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Bei der Gen Z ersetzt ChatGPT die Grossmutter

Würden die 16- bis 29-Jährigen ihr Land verteidigen? Was halten sie von einem Smartphoneverbot? Und wie beeinflusst ihre Social-Media-Nutzung ihre Zufriedenheit? Eine neue Studie bietet Einblick in den Kopf der GenZ.

Sie haben mehr Zukunftsängste, sind vom Alltag eher überfordert und finden es schwierig, für sich den passenden Partner zu finden: Jugendliche, die mehr Zeit auf sozialen Medien verbringen, blicken pessimistischer auf die Welt. Und sie wählen eher rechts.

Zu diesem Resultat kommt die heute veröffentlichte «Jugendtrendstudie» von Rüdiger Maas. Der deutsche Psychologe und Autor hat mit seinem Institut für Generationenforschung Jugendliche und junge Erwachsene von 16 bis 29 Jahren in Deutschland und der Schweiz zu einer Vielzahl von Themen befragt. Das sind die bemerkenswertesten Resultate.

Wenige wollen das Land verteidigen

Die junge Generation sei verweichlicht und kein Soldatenmaterial mehr, diese Diskussion wird derzeit in den europäischen Nachbarländern geführt, in einer geopolitischen Konstellation, in welcher der Frieden in Zentraleuropa nicht mehr als garantiert gilt. Wo steht dabei die neutrale Schweiz, die noch die Wehrpflicht kennt?

Glaubt man der Studie, ist die Wehrbereitschaft auch in der Schweiz tief. 57 Prozent geben an, sie wären nicht bereit, ihr Land mit der Waffe zu verteidigen. Und 79 Prozent wären nicht bereit, für ihr Land zu sterben. Gleichzeitig sind über 80 Prozent der Jugendlichen stolz auf die Schweiz.

Jugendtrendstudie Schweiz 2025 von Rüdiger Maas

Für die Studie hat das Institut für Generationenforschung in der Schweiz 657 16- bis 29-Jährige quantitativ befragt, mittels eines Online-Fragebogens. Die Antworten wurden statistisch gewichtet, also der Bevölkerungszusammensetzung angeglichen. Um auch eine qualitative Dimension zu haben, wurden 52 Personen persönlich interviewt. Finanziert wurde die Studie teilweise von einem Personalmanagement-Unternehmen.

Rüdiger Maas, der das private Institut mit seinem Bruder Hartwin Maas führt, bietet unter anderem Beratungsdienstleistungen an. Er hat sich mit einer forcierten Medienpräsenz als Gen-Z-Experte im deutschsprachigen Raum etabliert. Maas tritt oft als Gewährsmann für die Lebensuntauglichkeit der jungen Generation auf. Seine zahlreichen Buchpublikationen tragen Titel wie «Generation lebensunfähig», «Generation arbeitsunfähig».

Etwas besser sieht es punkto Dienstpflicht aus. Beide Geschlechter wollen daran festhalten, mit Werten von etwas über 50 Prozent. Wenig überraschend befürwortet eine Mehrheit der jungen Männer eine Dienstpflicht für alle, 65 Prozent halten diese für sinnvoll oder sehr sinnvoll, eine knappe Mehrheit der Frauen, konkret 57 Prozent, lehnt diese ab.

Kritischer Blick aufs Smartphone

70 Prozent der befragten Jugendlichen sind überzeugt, dass Soziale Medien der Gesellschaft schaden, über 50 Prozent befürworten ein Smartphone-Verbot in der Sekundarschule. Die Nutzung des Smartphones ist mit dieser kritischen Gesamthaltung nicht kongruent. Wohl aber die Erfahrung der Gen Z. So sind Junge, die mehr Zeit auf den sozialen Medien verbringen, deutlich negativer gegenüber ihrer Zukunft eingestellt.

«Wir sehen einen signifikanten Zusammenhang zwischen Nutzungsdauer und Wohlbefinden», kommentiert Maas seine Studienergebnisse. Dabei verbringen die Zufriedeneren fünf Stunden täglich auf sozialen Medien. Die Unzufriedenen deren acht. Das werfe die Frage auf, wie zufrieden die Jugend wäre, würde sie keine Zeit auf Tiktok, Instagram und Co. verbringen, sagt Maas.

Die Ängste der Deutschen

Die jungen Schweizerinnen und Schweizer fühlen sich sicherer als ihre Altersgenossen in Deutschland. Und ihr Vertrauen in Polizei und Justiz ist grösser. Vergleicht man innerhalb der Schweiz, haben männliche Jugendliche ohne Migrationshintergrund das grösste Vertrauen in die Institutionen, die für Recht und Ordnung zuständig sind. Frauen mit Migrationshintergrund das geringste.

Was auffällt: Deutsche Junge haben signifikant mehr Angst vor der aktuellen Situation in ihrem Land. Während in der Schweiz 36 Prozent der Gen Z angeben, sie hätten erhöhte Angst, und knapp 4 Prozent, sie hätten extreme Angst, sind es in Deutschland 52 und 16 Prozent. Eine Einordnung macht die Studie nicht, die politische Exponiertheit im Ukraine-Krieg und die Krise der Hauptzweige der deutschen Industrie dürften naheliegende Gründe sein.

Präferenz für die 39-Stunden-Woche

Im Mittel hält Gen Z 39 Stunden für die angemessene Wochenarbeitszeit. Interessant ist, dass die 15- bis 19-Jährigen sowie die über 25-Jährigen mit ihrer Wunscharbeitszeit unter dieser Grenze liegen. Die grösste Arbeitsbereitschaft zeigen die 20- bis 24-Jährigen, die Gruppe, die in der Regel gerade den Berufseinstieg zu vollem Lohn erlebt.

Die grössten sozialpolitischen Ängste betreffen den Anstieg der Lebenskosten. 28 Prozent der Befragten haben davor «maximale Angst», gefolgt vom persönlichen finanziellen Abstieg (22 Prozent) und einem Zusammenbruch des Rentensystems (18 Prozent). Noch kaum Sorgen macht die Bedrohung vieler Berufe durch künstliche Intelligenz, nur knapp 8 Prozent fürchten sich maximal davor, 28 Prozent haben «mässige Angst».

Trump macht der Gen Z Sorgen

Über 60 Prozent der Schweizer Jugendlichen haben Angst vor den Auswirkungen der Politik von Donald Trump. Hingegen fürchten nur knapp 30 Prozent, die Schweiz könnte in einen Krieg involviert werden. Die Idee der Neutralität dominiert das Antwortbild: 60 Prozent lehnen eine Finanzierung des Ukraine-Krieges durch die Schweiz ab. Nur 37 Prozent der Männer und 44 Prozent der Frauen haben Angst vor einer Eskalation des Krieges.

Chatbots immer präsenter

Künstliche Intelligenz ist im Alltag der Jugend in der Schweiz immer präsenter. Fast 45 Prozent nutzen KI bei der Arbeit, 39 Prozent in der Schule. Auch als Ratgeber für Wissens- und Lebensfragen wird KI immer wichtiger. 33 Prozent suchen häufig Antworten bei der künstlichen Intelligenz. Nur noch 21 Prozent fragen die Grosseltern. Am weitaus häufigsten aber wird Rat im Freundeskreis und bei den Eltern gesucht, 70 respektive 71 Prozent antworten hier mit häufig oder sehr häufig.