Sie sind hier: Home > Familie > Genf führt als erster Kanton der Schweiz eine Elternzeit ein – Bern sagt Nein

Genf führt als erster Kanton der Schweiz eine Elternzeit ein – Bern sagt Nein

Gegen den Willen der Linken führt Genf als erster Kanton der Schweiz einen Elternurlaub ein. In Bern fällt dasselbe Anliegen am Sonntag durch – wie zuvor auch schon in Zürich oder auf Bundesebene.

Als erster Kanton der Schweiz führt Genf einen Elternurlaub von insgesamt 24 Wochen ein. Die Stimmberechtigten haben am Sonntag eine Initiative der Grünliberalen mit 57,9 Prozent deutlich angenommen. Die Regelung in der Rhonestadt sieht vor, dass werdende Eltern zusätzlich zum kantonalen Mutterschaftsurlaub von 16 Wochen unabhängig vom Familienmodell zusätzlich acht Wochen Elternzeit erhalten. Mindestens sechs Wochen davon muss jedoch jene Person beziehen, die keine Gelder aus der Mutterschaftsversicherung erhält.

Sprich: Zwei Wochen können Genfer Eltern künftig untereinander aufteilen. Pikant daran: Ausgerechnet die Linke lehnte die Vorlage ab. Das aber nicht, weil sie gegen einen Elternurlaub ist. Sondern weil ihnen die nun vom Volk angenommene Variante als zu wenig fortschrittlich erschien. Die Bürgerlichen (ausser der SVP) sowie die Kantonsregierung und das Kantonsparlament stellten sich derweil hinter den GLP-Vorstoss. Genf erhält damit den ersten bezahlten Elternurlaub der Schweiz.

Auf eidgenössischer Ebene chancenlos

Chancenlos ist der Ruf nach einem Elternurlaub dagegen in Bern geblieben. Hier lehnten es die Stimmberechtigten am Sonntag mit 66,5 Prozent ab, Eltern zusätzlich zu den 14 Wochen Mutterschafts- und 2 Wochen Vaterschaftsurlaub eine Elternzeit von insgesamt 24 Wochen zu gewähren. Damit hat das Stimmvolk eine linksgrüne Initiative bachab geschickt. Vor Jahresfrist hatte auch die Zürcher Stimmbevölkerung bereits eine kantonale Elternzeit von je 18 Wochen abgelehnt.

Erst seit 2005 kennt die Schweiz offiziell einen Mutterschaftsurlaub von 14 Wochen. Vor zwei Jahren kam ein Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen dazu – seit Anfang Jahr gilt diese Regelung auch bei Adoptionen. Der Elternurlaub dagegen, also eine frei einteilbare, bezahlte Abwesenheit vom Arbeitsort für werdende Mütter und Väter, hat es hierzulande schwer.

Fachkommission fordert 38 Wochen

Das Parlament hat bisher alle Vorstösse dazu abgelehnt, zuletzt einen Vorschlag der Grünliberalen für je 14 Wochen. Immerhin muss sich der Bundesrat auf Geheiss des Parlaments nun zu möglichen Varianten eines Elternurlaubs Gedanken machen. Zudem forderte die Eidgenössische Kommission für Familienfragen (EKFF) Anfang Jahr eine Elternzeit von 38 Wochen.

Acht Wochen blieben im EKFF-Vorschlag der Mutter vorbehalten – das ist die Dauer des Arbeitsverbots nach einer Geburt. Die restliche Zeit könnte unter den Eltern aufgeteilt werden. Maximal 7 dieser 15 Wochen könnte die Mutter dann aber dem Vater abtreten.

Auf nationaler Ebene haben die SP sowie die Demokratie-Aktivisten des Vereins «We Collect» zudem seit längerem nationale Elternzeit-Initiativen angekündigt. Und die Junge Mitte hat angekündigt, via Vorstösse in kantonalen Parlamenten Druck auf den Bund machen zu wollen.