater, der im Dorf aufgewachsen ist, sammelt derzeit Unterschriften für eine Einwohnermotion, um seinem Anliegen beim Gemeinderat Gehör zu verschaffen.
Ziel der Motion ist es, den Gemeinderat zu beauftragen, den Entscheid zur Schliessung der öffentlichen Sammelstelle «Grube» per Ende 2025 aufzuheben. Zudem soll die Umstellung der Grüngutentsorgung auf eine externe Biogasanlage nochmals überprüft werden. Weiter fordert die Motion, dass über den Erhalt der Sammelstelle beim Werkhof Grubenweg sowie über den Fortbestand des regionalen Kompostkreislaufs eine Urnenabstimmung durchgeführt wird.
Gemeinderat muss ein Konzept vorlegen
Latassa und die Mitunterzeichnenden verlangen, dass der Gemeinderat innerhalb von sechs Monaten ein Konzept vorlegt. Dieses soll die Weiterführung der Sammelstelle beinhalten, aufzeigen, wie der bisherige Kompostkreislauf mit Rückführung des Komposts in die Gemeinde langfristig sicherstellt werden kann sowie die ökonomischen, ökologischen und auch die sozialen Interessen der Bevölkerung berücksichtigen. Auch soll die Bevölkerung mittels einer Urnenabstimmung aktiv in die Entscheidungsfindung miteinbeziehen.
Daniele Latassa und seine Familie nutzen die «Grube» wöchentlich. «Der Andrang ist jeweils gross», stellt er fest. Die Sammelstelle sei ein zentraler Ort in Strengelbach, gehöre zum Alltag und erfülle auch eine soziale Funktion, da man sich dort begegne. «Es ist sinnvoll, wenn man in der Nähe eine Entsorgungsmöglichkeit hat. Der Aufwand für etwas Sinnvolles ist so gering», findet er.
Das Entsorgen ist auch eine Art Training
Besonders für ältere Menschen sei die derzeitige Sammelstelle wichtig. «In Strengelbach ist ein bedeutender Teil der Bevölkerung über 60 Jahre alt», heisst es im Motionstext. «Diese Bevölkerungsgruppe ist stärker auf ortsnahe Dienstleistungen angewiesen, insbesondere wenn es um die regelmässige und körperlich aufwendige Entsorgung von Abfällen geht. «Eine solche Aufgabe hält ältere Leute fit. Sie müssen regelmässig das Haus verlassen, zur Sammelstelle gehen und Zusatzgewicht tragen – also eine Art Training», meint der ausgebildete Physiotherapeut. Dies fördere die Selbstständigkeit im Alter, was ein wesentlicher Bestandteil eines unabhängigen und selbstbestimmten Lebens ist. Selbstständige ältere Menschen seien weniger abhängig von aufwändigen Pflegeleistungen oder der Unterstützung durch die Physiotherapie oder Spitex. «Dies schont wiederum unsere Gemeinde- und Krankenkassenkosten», so Latassa. Auch für Familien sei eine ortsnahe Sammelmöglichkeit praktisch. Sie erleichtere die Logistik des Alltags und fördere korrektes Recycling.
Latassa nennt weitere Gründe, die aus seiner Sicht gegen eine Schliessung sprechen: Ein dezentrales Recyclingcenter sei für Bürgerinnen und Bürger ohne eigenes Fahrzeug nur schwer erreichbar. Zudem ist er überzeugt: «Fehlende Sammelmöglichkeiten direkt im Ort führen zu einer sinkenden Recyclingmotivation.» Er befürchtet ausserdem, dass das Wegfallen der Sammelstelle zu vermehrter illegaler Entsorgung von Bauschutt, Alteisen oder Batterien in der Natur, sowie unsachgemässe Entsorgung von Flüssigkeiten wie z.B. Altspeiseöl im Abwasser führen könnte. Und: Eine nahe gelegene Sammelstelle helfe, Transportemissionen zu reduzieren.
Papiersammlung alleine reicht ihm nicht
Dass der Gemeinderat auf die Kritik aus der Bevölkerung reagiert hat und 2026 wieder vierteljährlich eine Papier- und Kartonsammlung organisieren will, reicht Latassa nicht. «Quartalssammlungen ersetzen keine wöchentliche, bedarfsgerechte Lösung für Elektroschrott, Alteisen, Bauschutt oder Flüssigkeiten», sagt er. Am meisten stört ihn jedoch, dass der Gemeinderat den Entscheid zur Schliessung der «Grube» ohne Mitsprache der Bevölkerung gefällt habe. «Es geht mir nicht nur um ein persönliches Anliegen, sondern um die Möglichkeit der demokratischen Mitbestimmung. Wenn eine Gemeinde Leistungen streicht, hat die Bevölkerung das Recht mitzuentscheiden – darauf weist der Einwohnerantrag hin.»
Der Gemeinderat hatte unter anderem damit argumentiert, dass für den Fortbestand der Sammelstelle rund 180’000 Franken investiert werden müssten. Latassa meint dazu: «Investitionen in lokale Infrastrukturen sind Ausgaben mit Dauerwert. Für mich zählt die langfristige Kosten-Nutzen-Bilanz. Zudem trifft der Abbau des «Service Public» vor allem jene, die wenig Ressourcen haben. Daher erachte ich eine allfällige Investition, sofern sie wirklich nötig ist, auch als sinnvoll.»
Gestartet hat er die Unterschriftenaktion am Mittwoch – und darauf schon viele positive Rückmeldungen erhalten. «Es haben sogar Leute bei uns geklingelt, um zu unterschreiben», freut er sich. Auch von ehemaligen Schulgspänli habe er ermunternde Worte erhalten. Innerhalb von zwei Stunden seien rund 60 Unterschriften zusammengekommen. Am Samstag will Latassa, der zum ersten Mal politisch aktiv ist, gemeinsam mit Kollegen weiter Unterschriften sammeln – direkt bei der «Grube» während der Öffnungszeiten von 9 bis 11.30 Uhr.
Die gesammelten Unterschriften will Daniele Latassa an der kommenden Gemeindeversammlung am Mittwoch dem Gemeinderat überreichen. Einen allfälligen Antrag angekündigt hat auch die FDP-Ortspartei.